Düsseldorf Kolpinghaus wird 100 Jahre alt

Düsseldorf · Das geschichtsträchtige Gebäude an der Blücherstraße feiert Jubiläum. Einst wohnten und arbeiteten dort Auszubildende in Handwerksberufen. Heute bietet das Haus Jugendlichen ein Heim, die Betreuung brauchen oder weit von zu Hause entfernt ihre Ausbildung machen.

Das Kolpinghaus in Pempelfort wird 100 Jahre alt. Der Name "Kolping" ist ein Begriff, er steht für soziales Engagement. Aber was verbirgt sich genau hinter den Mauern des alten Gebäudes? Heute wohnen in den unteren beiden Etagen 72 Jugendliche, und in der dritten und vierten ist ein Hotel untergebracht. "Das Haus soll Auszubildenden nicht nur eine Unterkunft, sondern auch eine geistig-geistliche Heimat bieten", wünschte sich einst der Namensgeber Adolph Kolping.

Einen Einblick in das Innenleben des Hauses können Besucher am Samstag, dem Tag der offenen Tür, bekommen. Der Leiter des Jugendwohnheims, Martin Best, führt durch das Gebäude und erzählt dessen Geschichte: Der Gründer Adolph Kolping wuchs im 19. Jahrhundert in bescheidenen Lebensverhältnissen auf.

Zunächst erlernte er das Schusterhandwerk. Durch seine eigene Situation war ihm bewusst, wie wichtig eine menschenwürdige Unterkunft während der Ausbildung ist. Später holte er sein Abitur nach und wurde 1845 zum Priester geweiht. 1853 gründete er als Domvikar in Köln das erste Kolpinghaus.

Im Kolpinghaus an der Blücherstraße wohnten früher nicht nur die Lehrlinge, viele Ausbildungsstätten waren dort auch integriert. Noch heute befindet sich etwa im Keller eine Schlosserei. 2003 wurde das Haus jedoch umfassend saniert, und es entstanden 72 neue Schlafplätze. Die Jugendlichen im Alter von 16 bis 27 Jahren sind in Einzel- oder Doppelzimmern untergebracht, teilen sich zu zweit ein Bad und mit mehreren eine Küche.

Die Hälfte von ihnen bekommt eine so genannte "sozial-pädagogische Begleitung", das heißt, Pädagogen helfen beim Start ins selbständige Leben. Sie geben Ratschläge beim Gang zum Amt oder veranstalten Kochkurse. Die restlichen Bewohner sind Azubis, die nicht aus Düsseldorf stammen. Als "Heimat in der Fremde" beschreibt Best das Motto. Noch heute hat Köln zwölf Häuser, Düsseldorf hingegen nur das eine. "Das ist viel zu wenig", findet Best. Die Nachfrage übersteige das Angebot.

(RP)
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