Landespoltiker im Maritim Koalitionspoker im Saal Peking

Düsseldorf · Wenn sich CDU und SPD morgen zu Gesprächen über eine große Koalition auf Landesebene treffen, dann tun sie das im gediegenen Ambiente des Maritim-Hotels am Düsseldorfer Flughafen. Dort ist man solche Termine gewohnt: Neulich war Angela Merkel da und Guido Westerwelle auch.

 Sous-Chefin Antje Dierking zeigt, was es morgen zu essen gibt.

Sous-Chefin Antje Dierking zeigt, was es morgen zu essen gibt.

Foto: RP, Bretz

Wenn Andreas Ewald, Vize-Chef des Maritim-Hotels am Düsseldorfer Flughafens, über die Konferenzräume seines Hotels redet, dann gerät der Mann leicht ins Schwärmen. Aus Kirschbaum die Wandpaneele, fix sind die Trennwände wegklappbar, und die von der Decke wie schwerelos herabschwebenden apfelsinen-großen Lampen ergeben die Optik eines lichtdurchfluteten Wasserfalls. Das, so Ewald, soll für entspannte Stimmung sorgen.

Kein schlechtes Omen also für morgen. Dann nämlich treffen in diesen Räumen die Emissäre von CDU und SPD aufeinander. Über ein mögliches Bündnis wollen sie sprechen, und da wäre gute Stimmung ja nicht schlecht. Hannelore Kraft, für die SPD dabei, wird möglicherweise etwas genauer hinschauen bei den Namen für die Räume. Peking A, B und C heißen sie, insgesamt haben sie 358 Quadratmeter Platz, sind nahezu gleichgroß, aber getrennt, lassen sich jedoch schnell zu einer großen Einheit verbinden (Achtung: Symbolik!).

Als Frau Kraft vorige Woche mit den Linken und den Grünen im Holiday Inn an der Kö sprach, hieß der Raum Vision — und aus der (sollte es sie denn jemals gegeben haben!) wurde ja bekanntlich nix. Nun also Peking! Tiefere Bedeutung? Nein, Fehlanzeige — das Maritim nutzt lediglich Namen von Städten oder Ländern, in denen es Häuser des Konzerns gibt oder gab. Der Pressetross, den man erwartet (übrigens deutlich größer als die 30-köpfige Verhandlungsdelegation) wird im Saal Dubai untergebracht, anders als in der geographischen Realitätnur wenige Meter von Peking entfernt.

Größer ist die kulinarische Kluft. Gebäck gibt's für das Medienvolk, so jedenfalls die Planung. Anders bei den um NRWs Zukunft Ringenden: Die Küche wird unter der Regie von Sous-Chefin Antje Dierking kleine Platten anrichten, auf denen knusprige Schnitzelchen auf Kartoffelsalat, angebratene Blutwurst und Lachsbrötchen locken, auch Spargel soll es geben. Alles ganz leicht, sagt die Köchin. Man habe auf allzu Deftiges verzichtet. Und womit spült man das hinunter? Tagungsgetränke, heißt das im Jargon der Hotel-Experten — gemeint sind Tee, Kaffee, Wasser und Fruchtsäfte. Alkohol ist tabu. Fürs Hotel ist das Treffen Routine. Alle Parteien seien schon dagewesen, sagt man. Bis auf die Linke. Noch vor wenigen Wochen war Angela Merkel mit CDU-Granden zu Gast, Guido Westerwelle traf vor der NRW-Wahl dort auf hiesige Parteifreunde.

Und während im Saal Peking vielleicht die Weichen für NRWs Zukunft gestellt werden, tagt zeitgleich ein paar Gänge weiter eine riesige Gruppe der Commerzbank: 800 Teilnehmer sind gemeldet. Das Maritim hat offenbar einen guten Ruf als Ort für diskrete Verhandlungsrunden. Natürlich nennt die Führungs-Crew keine Namen — aber eins lässt sie doch raus: Für regelrecht konspirative Treffen ist es perfekt, vom Flughafen oder aus der Tiefgarage kommend kann man die Tagungsräume unerkannt erreichen. Das ist für morgen nicht geplant und wird auch nicht passieren: Dutzende Journalisten haben sich angesagt und schon nach den besten Plätzen für die Kameras gefragt. Von außen wird's keine Bilder geben: Die Vorhänge und Rollos der Fenster sind blickdicht.

Mehr zur Landtagswahl lesen Sie in unserem Special.

(RP)
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