Düsseldorf Klinik entfernt gefährliche Silikonkissen

Düsseldorf · Iris Herold ist mit ihrer Klage auf Schadenersatz eine Vorkämpferin für die bundesweit rund 5000 Frauen mit Billigimplantaten der Firma PIP. Die Kö-Klinik honoriert ihr Engagement und operiert sie kostenlos.

 Iris Herold wird in der Kö-Klinik vom Schönheitschirurgen Edouard H. Manassa betreut und operiert. Am 21. Dezember ist der OP-Termin.

Iris Herold wird in der Kö-Klinik vom Schönheitschirurgen Edouard H. Manassa betreut und operiert. Am 21. Dezember ist der OP-Termin.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Die Gefahr in Iris Herolds Körper hat ein Gewicht von 620 Gramm. So viel wiegen die beiden Silikonkissen in der Brust der 40-Jährigen, von denen die dreifache Mutter seit Anfang des Jahres weiß, dass sie aus Industriesilikon des französischen Herstellers Poly Implant Prothèse (PIP) bestehen. Die Implantate stehen im Verdacht, leicht reißen und sogar Krebs auslösen zu können. Doch noch immer muss Iris Herold mit der Gefahr leben: Das Landgericht Karlsruhe hat über ihre Klage auf Schadenersatz — die bundesweit erste in dem Skandal um Billigimplantate — noch kein Urteil gefällt und Herold hat nicht das Geld, um sich die schadhaften Silikonkissen entfernen zu lassen.

Als Jürgen Stamm, Geschäftsführer der Kö-Klinik, im Fernsehen von Iris Herolds Kampf um Aufklärung in dem Skandal erfährt, will er der 40-Jährigen helfen. "Das ist eine langwierige Sache vor Gericht", sagt Stamm, "das Unternehmen ist pleite, bis es zu einem Urteil kommt, könnten Jahre vergehen. Deswegen wollten wir gerne helfen." Herold erinnert sich an den Anruf aus Düsseldorf noch sehr gut. "Es war direkt nach dem ersten Prozesstag und ich konnte es kaum glauben. Ich bin der Klinik sehr, sehr dankbar für diese Hilfe." Gestern war sie bei ihrem ersten Beratungsgespräch in der Klinik. Schönheitschirurg Edouard H. Manassa informierte sie über den Ablauf der Operation und wird ihr dort am 21. Dezember die schadhaften Implantate entfernen und durch neue ersetzen.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte empfiehlt, die Implantate wegen der hohen gesundheitlichen Risiken entfernen zu lassen. Doch die Kassen übernehmen die Kosten nur, wenn die Brustvergrößerung medizinische Gründe hatte. In Herolds Fall daher nicht. "Ich entschied mich zur Operation, weil ich nach drei Kindern mit meinen Brüsten unzufrieden war", sagt Herold, "und weil wegen einer Zyste ohnehin ein Eingriff anstand." 5800 Euro bezahlte Iris Herold im April 2007 ihrem Karlsruher Schönheitsspezialisten für den Eingriff. "Er versprach mir, dass die Silikonkissen die besten und teuersten Implantate auf dem Markt sind und ein Leben lang halten", erinnert sich Herold. Doch schon 2010 spürt Herold ein Ziehen in der rechten Brust, dann Schmerzen und auch ein Taubheitsgefühl im Gesicht. Ihr Arzt, sagt sie, habe sie zu beruhigen versucht, habe gesagt, dass alles in Ordnung sei.

Erst aus den Medien erfährt Iris Herold Anfang des Jahres von der 620 Gramm schweren Gefahr in ihrer Brust und schließlich nach einem Ultraschall von ihrem Frauenarzt, dass das Silikonkissen in der rechten Brust Risse aufzeigt. "Man hat uns Frauen großes Unrecht angetan", sagt Herold. Mit ihrer Klage wolle sie nicht nur Schadenersatz, sondern auch moralische Wiedergutmachung. "Ich will völlige Aufklärung und dass alle Betroffenen die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen". Ihre Klage richtet sich daher nicht nur gegen ihren Facharzt, dem sie mangelhafte Aufklärung vorwirft, sondern auch den TÜV Rheinland, der die Implantate zertifizierte.

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