Düsseldorf Kontroverse Debatte über den Kö-Bogen

Düsseldorf · Großer Andrang bei der Podiumsdiskussion der Rheinischen Post: Im Maxhaus präsentierten die Gäste zahlreiche Ideen, wie der frei werdende Platz in der Innenstadt gestaltet werden kann.

Die Architekten und Stadtplaner gaben sich pragmatisch: Ein neuer Platz zwischen Dreischeibenhaus und Schauspielhaus sowie Schadowstraße muss funktionieren, ganz gleich, ob er mit Häusern umrahmt und eingefasst oder ob er eine grüne Verbindung zum Hofgarten ist.

Damit umschrieben sie auch die beiden Pole, die die Diskussion um die Gestaltung der Fläche des Kö-Bogens beherrschen. Während Juan Pablo Molestina und Thomas Fenner einen klar umgrenzten neuen Jan-Wellem-Platz am Ende der Schadowstraße und einem umgrenzten Gustaf-Gründgens-Platz mit ihrem Entwurf vorgeschlagen hatten, konnte sich Planungsdezernent Gregor Bonin für die Planung auch eines freien Raumes neben dem Dreischeibenhaus erwärmen. Ein Block neben dem Dreischeibenhaus sei störend, weil er die Sichtachse versperre. Denkbar sei auch ein niedriger Pavillon, der die Platzkante andeute. Ein Überdenken des bisherigen Entwurfs sei daher sinnvoll.

Diese Experten waren bei der RP-Podiumsdiskussion zur Düsseldorfer Innenstadtentwicklung
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Hartmut Miksch, der ehemalige Präsident der Architektenkammer, unterstützte dieses Nachdenken, weil der Kö-Bogen II ein sensibler Platz mitten in der Stadt sei. "Nichts ist schlimmer, als wenn sich keiner dort aufhalten will", sagte er. Diese Gefahr sieht allerdings Molestina beim Vorschlag Bonins: "Wenn der Platz nicht eng eingegrenzt ist, pulsiert dort das Leben nicht, verlaufen sich die Menschen." Und durch eine große freie Fläche zerfalle die Schadowstraße wieder in zwei Teile.

Damit der Platz in das Stadtleben einbezogen wird, forderte Miksch zudem Wohnungen in diesem Bereich. Dem stimmten im Lauf der Diskussion, die die Bürger im voll besetzten Saal des Maxhauses engagiert verfolgten, alle zu, wenn denn die Preise nicht zu hoch seien.

Der Gustaf-Gründgens-Platz als Problemkind der Stadt bewegte etliche Teilnehmer. Er wird nie zum Aufenthalt einladen, war ein Besucher überzeugt. Deshalb solle er als Durchgang zum Schauspielhaus gestaltet werden, möglicherweise mit Lichtstelen. Gartenarchitekt Georg Penker wollte die Wurzel des Übels beseitigen: "Wenn der Gustaf-Gründgens-Platz zu groß ist, dann soll er kleiner werden, sollen neue Gebäude mit Arkaden näher an das Schauspielhaus heranrücken."

Mit diesem Vorschlag wurde die Frage nach einer neuen Nutzung für den Gustaf-Gründgens-Platz, aber auch für das weitere Umfeld mit Tuchtinsel und der Einmündung der Immermannstraße berührt. Denn nur bei ansprechenden Angeboten würden auch Besucher kommen. CDU-Ratsherr Alexander Fils kann sich einen flachen Pavillon vor dem Dreischeibenhaus vorstellen, der als ansprechendes Café oder als Markthalle dienen kann. Eine Idee, die im Publikum auf Zustimmung stieß. "Die Bewohner der Schadowstraße wünschen sich Läden für den täglichen Bedarf und für Lebensmittel", sagte ein Besucher.

Die Rolle der Tuchtinsel im Rahmen des Ensembles rückt ebenfalls in den Blickpunkt der Stadtplaner. "Wir dürfen den Gustaf-Gründgens-Platz nicht isoliert sehen, sondern müssen auch die Verbindung in die bestehende Stadt hinein beachten", sagte Miksch. Das sieht Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann ebenfalls so. "Die Autos sind jetzt weg, fahren im Tunnel. Die freie Fläche muss gestaltet werden." Sie kann sich ein Hochhaus als Akzent dort vorstellen. Dort könnten auch Wohnungen eingerichtet werden. "Mit einem Hochhaus kann die Tuchtinsel, die immer ein Reststück der Stadtplanung war und auch bleibt, einen markanten Charakter bekommen", ergänzte Fils. Skeptischer ist SPD-Fraktionschef Markus Raub. "Ein Hochhaus im Süden der Tuchtinsel könnte die Johanneskirche erdrücken, im Norden am neuen Jan-Wellem-Platz für ungemütliche Fallwinde sorgen."

Angesichts der vielen Vorschläge rät Miksch zu einem klaren Verfahren: "Bei der komplizierten Sachlage ist die Stadt gut beraten, externe Gutachter mit großem Fachwissen heranzuziehen und nicht zuletzt auch auf die Bürger zu hören, damit der wichtige Platz funktioniert."

(RP)
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