Staatspräsident in Düsseldorf Klaus eilt von Termin zu Termin

Um 10 Uhr landete der tschechische Staatspräsident Václav Klaus in der Landeshauptstadt, sieben Stunden später hob er wieder ab. Dazwischen reihte sich Termin an Termin: Messe, Staatskanzlei, Rathaus - inklusive Diskussion. Dabei ging es vor allem um eins: das neue Buch des Präsidenten.

 Vaclav Klaus in Düsseldorf.

Vaclav Klaus in Düsseldorf.

Foto: RP/ Andreas Bretz

Staatsbesuch ist in Düsseldorf keine Seltenheit. Aber ein Staatspräsident, der nicht nur Thesen in ein Buch schreibt, die manchen provozieren, sondern sich dann bei seinem Besuch einer Diskussion stellt, ist selten. Aber Václav Klaus, das Staatsoberhaupt der wirtschaftlich boomenden Tschechischen Republik, hat sich noch nie um das gekümmert, was andere so machen. Schließlich schwimmt er auch mit seinem neuen Buch gegen den Strom. Unter dem Titel "Blauer Planet in grünen Fesseln - Was ist bedroht: Klima oder Freiheit?" rechnet der 66-Jährige mit der Klimaschutz-Bewegung ab und nimmt insbesondere Al Gore aufs Korn.

Wirtschaft ist das Metier des Volkswirts. Deshalb führt auch sein erster Weg, nachdem seine Maschine gestern um 10 Uhr in der Landeshauptstadt gelandet ist, zur Düsseldorfer Messe, die auch Haupteigner der Messe im tschechischen Brünn ist. "Mit Václav Klaus verbindet uns eine fast freundschaftliche Beziehung", sagt Messe-Chef Werner Dornscheidt.

Mit einer Fünfer-Polizeieskorte rollen die Limousinen von der Messe zur Staatskanzlei, wo Ministerpräsident Jürgen Rüttgers den Roten Teppich ausgerollt hat und mit seinem Gast eine Stunde lang hinter verschlossenen Türen spricht. "Wir öffnen dem Ministerpräsidenten eben alle Türen", bemerkt Oberbürgermeister Joachim Erwin dazu süffisant. Denn den größten Teil seiner knappen Zeit verbringt Klaus in Erwins Rathaus. Auch dort ist der Rote Teppich ausgerollt, an den Masten wehen die Flaggen von Tschechien, NRW und Düsseldorf, die Blumenbouquets sind in den tschechischen Nationalfarben gebunden: Rot, Weiß, Blau. "Vítame Vás", heißt der OB den Präsidenten auf Tschechisch willkommen.

Nach einem Drei-Gang-Menü im Saal des Ältestenrats und dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt beginnt der interessanteste Teil: Moderiert von RP-Chefredakteur Sven Gösmann stellt Klaus seine Thesen vor und sich den Fragen der rund 160 geladenen Gästen. "Ich finde es interessant, dass er eingeladen worden ist", sagt US-Generalkonsul Matt Boyse, "weil nur wenige Menschen sich trauen, diese Meinung zu äußern - obwohl sie so denken."

Wie Klaus denkt? Der Klimawandel ist keiner, sondern eine natürliche Schwankung im Rhythmus der Natur, Klimaschutz ist nutzlos, beschränkt den Wohlstand, Ökologismus ist ideologischer Ersatz für den Sozialismus. Da dauert es nicht lange, bis zur kritischen Frage aus der Reihe der Grünen. Klaus reagiert mit Humor: "Den Grünen schenke ich das Buch sogar", ruft er Grünen-Fraktionschef Günter Karen-Jungen zu und lässt es sich nicht nehmen, ihm das Buch persönlich zu überreichen. CDU-Ratsherren, die FDP-Fraktionschefin stellen Fragen. Der Präsident springt auf, zeichnet flugs eine Kurve auf das Flip-Chart und erklärt, dass in Kanada der CO2-Ausstoß nicht gesunken ist. Er lacht, er schlägt sich auf die Stirn, er moduliert geschickt seine Stimme. Am Ende sind noch viele Fragen offen und die Zeit doch vorbei.

Als Václav Klaus wenig später zur Signierstunde bei Droste in den Schadow Arkaden erscheint, erwarten ihn zahlreiche Fans wie einen Pop-Star. "Endlich traut sich jemand, die Wahrheit auszusprechen", sagt Karl Kleinschmit. Der Landwirt ist der Meinung, dass die Debatte über die globale Erwärmung zu einer Klimaschutz-Hysterie geführt hat. Viele andere sehen es genauso. Innerhalb von 30 Minuten sind 50Exemplare verkauft.

Eine halbe Stunde später hebt das Flugzeug Richtung Prag ab. Mission Düsseldorf ist für Klaus erfüllt.

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