Kita-Notstand Düsseldorf will Tageseltern die Miete zahlen

Düsseldorf · Wer Räume anmietet, um Kinder unter drei Jahren zu betreuen, darf auf Unterstützung hoffen. Ohne die Tagespflege hätte die Stadt Düsseldorf ein Problem. Es gibt zu wenige U3-Plätze in Kitas – trotz eines massiven Ausbaus der Kapazitäten.

 Ursula Langen mit Anna (2), Frieda (1) sowie Noé (2). Die Tagesmutter möchte, dass ihre Schützlinge bis zum dritten Lebensjahr bleiben können. "Die Eltern haben aber Angst, später keinen Kita-Platz mehr zu bekommen."

Ursula Langen mit Anna (2), Frieda (1) sowie Noé (2). Die Tagesmutter möchte, dass ihre Schützlinge bis zum dritten Lebensjahr bleiben können. "Die Eltern haben aber Angst, später keinen Kita-Platz mehr zu bekommen."

Foto: Andreas Bretz

Wer Räume anmietet, um Kinder unter drei Jahren zu betreuen, darf auf Unterstützung hoffen. Ohne die Tagespflege hätte die Stadt Düsseldorf ein Problem. Es gibt zu wenige U3-Plätze in Kitas — trotz eines massiven Ausbaus der Kapazitäten.

Die Stadt will Tagesmüttern, die Kinder unter drei Jahren in eigens angemieteten Räumen betreuen, künftig mit der Übernahme von Mietkosten unter die Arme greifen. "Wir arbeiten aktuell an einem Konzept, das schon bald greifen könnte. Es soll helfen, den Rechtsanspruch von Ein- bis Dreijährigen zusätzlich abzusichern", sagt Jugenddezernent Burkhard Hintzsche. Wie viel Miete übernommen wird, steht noch nicht fest. Der städtische Spitzenbeamte will nicht spekulieren.

Jugendhilfe-Experten rechnen mit sechs bis etwa acht Euro pro Quadratmeter. Damit federt die Stadt auch eine auf Landesebene geplante Änderung des Kinderbildungsgesetzes (Kibiz) ab. Kommt es so wie bislang geplant, müssen Tageseltern schon bald auf die bislang üblichen Zuzahlungen von Eltern (über den vom Jugendamt übernommen Satz hinaus) verzichten. Ohne eine neue Form der Entlastung stünden viele Tagespflegen mit eigenen Räumen vor unlösbaren wirtschaftlichen Problemen.

Auch Ursula Langen kommt ohne Zusatzbeiträge der Eltern nicht aus. In ihrer Wohnung im Zoo-Viertel betreut die 45-Jährige vier Kinder im Alter von ein und zwei Jahren. 4,50 Euro brutto erhält sie dafür nach eigenen Angaben pro Stunde und Kind. Um über die Runden zu kommen, nimmt sie von Eltern rund zwei Euro zusätzlich. "Ohne diesen Aufschlag würde ich wohl Verluste machen", sagt sie. Fachliteratur, Kinderbücher, die Akquise neuer Eltern, Erstgespräche, Einkäufe, Putzmittel — all das verursache Kosten. "Unter mindestens 6,50 Euro pro Stunde und Kind geht es nicht." Vom jetzt geplanten Mietzuschuss würde sie möglicherweise nicht profitieren, weil sie in der eigenen Wohnung betreut. Nicht nur deshalb hält sie ein solches Konstrukt für "Augenwischerei" und sagt: "Wir brauchen keine Zuschüsse, sondern einen vernünftig durchkalkulierten Stundensatz."

Fest steht: Trotz eines massiven Ausbau-Tempos bei der Betreuung der Jüngsten wird die Landeshauptstadt bis auf weiteres nicht auf die Tagespflege verzichten können. Zwar will eine große Mehrheit der Eltern einen Platz in einer regulären Kita. Der Rechtsanspruch gilt aber auch mit der Unterbringung bei einer Tagespflege als erfüllt. Eine Regelung, die entscheidend dazu beigetragen hat, dass seinerzeit die fünf angekündigten Klagen von Düsseldorfer Eltern noch vor einem möglichen Gerichtstermin aus der Welt geschafft werden konnten.

Nach Hintzsches Angaben wurden bislang für das kommende Kindergartenjahr 2705 Verträge für unter Dreijährige abgeschlossen. 3324 sind es für die Drei- bis Sechsjährigen. "Bei rund 800 Kindern warten wir noch auf die Zusage der Eltern. Das Vergabeverfahren läuft noch", sagt der Dezernent. Zum Vergleich: Unmittelbar vor der Vergabe waren 9631 Kinder über den Kita-Navigator vorgemerkt, davon 6109 Jungen und Mädchen unter drei Jahren. "Die Vormerkungen entsprechen nicht der tatsächlichen Nachfrage", mahnt Hintzsche vor falschen Schlussfolgerungen.

"Manche Eltern finden während des Vergabeverfahrens Lösungen beim Arbeitgeber oder in der eigenen Familie. Oder bei Tageseltern, die ihnen besonders empfohlen wurden. Andere ziehen von Düsseldorf weg." Wie viele Eltern bei ihrer Suche nach einem klassischen Kita-Platz für 2014/15 am Ende leer ausgehen, kann die Stadt nicht vor Mitte Mai sagen. Vor einem Jahr hatte die Lücke rein rechnerisch bei rund 2000 Plätzen gelegen. Tatsächlich unversorgt blieben aber die wenigsten Eltern — dank anerkannter Spielgruppen, privat-gewerblicher Alternativen und eben der Tagespflege.

Für Ursula Langen steht deshalb fest: "Wir brauchen endlich mehr Planungssicherheit und Einnahmen, bei denen unter dem Strich etwas bleibt. Denn ohne uns ist die Betreuungslücke nun mal nicht zu schließen."

(RP)
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