Düsseldorf Pony-Reiten von Kirmes verbannt: Tiershows erhitzen die Gemüter

Düsseldorf · Die Kirmes ist nicht der einzige Ort, an dem Veranstaltungen mit Tieren für Diskussionen sorgen. Wir nehmen das Aus des Pony-Reitens auf der diesjährigen Rheinkirmes in Düsseldorf zum Anlass für einen Überblick.

 Der zunehmende Protest hat Wirkung gezeigt: Das "Ponykarussell" ist dieses Jahr auf der Rheinkirmes in Düsseldorf nicht mehr dabei.

Der zunehmende Protest hat Wirkung gezeigt: Das "Ponykarussell" ist dieses Jahr auf der Rheinkirmes in Düsseldorf nicht mehr dabei.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Die Tradition des Pony-Reitens auf der Rheinkirmes erfährt in diesem Jahr einen Bruch. Nach Kritik der Kirmesbesucher in den Vorjahren wird der Stand, an dem Kinder auf Ponys reiten konnten, nicht in Düsseldorf zu Gast sein. Doch nicht nur in Düsseldorf war das Pony-Reiten in den vergangenen Jahren umstritten. Heftige Proteste gab es im Jahr 2014 auf der Euskirchener Donatus-Kirmes, auf der Beecker Kirmes in Duisburg sowie der Maikirmes in Ahlen.

In Kleve hatten im vergangenen Jahr Tierschützer die Kirmes mit einer Mahnwache begleitet. Der Leiter des Klever Ordnungsamtes Ralph van Hoof sagte unserer Redaktion: "Das Geschäft von Stefan Kaiser ist in seinem Bereich sicher eines der am besten geführten in Deutschland - wenn nicht sogar das Beste."

Die Kontrollen der Veterinäre sieht der Deutsche Tierschutzbund jedoch kritisch. Weil die Ämter sowohl personell wie auch von der Aufgabenverteilung an ihre Grenzen stießen, könnten Tierveranstaltungen nicht rund um die Uhr überwacht werden. Laut James Brückner vom Tierschutzbund bedarf es neuer Gesetze, da die bestehenden offen ließen, wann ein Tier geschädigt werde.

"Mäusezirkus"

Neben dem Pony-Reiten war auch der "Mäusezirkus" eine Attraktion auf der Rheinkirmes. 2013 hatten Tierschützer den Auftritt der Tiere in einer Modell-Manege scharf kritisiert. "Bei so vielen Tieren verliert man doch den Überblick", monierte Katrin Porysiak vom Tierschutzverein Düsseldorf. Das Veterinäramt hatte jedoch nichts zu beanstanden. In diesem Jahr ist der "Mäusezirkus" nicht auf der Rheinkirmes vertreten. Dies sei laut Lothar Inden, Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaft, dem Rotationsprinzip für Schausteller geschuldet. Der Platz für die Kirmes sei begrenzt und deswegen könne nicht jeder Schausteller in jedem Jahr Teil der Rheinkirmes sein. Es ist also durchaus möglich, dass der "Mäusezirkus" 2016 wieder auf der Rheinkirmes zu sehen sein wird.

Zoos

Wilde Tiere in kleinen Gehegen auf der einen Seite, Artenschutz und Bemühen nach möglichst artgerechter Haltung auf der anderen Seite: Zoos stehen immer wieder in der Kritik der Tierschützer Befürworter argumentieren mit dem Erhalt bedrohter Arten. Für die Besucher ist ist nicht immer leicht, sich eine Meinung zu bilden. Es gibt Zoos und Tierparks, in denen die Zustände für die Tiere unzumutbar sind. Andere schaffen möglichst große und naturnahe Gehege — wie das Elefantenhaus in Köln oder die Asien-Dschungelwelt in der Zoom-Erlebniswelt in Gelsenkirchen. Zwar übt der Tierschutzbund immer wieder Kritik an den Zuständen in einzelnen Zoos, doch gebe es auch unter bestimmten Umständen auch nachvollziehbare Gründe für den Zoobetrieb. Sofern die Gehege artgerecht und ausreichend groß seien, könnten etwa vom Aussterben bedrohte Tierarten dort gezüchtet und gepflegt werden. Doch funktioniere dies am ehesten bei heimischen Tierarten. Die Zucht von Tigern etwa habe gezeigt, dass eine Auswilderung nach der Aufzucht im Zoo fast nie gelinge.

