Düsseldorf Hangover: Sind sieben Euro für zweieinhalb Minuten zu teuer?

Düsseldorf · Der 85-Meter-Turm ist die neue Attraktion der Kirmes - aber ein kurzes Vergnügen. In den Abendstunden, wenn auf dem Festplatz besonders viel los ist, dauert eine Fahrt nur rund zweieinhalb Minuten.

Die Gondel wird einmal auf eine Höhe von 80 Metern gezogen, fällt in hoher Geschwindigkeit - dann müssen die Fahrgäste schon wieder aussteigen. Sind sieben Euro pro Fahrt (ermäßigt: fünf) zu viel für dieses spektakuläre, aber kurze Vergnügen? Das meinen zumindest einige Fahrgäste, die sich beklagen.

Schaustellerin Christina Schneider kann solche Kritik nicht nachvollziehen. Der "Hangover" hat zwar auch längere Programme, die bei weniger Andrang am Nachmittag zum Einsatz kommen. Abends aber, wenn die Schlange lang ist, beschränkt man sich auf die kürzere Fahrt. "Das ist bei jedem Karussell so", sagt die Schaustellerin.

Kirmes in Düsseldorf 2019: Die Fahrgeschäfte und Attraktionen
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Die Fahrgeschäfte und Attraktionen auf der Rheinkirmes 2019

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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Zudem sei der "Hangover" ein Gerät mit besonderem Effekt, für den es keine lange Fahrt brauche. "Er ist auf den Kick dieses tiefen Falls ausgelegt", sagt Schneider, die mit ihrem Mann Ewald auch den anderen Freifallturm "Power Tower II" betreibt. "Mehr soll es nicht sein, das Gerät ist kein Riesenrad." Als erstes solches Gerät biete der "Hangover" sogar eine drehbare Gondel.

Die Diskussion um die Preise gehört zu den festen Ritualen des Volksfestes. Wer die großen Fahrgeschäfte nutzen will, muss tief in die Tasche greifen. Die Wasserbahn und der "Power Tower" schlagen zum Beispiel mit sechs Euro zu Buche, die Hochschaukel "Flasher" mit sieben Euro. Immer wieder gibt es Beschwerden, dass solche Preise übertrieben seien. Die Schausteller verweisen auf hohe Kosten, das Risiko durch schlechtes Wetter. Und sie wehren sich beharrlich gegen die Behauptung, die Preise seien gestiegen. Wer was erleben will, heißt es, musste schon immer zahlen.

Größte Kirmes am Rhein: Rundgang über die Rheinkirmes 2015
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Erster Rundgang über die Rheinkirmes 2015

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Foto: dpa, mjh kno

Kommentar: Nein

Es wird niemand gezwungen
Man kann sich ein transparenteres Produkt als eine Fahrt im "Hangover" kaum vorstellen. Die Preise sind gut sichtbar am Kassenhäuschen angeschlagen, und bevor man sich zum Kauf eines Tickets entscheidet, kann man die Fahrt beobachten, die Zeit für einen Durchgang messen und sogar andere Kunden nach ihren Erfahrungen befragen.

Zudem erfüllt das Gerät auch in kurzer Zeit sein Versprechen: So hoch hinaus kommt man an keiner anderen Stelle der Kirmes und auf keinem anderen reisenden Fallturm - und nirgendwo sonst fällt man so schnell hinunter.

Wer dafür keine sieben Euro zahlen will, wird zur Mitfahrt nicht gezwungen. Es gibt auf dem Kirmes-Platz auch genug anderes zu erleben. Aber die Kunden stimmen mit den Füßen ab, und so lange der Andrang so groß ist, stimmt der Preis. arne.lieb@rheinische-post.de

Kommentar: Ja

Kirmesmonopol wird ausgenutzt
Auf dem Markt kommen die Preise nach dem freien Spiel der Kräfte zustande, also der Anzahl der Nachfrager und Anbieter. So argumentiert kann nahezu jeder Preis begründet werden. Doch die Düsseldorfer Kirmes ist, was Falltürme angeht eben kein solcher Markt.

Die Falltürme sind die wohl attraktivesten und neuesten Fahrgeschäfte. Und da beide Türme in der Hand desselben Unternehmers sind, gibt es im Markt "Falltürme" auf der Rheinkirmes keinen Wettbewerb, sondern ein Monopol. Und in einer solchen Marktsituation kann der Unternehmer bis zu einem gewissen Grad sein Produkt auch überteuert anbieten. Und genau das ist nicht in Ordnung.

Sieben Euro für knapp vier Sekunden freien Fall sind Wucher. Hier nutzt ein Monopolist seine Position aus. Das schadet dem Ruf der Rheinkirmes. thorsten.breitkopf@rheinische-post.de

(RP)
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