Schwerpunkt Carlstadt "Klein-Paris" hat nur wenige Macken

Düsseldorf · Am Stand der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post auf dem Carlsplatz wurde der Stadtteil zum großen Teil gelobt. Vor allem die zahlreichen inhabergeführten Geschäfte werden geschätzt, aber auch die vielen Kultur-Angebote.

 Die beiden RP-Redakteure Hans Onkelbach (l.) und Anke Kronemeyer (re.) im Gespräch mit Wilhelm Breuer, Ursula Brinkmann und Heinrich Spohr. Bei der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post ging es um die Carlstadt.

Die beiden RP-Redakteure Hans Onkelbach (l.) und Anke Kronemeyer (re.) im Gespräch mit Wilhelm Breuer, Ursula Brinkmann und Heinrich Spohr. Bei der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post ging es um die Carlstadt.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Dem einen fehlen Fahrradständer, der andere regt sich über pöbelnde Jugendliche am Alten Hafen auf, der nächste sucht dringend eine bezahlbare Wohnung.

Und trotzdem sind alle einer Meinung: "In der Carlstadt fühlt man sich wie in Paris." Die Leser der Rheinischen Post, die am Samstag zur Mobilen Redaktion auf den Carlsplatz kamen, fühlen sich in ihrem Viertel einfach wohl und wollen nirgendwo anders wohnen. "Man hat doch hier wirklich alles vor der Haustür", sagen Wilhelm Breuer und Heinrich Spohr, beide Anwohner des Stadtteils.

Auch die Händler vom Carlsplatz sind zufrieden: Wolfgang Harste verkauft seit zwölf Jahren Pfannen und Töpfe. "So einen Stand mit ,Pött und Pann' gab's doch früher auf jedem Markt — darum freuen sich viele Kunden, wenn sie mich hier entdecken." 60 Händler bieten an fast jedem Tag der Woche ihre Waren von Kräuter, Obst, Gemüse oder Käse an. "Alle Stände sind vermietet", sagt Harste und macht damit deutlich, dass dieser Flecken durchaus wirtschaftlich lukrativ ist.

Ursula Brinkmann betreibt ein Geschäft mit maßgeschneiderter Damenoberbekleidung, hat auch ihr Atelier ganz in der Nähe an der Wallstraße. "Die Hohe Straße hat eine gute Geschäfts-Mischung und ist einfach eine gute Straße für Mode", meint sie und freut sich sogar auf eine neue Nachbarin: Petra Glatz-Zalish eröffnet am Freitag in der früheren Altstadt-Buchhandlung eine Boutique.

Die Unternehmerin hat sich ganz bewusst für diesen Stadtteil entschieden, weil sie glaubt, dass die Mode, die sie verkauft, dort gut ankommt. Sie kennt die Carlstadt noch gut: Bis in die 90-er Jahre betrieb sie an der Grabenstraße einen Laden, zog dann nach Benrath um und kehrt nun zurück.

Alles, was in der Carlstadt den Zusatz "Altstadt" hat, liegt verkehrt. "Denn Altstadt ist hier das falsche Wort", moniert Heinrich Spohr. "Müsste eigentlich alles nach der Carlstadt benannt sein." Er lebt mit seiner Familie am Alten Hafen. Dort nerven vor allem im Sommer und abends Jugendliche, die dort regelmäßig volltrunken randalieren und die Anwohner und Geschäftsleute belästigen. "Alle sind machtlos", sagt Spohr.

Der OSD werde zwar regelmäßig gerufen, könne aber eigentlich nicht viel tun. Die Störer verschwinden für kurze Zeit, kommen dann aber schnell wieder.

Für diese Ecke gibt es übrigens Neubaupläne: Das städtische Gebäude gegenüber des Schiffchens, das direkt am Alten Hafen liegt und in dem früher die EDV der Stadt untergebracht war, soll abgerissen werden. Ein Investor will dort schicke Wohnungen bauen, es ist aber auch eine Erweiterung des Hetjens-Museums im Gespräch.

Das Thema Wohnen war ebenfalls Diskussionspunkt bei der Mobilen Redaktion: Kaltmieten von 12,30 Euro pro Quadratmeter sind keine Seltenheit an Hohe Straße, Post- oder Südstraße. Wer eine bezahlbare Wohnung sucht, braucht Geduld. Auch wenn einige Wohnungen zurzeit leer stehen. "Die sind aber enorm teuer", weiß Ursula Brinkmann aus eigener Erfahrung.

Wilhelm Breuer, der an der Hohe Straße lebt, ärgert sich nur über eines: dass es keine Fahrradständer auf dieser Straße gibt. "Ständig werden die Räder an unsere Häuser gelehnt und beschädigen somit die Fassaden, die wir Hausbesitzer dann wieder reparieren müssen." Sein Vorschlag: an der Bastionstraße einen zentralen Fahrradständer aufbauen.

RP-Leser Heinrich Spohr schätzt neben den zahlreichen inhabergeführten Läden auch das Kultur-Angebot in der Carlstadt. Museen, Institute, Galerien — alles sei fußläufig gut zu erreichen.

Wenn jetzt noch das alte Kino, die "Kurbelkiste" unter dem Carlsplatz öffnen würde, wäre es ganz perfekt. Für ihn ebenfalls wichtig: die gute medizinische Versorgung durch Ärzte unterschiedlicher Disziplinen in diesem kleinen Stadtteil.

(RP/ila)
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