Volksfest in Düsseldorf Virtual Reality auf der Rheinkirmes
Düsseldorf · Die Wilde Maus kommt in diesem Jahr in einer XXL-Version und mit einem besonderen Extra: Virtual-Reality-Brillen. Auch andere Schausteller experimentieren mit solchen Ideen - und fragen sich: Wie digital sollte der Festplatz werden?
Einer der wichtigsten Trends der Unterhaltungsindustrie erreicht die Rheinkirmes (13.-22. Juli): In diesem Jahr können Besucher erstmals eine Achterbahn mit einer Virtual-Reality-Brille besteigen. Möglich ist das auf der Wilden Maus XXL. Die Bahn ist ein größeres Modell des Klassikers, der bis letztes Jahr zu Gast war. Der Betreiber Max Eberhard bietet den Fahrgästen zusätzlich die Möglichkeit, per Brille einen Film zu erleben - und sich ein noch rasanteres Fahrerlebnis zu verschaffen. "Die Wilde Maus XXL ist schon gut, wie sie ist", sagt Eberhard. "Aber gerade für die jugendliche Zielgruppe, die eine wilde Fahrt sucht und sonst etwa zu den Propeller-Karussells geht, ist das ein spannendes Extra."
Max Eberhard sagt, auf keinem anderen Kirmes-Gerät der Welt gebe es solche VR-Brillen. Der Hamburger Unternehmer betreibt auch eine Firma für den Aufbau von Achterbahnen in Freizeitparks, wo solche digitalen Errungenschaften schon häufiger zu finden sind - und nicht zuletzt dazu dienen, ältere Attraktionen aufzuwerten. Durch Jobs im Europa-Park entstand der Kontakt zu einer Firma, die die nötigen Spezialfilme produziert. Nach eigenen Angaben hat der Schausteller 600.000 Euro investiert. Zu sehen ist ein Abenteuer auf dem Bauernhof: Ein Fuchs klaut Eier auf dem Bauernhof, die Mäusepolizei ermittelt. Eberhard verspricht eine Qualität "wie in Pixar-Animationsfilmen".
Der Schausteller sagt, VR bedeute für ihn nicht zuletzt einen großen Mehraufwand im Betrieb: Vier Mitarbeiter kümmerten sich darum, den Fahrgästen die Brillen anzulegen und sie einzustellen. Die teuren Brillen sind durch ein Band gesichert - damit sie in den heftigen Kurven der Wilden Maus nicht abstürzen. Eine Fahrt soll sechs Euro kosten (Kinder: vier), für die Brille werden zwei Euro zusätzlich fällig.
Nicht nur Eberhard experimentiert mit VR-Brillen. Auch Ewald Schneider, der mit seinen Freifalltürmen "Power Tower" und "Hang-over" ein Stammgast auf der Rheinkirmes ist, hat solche Brillen bereits in der Praxis getestet. Auf einer Messe in Orlando, Florida, hatte er sie kennengelernt. Schneider hat sich aber fürs Erste dagegen entschieden. "Der Effekt war gut, aber das Publikum hat die Brillen nicht angenommen", sagt Schneider. Nicht alles, was in Freizeitparks funktioniere, laufe auch auf dem Festplatz, meint Schneider. "Das geht auf der Kirmes unter."
Für Schneider wäre das Extra nicht zuletzt deshalb gut, weil er gleich mit zwei Freifalltürmen unterwegs ist - und sich damit selbst Konkurrenz macht. Der "Power Tower", auf dem Schneider mit den Brillen experimentiert hatte, pausiert dieses Jahr in Düsseldorf. Wieder da ist der neuere "Hangover", der mit einer Fallhöhe von 80 Metern das höchste Gerät seiner Art - und auf dem ganzen Festplatz - ist.
Der Trend zum Digitalen beschäftigt die Szene schon seit längerem. Zu den Neuheiten im vergangenen Jahr gehörte "Laser Pix", eine Bahn mit einem riesigen Pacman auf der Fassade - und einem Konzept, das an Videospiele erinnert: Die Passagiere erhalten dabei eine Art Laserpistole und müssen bei der Fahrt durch die dunkle Kulisse Ziele treffen und möglichst viele Punkte erzielen. Das Konzept kommt laut Besitzer Oliver Jehn gut an: "Wir sind nach wie vor die Einzigen, die eine transportable Bahn dieser Art unterhalten", sagt er. Jehn hatte sich für "Laser Pix" bei der Mutter aller Themenparks Inspiration geholt: im Disneyland. Dort gibt es ein ähnliches Fahrgeschäft - mit oftmals langen Schlangen davor. Auch andere Freizeitparks, darunter das Phantasialand in Brühl, betreiben ähnliche Geräte. So weit müssen die Besucher der Kirmes nicht fahren: "Laser Pix" kommt wieder.