Düsseldorf Kita-Frust: "Suche kostet Nerven und Zeit"

Düsseldorf · Bei Susanne Sehmer liegen die Nerven blank. Immer wieder klickt die vierfache Mutter in den Kita-Navigator. In 27 Einrichtungen hat sie ihren Sohn Mats (bald 3) vorgemerkt. Einen Platz hat sie bislang nicht.

 Suchen dringend einen Kita-Platz: Ingenieurin Susanne Sehmer (42) aus Unterrath und ihr Sohn Mats.

Suchen dringend einen Kita-Platz: Ingenieurin Susanne Sehmer (42) aus Unterrath und ihr Sohn Mats.

Foto: Bretz, Andreas

Susanne Sehmer ist enttäuscht. "Ich befürchte, mein Sohn muss bis zur Einschulung zur Tagesmutter", sagt die Unterratherin. Seit zwei Jahren versucht die 42-Jährige, einen Kita-Platz für ihren inzwischen knapp dreijährigen Mats zu ergattern.

Vergeblich. Im vergangenen Jahr hatte sie sich bei 18 Kitas im zentralen Anmelde-Portal "Kinder-Navigator" vormerken lassen. In diesem Jahr erhöhte die Ingenieurin die Schlagzahl und trug sich bei 27 Einrichtungen ein. Einige davon hat sie besucht. "Aber nicht alle, schließlich hieß es nach Einführung des Navigators, das sei nicht mehr nötig."

Dass sie nicht zum Zuge kommt, überrascht die Ingenieurin. "Ich habe vier Kinder im Alter zwischen knapp drei und 14, arbeite als Technikerin 25 Stunden in der Woche bei einem großen Mobilfunkkonzern, und mein Mann Frank ist unter der Woche als Projektleiter in Süddeutschland." Argumente, die aus ihrer Sicht eigentlich reichen sollten, um einem Dreijährigen, dessen Unterbringung eigentlich garantiert ist, einen Platz zu sichern.

Doch die Geschichte der Sehmers liest sich anders. Bereits kurz nach der Geburt meldete die Familie Mats — den Geschwisterbonus im Hinterkopf — in der Kita an, die seine zwei Jahre ältere Schwester besucht. Doch da hieß es seinerzeit, für Ein- und Zweijährige gebe es einfach zu wenige U3-Plätze. "Nun ist er mit bald drei Jahren ,zu alt', sie nehmen jetzt plötzlich nur noch Kinder unter drei Jahren." Die Wahl-Düsseldorferin sieht sich in dem gefangen, was sie die "U3-Ü3-Falle" nennt.

Scheiterte sie — wie andere Düsseldorfer auch — bislang daran, dass es zu wenige U3-Plätze gab, geht sie nun plötzlich leer aus, weil angesichts von interkommunalen Quotenvergleichen und näher rückendem Rechtsanspruch der Schwerpunkt plötzlich auf der Vergabe von U3-Plätzen liegt.

Das zentrale Vormerk-System der Landeshauptstadt, den Kita-Navigator, hält sie für verbesserungsfähig. "Es gibt dort beispielsweise kein Feld, um einen freien Text mit Zusatzinformationen einzutragen, obwohl genau das wichtig sein kann. Zum Beispiel dann, wenn in einem Haushalt zusätzlich schwer kranke Eltern gepflegt werden." Ein weiterer Kritikpunkt Sehmers: Angaben wie "berufstätig" oder "alleinerziehend", die die Aussichten auf einen Platz verbessern, werden ihrer Einschätzung nach ungeprüft angeklickt. "Manche Mutter sagt sich: Ich bin wochentags allein, weil mein Mann viel arbeitet, und klickt das Feld deshalb einfach an."

Freilich seien die Unzulänglichkeiten des Kita-Navigators nicht das Hauptproblem. "Es gibt trotz aller Bemühungen einfach zu wenige Plätze. Und die, die es gibt, werden aktuell nach einem Schema verteilt, das Dreijährige ohne Kita-Vorgeschichte benachteiligt." Mit Blick auf Mats stellt sich die 42-Jährige weiter auf die Tagesmutter ein, auch wenn das Bringen morgens eine Stunde Zeit verschlinge. "Sie arbeitet nur vier Tage die Woche, wird im nächsten Jahr rund 300 Euro extra kosten und macht mehr Urlaub, als mein Arbeitgeber mir genehmigt. Aber etwas anderes bleibt mir ohne Kita-Platz gar nicht übrig."

(RP/ila/top)
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