Frank Theobald Und Reiner Worbs Klüh will 700-Millionen-Marke durchbrechen

Düsseldorf · Die Chefs der Dienstleistungsfirma über Düsseldorf, das höchste Gebäude der Welt und den plötzlichen Tod ihres Kollegen Uwe Gossmann.

 Der Vorsitzende der Klüh-Geschäftsführung, Frank Theobald (l.), mit seinem Kollegen Reiner Worbs. Sie haben vorübergehend die Aufgaben des verstorbenen Uwe Gossmann übernommen. Klüh wächst vor allem in Asien.

Der Vorsitzende der Klüh-Geschäftsführung, Frank Theobald (l.), mit seinem Kollegen Reiner Worbs. Sie haben vorübergehend die Aufgaben des verstorbenen Uwe Gossmann übernommen. Klüh wächst vor allem in Asien.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Erst vor wenigen Tagen ist Ihr Geschäftsführer-Kollege Uwe Gossmann plötzlich und unerwartet gestorben. Wie können Sie diese Lücke schließen?

Theobald Wir sind noch tief geschockt - in einer Trauerphase. Die Lücke, die Uwe Gossmann unübersehbar hinterlässt, ist noch nicht geschlossen. Vorübergehend haben wir Herrn Gossmanns Aufgaben auf die Holding-Geschäftsführung verteilt. Er war für die Auslandsmärkte verantwortlich und war in diesem Bereich sehr erfolgreich. Über eine mögliche Nachfolge haben wir noch nicht entschieden.

Welches sind die für Sie relevantesten Auslandsmärkte?

Theobald Herausragend ist unsere Entwicklung in China. Dort haben wir uns auf den Krankenhausmarkt konzentriert und zurzeit schon mehr als 10.000 Mitarbeiter. Wir versuchen, chinesischen Fleiß mit deutscher Qualität zu vereinen. Bei den Hygienekriterien im Land haben wir Maßstäbe gesetzt.

Wie läuft Ihr Geschäft auf der arabischen Halbinsel, in Südeuropa und der Türkei?

Worbs In Dubai konnten wir den Servicevertrag für das höchste Gebäude der Welt, den Burj Khalifa, verlängern, sicherlich ein Prestigeprojekt. Wie für andere Anbieter auch liegt dort der Fokus darauf, dass es gelingt, Arbeitnehmer aus Pakistan und Bangladesch anzuwerben und in den Emiraten rundum zu betreuen. Vor Ort gibt es in den Emiraten kaum Mitarbeiter für unsere Dienstleistungstätigkeiten.

Theobald In der Türkei sind wir heute ein Vollsortimenter, wir bieten Reinigung, Catering, Personalservice, Arbeitnehmerüberlassung und Security an. Vom spanischen Markt haben wir uns dagegen zurückgezogen. Die wirtschaftliche Lage in dem Land machte ein weiteres Engagement unattraktiv.

Wie ist das Geschäftsjahr 2015 insgesamt für Klüh verlaufen?

Theobald Im Vergleich zum Vorjahr konnten wir den Umsatz der Gruppe 2015 um 8,6 Prozent auf 685,3 Millionen Euro steigern - und das ohne Zukäufe. In Deutschland erzielte das Unternehmen ein Plus von 5,7 Prozent und lag damit über dem Branchenschnitt. International stieg der Umsatz um mehr als 17 Prozent trotz der strategischen Entscheidung, sich aus dem spanischen Markt zurückzuziehen. Während das internationale Geschäft mit 190,2 Millionen Euro zum Gesamtumsatz beiträgt, setzte Klüh in Deutschland 495 Millionen Euro um.

Worbs Deutschland ist unser wichtigster Markt, den wir dadurch gestärkt haben, dass wir unser flächendeckendes Niederlassungs-Netz ausgebaut haben.

Welche Bedeutung hat Düsseldorf?

Worbs Wir legen Wert darauf, ein national tätiger Anbieter in Deutschland zu sein. Aber herkunftsbedingt ist Düsseldorf sehr wichtig. Hier haben wir mit Messe, Flughafen, Metro, Provinzial oder der Stadtsparkasse sehr bedeutende Kunden. Auch im Rahmen des Starts der neuen Wehrhahnlinie waren unsere Mitarbeiter - sehr präsent - im Einsatz. Wir haben im Raum Düsseldorf 3500 Mitarbeiter.

2015 war das erste Jahr in Deutschland mit einem gesetzlichen Mindestlohn. Wie hat sich die Einführung auf Ihr Unternehmen und die Branche ausgewirkt?

Theobald Überraschend positiv. Der deutsche Mindestlohn hat Wettbewerber vom Markt gefegt, die nicht seriös waren, was dem Ruf der Branche geschadet hat. Jetzt arbeiten wir mit Konkurrenten auf Augenhöhe. Wir begrüßen den Mindestlohn sehr, zumal er uns wirtschaftlich insofern nicht trifft, als dass wir schon vorher überwiegend über dem heutigen Mindestlohnniveau gezahlt haben.

Gelingt es Ihnen heute noch, qualifizierte Mitarbeiter zu finden?

Worbs Die Mitarbeiter-Akquise ist die größte Herausforderung, wir haben in Folge der niedrigen Arbeitslosenquote einen reinen Arbeitnehmer-Markt. Wir versuchen, viel durch die eigene Ausbildung wettzumachen, etwa durch die 2014 gegründete Klüh-Akademie hier in Düsseldorf. 2015 haben wir hier am Wehrhahn mehr als 1000 Mitarbeiter weitergebildet.

Wie ist Ihre Prognose für das laufende Geschäftsjahr?

Theobald Der Start in das neue Geschäftsjahr ist vielversprechend. Die Klüh Gruppe wird nach aktuellem Stand 2016 zum ersten Mal in der Firmengeschichte voraussichtlich einen Umsatz von über 700 Millionen Euro erwirtschaften. Darauf sind wir sehr stolz.

THORSTEN BREITKOPF FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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