Forschung in Düsseldorf Klimaaktivisten werden Co-Forscher
Düsseldorf · Am Forschungsprojekt der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität sind Teilnehmer der Fridays-for-Future-Bewegung beteiligt. Das Ganze ist Teil des Konzepts der sogenannten Bürgeruni.
(UR) Die Bewegung ist fast unsichtbar geworden: Corona hat Friday for Future von Straßen und Plätzen verbannt, demonstriert wird – wie zuletzt am Freitag – im Internet. Aber wer sind die Düsseldorfer Teilnehmer? Und wie sind sie organisiert? Das will ein Forschungsprojekt der Heine-Universität herausfinden, das gemeinsam mit Aktivisten geplant ist. Zurzeit laufen die Vorbereitungen für den Zeitpunkt, an dem sich das forschende Team wieder in einem Raum treffen kann. Eine öffentliche Ringvorlesung zum Thema Klimakrise informiert ab heute über das Projekt – abrufbar als Videostream.
Die Bürgeruniversität will nicht nur Themen in die Öffentlichkeit transportieren, die von aktueller gesellschaftlicher Relevanz sind, sie will bei einigen Projekten auch Bürger aktiv an Forschungsprojekten beteiligen. Und was würde sich dazu besser anbieten als die Friday-for- Future-Bewegung mit ihrem Kampf gegen die Klimakrise? „Wir wollen erfahren, warum die Bewegung so erfolgreich ist und dabei die Perspektive der Aktivisten einnehmen“, erläutert Anna Soßdorf vom Lehrstuhl für Politikwissenschaft. 15 Studierende, Schülerinnen und Schüler haben sich gemeldet, um den Part der Co-Forscher zu übernehmen und in der vielschichtigen Bewegung unter anderem eine zentrale Frage zu klären: „Wer sind wir eigentlich?“
Das Projekt wird daher als Pionier gesehen: Die wissenschaftlichen Methoden seien nicht von den forschenden Profis vorgegeben, sondern sollen gemeinsam mit den Aktivisten erarbeitet werden, auch jenseits der traditionellen Arbeitsweise von Sozialwissenschaftlern. „Sie bestimmen auf Augenhöhe den Weg zum Erkenntnisgewinn“, so Anna Soßdorf. Die Gruppe soll sich praktisch selbst erforschen. Möglicherweise aber ließe sich von der Bewegung auch lernen, wie sich gesellschaftliche Gruppen stärker in politische Prozesse einbinden ließen. „Also, wie sich Bürgerbeteiligung in Zukunft generell stärken lässt.“
Die Ringvorlesung „Aspekte der Klimakrise“ mit 13 Einzelthemen wird von einem Team des Instituts für Physikalische Chemie mit Studierenden organisiert. Da der Vorlesungsbetrieb der Uni wegen der Corona-Krise eingestellt ist, geht auch diese Ringvorlesung mit 13 Themen einen digitalen Weg, alle Vorträge wurden per Video aufgezeichnet und sind immer montags ab 16.15 Uhr online abrufbar: www.youtube.com/c/MichaelSchmittderLasermichel.
Bisher ging es um die Themen „Sind wir schon in der Klimakrise?“ und „Warum verändert sich das Klima?“ von Michael Schmitt vom Institut für Physikalische Chemie. Bei der Ringvorlesung am 27. April wird das Projekt über die Friday-for-Future-Bewegung von Anna Soßdorf vorgestellt. In den nächsten Wochen rücken „Unternehmen und der Klimawandel“ und „Alte Dieselmotoren – neue Ideen“ in den Fokus.