Düsseldorf Kita-Platz nur bei richtiger Konfession

Düsseldorf · Katholische Kitas räumen Kindern der eigenen Konfession Vorrang ein. Mit Folgen: Eine Familie, deren Kind anders als angegeben doch evangelisch getauft wurde, kassierte eine Absage. Die Diakonie verfolgt eine andere Philosophie.

 Sind enttäuscht: Patrick und Eva-Maria Horn mit ihrem Sohn Leonard, der im März zwei Jahre alt wird, vor der Hammer Kita St. Blasius.

Sind enttäuscht: Patrick und Eva-Maria Horn mit ihrem Sohn Leonard, der im März zwei Jahre alt wird, vor der Hammer Kita St. Blasius.

Foto: andreas endermann

Für Patrick und Eva-Maria Horn war es eine herbe Enttäuschung. "Wir wohnen in Hamm und waren glücklich, als wir in der einzigen Kita des Stadtteils einen Platz für unseren Sohn Leonard zugesagt bekamen", sagt der 35-jährige Mediziner. Doch die Freude über den Platz im St.-Blasius-Kindergarten währte nur kurz. Als seine Frau, die der katholischen Kirche angehört, in einem Gespräch erwähnte, ihr Kind sei - anders als im Vormerk-System Kita-Navigator vor vielen Monaten angegeben - nun doch evangelisch getauft worden, ließ die Leiterin der Einrichtung das Ehepaar wissen, "dass wir unter der Voraussetzung, dass Ihr Kind evangelisch ist, die Ihnen gegebene Zusage nicht aufrechterhalten können, da es noch sehr viele katholische Kinder in unserer Pfarrgemeinde gibt, die auf einen Kita-Platz warten".

Gerechnet hatte Eva-Maria Horn damit nicht, auch nicht mit dem "eher rauen Ton", in dem das Ganze ihrer Einschätzung nach kommuniziert wurde. "Wir wollten nicht schummeln oder uns etwas erschleichen, sondern hatten tatsächlich vor, die Konfession des Kindes an mir auszurichten", meint die 34-Jährige, die auch Ärztin ist. Anders gekommen sei es dann nach Gesprächen mit ihrem Schwiegervater, einem evangelischen Pfarrer im Ruhestand. Ihren Sohn Leonard werden die beiden nun weiter jeden Morgen in die private Kita "Krabbelkäfer" in Flehe bringen müssen. Natürlich könne man so argumentieren, wie es die Kita St. Blasius getan habe. "Aber wir fragen uns schon, ob das noch zeitgemäß ist."

Stadtdechant Ulrich Hennes steht hinter der Entscheidung des Hammer Kindergartens. "Wir schließen niemanden aus, aber wir bevorzugen Kinder, die unserer Kirche angehören, wenn es mehr Anmeldungen katholisch Getaufter als Plätze gibt", sagt der Pfarrer. Der Träger könne über die Kriterien frei entscheiden. Dabei sei die Konfession eines von mehreren Kriterien. "Geschwisterkinder haben Vorrang, Alleinerziehende, die ihren Lebensunterhalt verdienen müssen und einen Job haben, im Zweifel auch", sagt Hennes.

Tatsächlich lässt die Stadt den Trägern bei der Formulierung von Vorrang-Kriterien freie Hand. Auf Grundlage des Sozialgesetzbuches handelten diese autonom. "Bei nichtstädtischen Kitas hat das Jugendamt keinen Einfluss darauf", heißt es aus dem Rathaus.

Etwas anders als die katholische Kirche handhabt die Diakonie bei den von ihr betriebenen evangelischen Kindertagesstätten die Konfessionszugehörigkeit. Nur ein gutes Drittel der dort betreuten rund 3000 Jungen und Mädchen sind evangelisch. "Etwa 20 Prozent haben keine Religion, 14 Prozent sind katholisch, neun Prozent muslimisch", sagt Stefan Paschmanns, Vize-Abteilungsleiter für Tageseinrichtungen. "Unsere Philosophie ist, dass sich auch in einer evangelischen Kita die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit widerspiegeln sollte." Die Konfession sei daher ein wichtiges, aber eben kein K. O.-Kriterium.

(jj)
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