Düsseldorfs Schützen im Fokus Kollabierte das Schützen-Pferd durch Stress?

Düsseldorf · Die frühere Besitzerin des Wallachs erhebt Vorwürfe gegen den Ratinger Reitstall. Der Wallach wurde zu keinem Zeitpunkt zu dem Zweck ausgebildet, in einem Schützen-Umzug mitzureiten, wie sie sagt.

Düsseldorf: Pferd stirbt bei Schützenumzug auf der Kö​
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Pferd stirbt bei Schützenumzug auf der Kö

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Foto: dpa/David Young

Im Fall des am vergangenen Samstag beim Düsseldorfer Schützen-Umzug gestorben Pferdes hat sich nun die ehemalige Besitzerin gemeldet. Das Obduktionsergebnis steht weiterhin aus. Die frühere Besitzerin (Name der Redaktion bekannt) erhebt schwere Vorwürfe gegen den Reitstall in Ratingen, wo das Tier zuletzt untergebracht war.

Bis Dezember 2021 befand sich der Wallach namens „Waiherr“ (geboren 2003) im Besitz der Ratingerin und ihrer Tochter, wie sie am Freitag im Telefonat mit unserer Redaktion sagte. „Am 5. Dezember 2021 wurde es dem Reitstallbetreiber als Schulpferd überlassen. Es gab eine mündliche Vereinbarung – sozusagen per Handschlag – dass eine andere Nutzung ausgeschlossen ist. Das sagte mir der Besitzer auch zu, meine Tochter war dabei.“ Die Ex-Besitzerin, laut eigenen Angaben von klein auf Reiterin und sehr erfahren mit Pferden, meint weiter: „Bis Dezember vergangenen Jahres wurde Waiherr ausschließlich privat als Familien- und Freizeitpferd genutzt. Waiherr wurde zu keinem Zeitpunkt zu dem Zweck ausgebildet, in einem Schützen-Umzug mitzureiten. Für eine derartige Massenveranstaltung war das Tier aufgrund der Konstitution und seines schwachen Nervenkostüms eindeutig ungeeignet.“

Mit vier Jahren kam Waiherr den Angaben zufolge zu der Frau und ihrer Tochter. „Er war ein Familienmitglied.“ Den Reitstall kannten sie schon länger, „und der war top und in Ordnung, daher habe ich mir keine Gedanken gemacht“. Unter anderem weil beide beruflich sehr eingebunden sind, konnten sie dem Tier nicht mehr gerecht werden, wie die Frau beschreibt. „Daher gaben wir Waiherr in die Hände des Reitstalls. Wir vereinbarten, dass er täglich auf die Weide kommt, nicht fürs Springreiten eingesetzt wird, sondern nur fürs Schulreiten und auf gar keinen Fall bei einem Umzug wie bei den Schützen mitreitet.“ Sie sei überzeugt, dass das Pferd genau wegen dieses Stresses kollabiert und gestorben sei. 

Der Besitzer des Reitstalles war nur kurz für ein Telefonat zu erreichen. Nach der Schilderung des Vorwurfs sagte er knapp: „Es ist nichts vereinbart worden, ich will mich nicht äußern zu dem Thema.“ Dann legte er auf. Indes konnte unsere Redaktion erneut mit dem Reiter des Pferdes sprechen. Auch er reitet laut eigenen Angaben von Kindesbeinen an, seit sechs Jahren im Schützen-Umzug. Den Wallach aus dem Ratinger Reitstall habe er in den vergangenen Monaten regelmäßig und mehrfach geritten – nach einem ersten Gespräch war zunächst der Eindruck entstanden, er habe das Pferd schon seit Jahren geritten. „Am Tage des Unglücks hat das Pferd einen guten Eindruck gemacht, es war ruhig und wirkte auch nicht gestresst, es machte einen gelassenen Eindruck“, sagt er.

Der für dieses Thema bei den Schützen zuständige Oberst Ernst-Toni Kreuels will das Obduktionsergebnis abwarten und verweist erneut darauf, dass bei der Begutachtung durch das Veterinäramt vor dem Umzug am vergangenen Samstag keine Auffälligkeiten festgestellt worden seien. Das Amt würde die Tiere begleiten, auch Pferdepässe würden vorgelegt, die Schützen würden die Pferde nur anmieten. Für die Schützen gebe es Vorgaben als Voraussetzung für das Reiten im Zug, sagt Kreuels – er reitet seit 20 Jahren, wie er sagt.

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