Kolumne Die Woche Im Rathaus Begrünung wieder eine Enttäuschung?

Düsseldorf · Vor der entscheidenden Ratssitzung am kommenden Donnerstag wird klar: Die Ratsmehrheit will den Investoren am Gründgens-Platz nicht zu viel vorschreiben. Grünplaner sind für das Millionenprojekt nur eine Option.

 Hier ist die Simulation mal anders zu sehen: Der Ingenhoven-Bau am Gründgens-Platz mit verwelkten Blättern.

Hier ist die Simulation mal anders zu sehen: Der Ingenhoven-Bau am Gründgens-Platz mit verwelkten Blättern.

Foto: Ingenhoven / Alexander Schmitz / Bearbeitung: RP

Bekommen die Düsseldorfer, was die Simulationen für die Innenstadt versprochen haben? Die Frage ist beim Großprojekt Kö-Bogen leider berechtigt. Wenn sich die Frage allein aufs Grün in der Fassade der Libeskind-Bauten konzentriert, fällt die Antwort klar aus. Da ist viel versprochen und wenig gehalten worden. Von der Begrünung, die in den bunten Bildern angekündigt wurde, ist in der Wirklichkeit nicht viel zu sehen. Bonsai statt üppiger Vegetation. Es herrscht karge Designer-Ästketik wie bei jemandem, der sich daheim aufs Sideboard keinen Blumenstrauß stellt, sondern nur eine einzelne Rose in der schlanken Vase.

Auf der Hompepage der Entwickler liest sich das noch heute anders: "Auf den Seiten zum Hofgarten und zur Königsallee gibt es fünf Meter breite und zwei Meter tiefe, diagonale Fassadeneinschnitte. Der auf diese Weise entstehende Außenraum ist mit skulpturalen Elementen besetzt, die zum Teil intensiv begrünt werden. Die Begegnung von Stadt und Landschaft, um die es am Kö-Bogen geht, wird so im Gebäude selbst thematisiert: Natur und Architektur sind miteinander in einzigartiger Weise verknüpft." Stolze Worte, deren Pathos angesichts des Ergebnisses doch ein wenig deplatziert wirkt.

Wird auch beim Ingenhoven-Tal viel versprochen und wenig gehalten?

Wird sich das beim "Ingenhoven-Tal" am Gustaf-Gründgens wiederholen? Auch dort gibt es jetzt Bilder in den Köpfen, die stimmungsvollen Simulationen zu verdanken sind. Architekt Christoph Ingenhoven denkt an Hainbuchen, und es war bei der Bürgerinformation im Heine-Saal ein Aha-Effekt, als klar wurde, dass mit einer solchen Art der Bepflanzung der große Komplex über ein halbes Jahr wie eine braune Trutzburg wirken würde, weil die Blätter abgewelkt sind.

Das will nun auch die Ratsmehrheit verhindern und hat diese Woche für die Ratssitzung am kommenden Donnerstag, in der Ingenhoven den Zuschlag erhalten soll, einen Ergänzungsantrag gestellt. Darin wird festgeschrieben, dass es Cafébetrieb am Platz und eine immergrüne Bepflanzung geben soll, die an das "Düsseldorfer Lokalklima" angepasst ist.

Städtebaulicher Vertrag muss noch formuliert werden

Die Wünsche der Politiker sind die Grundlage für einen städtebaulichen Vertrag, der noch formuliert werden muss. Leider gehen ihre Wünsche — oder aber ihr Mut — nicht weit genug, was im Herzen der Stadt schwerwiegende Folgen haben kann. Denn sie haben sich in ihrem Antrag nicht getraut, Top-Qualität wirklich festzuschreiben. So sollen Fachplaner zur Fassadenbegrünung wie der Franzose Patrick Blanc nur "gegebenenfalls" hinzugezogen werden. Diese pflaumenweiche Formulierung lässt alles zu. Wer weiß, vielleicht schauen wir in ein paar Jahren am Gründgens-Platz ja auf viele kleine Buchsbäume. Die sind ganzjährig grün, das reicht ja...

So darf es nicht ausgehen. Ingenhoven hat mit seinem Entwurf die Mehrheit der Entscheider überzeugt, bei denen in ersten Reaktionen Worte der Begeisterung zu hören waren: "Weltklasse", "wie bei den Azteken" oder "wie von Patrick Blanc designt". Die Stadt bringt ihr Baufeld 4 — wo jetzt die dreieckig ansteigende Gastro-/Markthalle entstehen soll — ein, eben weil sie nicht den Tunnelbau damit bezahlen, sondern beste städtebauliche Qualität verwirklicht sehen will.

Die muss sie sich nun auch garantieren lassen. Ob Superstar Patrick Blanc, der den Planern wohl einfach zu teuer ist, oder ein anderer Fachmann das Gebäude zu einer Grün-Skulptur macht, ist nicht entscheidend. Das Ergebnis muss stimmen. Viele Geschäfte und Top-Marken sind für die Einkaufsstadt Düsseldorf wichtig — sie sind aber auch woanders zu finden. Die Einzigartigkeit der City und ihrer Architekturen aber ziehen die Menschen an und sichern die Prosperität der Stadt.

(RP)
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