Delfinarien

In der Diskussion um Vorführungen mit Delfinen ist der Zoo Duisburg in den vergangenen Jahren gleich mehrfach in die Schlagzeilen geraten. Der Zoo ist neben Nürnberg einer von nur noch zwei Tierparks in Deutschland, die Delfine halten. Tierschützer beklagen, dass die Tiere in Zoos nicht artgerecht gehalten werden könnten und verweisen auf die hohe Sterblichkeitsrate der Tiere in den Tierparks. Der Tierschutzverein Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) aus Hagen hatte im vergangenen Jahr vor dem Verwaltungsgericht in Düsseldorf gegen den Zoo geklagt. Um die Aussage der hohen Sterblichkeitsrate zu untermauern, forderte der Verein Einsicht in die Krankenakten der Tiere; Informationen auf der Internetseite des Zoos seien dafür nicht geeignet. Das Gericht entschied zwar, dass der Zoo mehr und ältere Daten bereitstellen müsste, ein allgemeines Recht zur Einsicht bestünde jedoch nicht.

Nicht nur das Verwaltungsgericht, auch den Landtag in NRW beschäftigte der Zoo im vergangenen Jahr. Die Piratenpartei hatte einen Antrag auf das Ende der Delfinhaltung in Duisburg eingebracht. Für den Antrag gab es jedoch keine Rückendeckung. Die Grünenfraktion sieht die Haltung zwar kritisch, sagte aber, dass über die Haltung nicht der Landtag zu entscheiden habe. NRW-Umweltminister Johannes Remmel (ebenfalls Grüne) hatte in einem Brief das Ende für die Delfinhaltung in deutschen Zoos gefordert. Doch Umweltminister Christian Schmidt (CSU) bezog sich nur auf ein Säugetiergutachten bezogen, nachdem Deline auch in Zoos gehalten werden könnten. Für das Umweltministerium war dies eine enttäuschende Antwort, wie eine Sprecherin im September 2014 sagte.

Zirkusse

Tierschützer kritisieren auch immer wieder die Zirkusse mit Wildtiershows, die auch in Nordrhein-Westfalen viele Vorstellungen geben. In den vergangenen Jahren wurden diese Vorstellungen immer wieder auch von Demonstrationen begleitet worden. In Mönchengladbach etwa hatten im Januar Tierschützer gegen den "Circus Busch" demonstriert. Dabei sei es den Tierschützern nicht um ein Verbot von Zirkussen, sondern um ein Ende von Wildtiershows. In den nahegelegenen Niederlanden gilt seit Ende 2014 ein Verbot von Vorstellungen mit Wildtieren in Zirkussen.

James Brückner, zuständig für Arten- und Naturschutz beim Tierschutzbund, beobachtet, dass in Deutschland immer weniger Wildtiere in Zoos auftreten. Das hat unter anderem damit zu tun, dass Tiere wie Eisbären oder Elefanten aus Artenschutzgründen nur noch schwer zu erwerben sind. Für den Tierschutzbund könnte nur ein Verbot von Wildtiervorstellungen eine Besserung bedeuten. Zwar gebe es heute schon recht strikte Kontrollen, doch stelle sich die Frage, was nach diesen passiere. "Einen beschlagnahmten und verhaltensgestörten Elefanten nimmt auch kaum ein Zoo in Pflege", sagt Brückner.

Theater

Das Veterinäramt der Stadt Düsseldorf hatte im Jahr 2012 erlaubt, dass Schwäne und Wölfe Teile von Theaterstücken wurden. Nach Kritik an den Vorstellung im Tanzhaus NRW hatte die Stadt jedoch strikte Auflagen erlassen. Für die Schwäne etwa musste ein großflächiges Gehege inklusive Teich bereitgehalten werden. Die Tiere waren zudem nur für den Auftritt am Tanzhaus nach Düsseldorf gekommen. Wie bei einem Zirkus gab es keine Tournee.

Fernsehen

Während im Zoo und bei Außengehegen neben den Zirkuszelten einsehbar ist, wie die Tiere untergebracht sind, sieht der Fernsehzuschauer selten, wie ein Tier lebt, dass in einer Sendung auftritt. Der Tierschutzbund beobachtet zwar, dass auch Zuschauer Kritik an Sendungen üben, doch nicht in dem Maße wie etwa bei Zirkussen oder Zoos. Dennoch sei die ZDF-Sendung "Unser Charly", in der mehrere Schimpansen mitspielten, eingestellt - auch wegen anhaltender Kritik von Tierschützern.

Tierhandlungen

Kleine Kaninchengruppen in Glaskästen, Hamster im Laufrad, Echsen im Terrarium — allesamt mit Preisschild auf ihren Käfigen: Tierhandlungen sind ein Dorn im Auge der Tierschützer. Das Tier wird hier zum Produkt — das häufig auch in Massenproduktion hergestellt wird. Selbst die exotischsten Tiere, deren Haltung sogar Experten vor eine Herausforderung stellt, können im Handel erworben werden. Inzwischen bieten auch viele größere Gartencenter Nagetiere, Vögel oder Schlangen an — nicht zur Freude aller Kunden. Tiere, die nicht verkauft werden, erleiden ein unklares Schicksal. Die Tierrechtsorganisation Peta kritisiert, dass diese Tiere getötet und als Futtertiere verkauft würden.

(ac)
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