Insolventes Boulevardtheater Komödie an der Steinstraße kann auf Rettung hoffen

Der Stadtrat kann sich wohl zu einer Unterstützung für das Boulevardtheater durchringen. Die Komödie soll aber bald wieder auf eigenen Beinen stehen.

 Katrin Schindler führt seit 2014 die Geschäfte der traditionsreichen Komödie an der Steinstraße.

Katrin Schindler führt seit 2014 die Geschäfte der traditionsreichen Komödie an der Steinstraße.

Foto: Andreas Bretz

Vier Monate musste die Komödie an der Steinstraße bangen, nun naht die rettende Zahlung aus der Stadtkasse: Das Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP will dem Privattheater offenbar aus der Insolvenz helfen. Auch die CDU hatte sich dafür offen gezeigt. Der Schritt ist politisch nicht unumstritten. Die wichtigsten Antworten:

Was soll die Komödie bekommen? Die Komödie soll einen Zuschuss von 50.000 Euro für dieses Jahr und jeweils 150.000 Euro für die kommenden beiden Jahre erhalten. So steht es zumindest in der Vorlage, über die der Rat am Donnerstag abstimmt. Die Grünen hatten die Förderung bislang abgelehnt. Sie wollten keine regelmäßige Förderung für ein privates Theater – das wäre in Düsseldorf ein Präzedenzfall. Das Ampel-Bündnis hat seit Monaten verhandelt. Dem Vernehmen nach wurde ein Kompromiss ausgehandelt, der am Montagabend in den Fraktionen beraten wurde. Um den Grünen entgegenzukommen, soll noch klarer herausgestellt werden, dass die Zahlung eine einmalige Nothilfe ist. Das war auch den Sozialdemokraten wichtig. Die FDP wäre auch für einen regelmäßigen Zuschuss offen, genau wie SPD-Oberbürgermeister Thomas Geisel. Das Ergebnis wollen die Ampel-Spitzen am Dienstag verkünden. Die Befürworter einer Rettung verweisen auf die lange Tradition des Theaters und die hohe Zahl von 66.000 Besuchern in der vergangenen Spielzeit.

Ist die Komödie damit auf Dauer gerettet? Sicher ist das nicht. Die Ratsleute haben auch die Einschätzung eines Wirtschaftsprüfers erhalten. Und der äußert deutliche Bedenken. Der Prüfer war sogar noch von einem höheren städtischen Zuschuss von 225.000 Euro pro Jahr ausgegangen. Sein Ergebnis: So viel Geld bräuchte die Komödie in etwa pro Jahr, damit es nicht wieder eng wird. Der Wirtschaftsprüfer hat auch andere Vorbehalte: Die Risiken eines Theaterbetriebs seien generell hoch, die Rücklagen für Investitionen etwa in den Theatersaal fehlten. Der größte Knackpunkt ist allerdings, dass der Prüfer nach den ihm vorliegenden Zahlen davon ausgeht, dass später weiter eine Förderung nötig sein wird, um den Betrieb zu sichern.

Was tut die Komödie? Das Haus will sich restrukturieren – und wieder auf eigenen Beinen stehen können. Die Komödie befindet sich seit zwei Jahren in einer sogenannten Insolvenz in Eigenverwaltung. Man hat Kosten gespart und verspricht für die kommende Saison einen „populären Spielplan“. Darüber hinaus könnte das Theater durch den Zuschuss endlich wieder sicher planen. Es gibt auch hohe Spenden von Bürgern: Der Freundeskreis hat 65.000 Euro gegeben. Eine weitere gute Nachricht: Christian Seeler, Intendant des Hamburger Ohnsorg-Theaters, hat sich mit 50.000 Euro beteiligt. Er wirkt mit bei den Plänen, das Geschäft mit Gastspielen zu stärken – das soll ein zusätzliches Standbein werden.

Welche Folgeprobleme ergeben sich? Kritiker befürchten den schrittweisen Einstieg in eine Dauerfinanzierung. Schließlich hatte die Komödie bereits zwei Mal einen städtischen Zuschuss erhalten. Außerdem stellt sich die Frage, wie die Kulturpolitiker mit Anträgen anderer Kulturschaffender umgehen. Kulturdezernent Hans-Georg Lohe weist in seiner Vorlage darauf hin, dass die Förderung der Komödie „die Abkehr von der bisherigen institutionellen Finanzierungspraxis der Stadt“ bedeute. Bis jetzt hatte es keinen Betriebskostenzuschuss für ein Privattheater gegeben. Das konkurrierende Theater an der Kö hat bereits einen Mietzuschuss beantragt, weitere Häuser könnten folgen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort