Düsseldorf Kirmes: Zelte streng kontrolliert

Düsseldorf · Die Auflagen sind nach der Katastrophe bei der Loveparade verschärft worden. Das hat unter anderem zur Folge, dass die Brauereien nicht mehr so viele Besucher in die beliebten Party-Zelte lassen dürfen wie bisher. Schlösser und Füchschen überlegen, ob das Geschäft für sie dann noch lukrativ ist.

Die Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg wird sich auch auf die Düsseldorfer Kirmes auswirken. Derzeit feilen die Veranstalter, die St. Sebastianer-Schützen, mit Fachleuten an einem Sicherheitskonzept, das im Notfall die schnelle "Entfluchtung" des Geländes sichert. Vor allem jedoch für die Party-Zelte der Brauereien werden die Auflagen drastisch verschärft.

Diese Zelte sind für viele das attraktivste an der Größten Kirmes am Rhein: Fröhliche Menschen, beste Partylaune in den großen Bierzelten — so war es immer auf der "Größten Kirmes am Rhein". Die ersten Details zum neuen Sicherheitskonzept, das nach der Katastrophe bei der Loveparade aus Behördensicht auch für das große Düsseldorfer Volksfest zwingend erforderlich ist, haben vor allem bei den Brauereien zu Diskussionen geführt.

Einige haben in den letzten Wochen darüber nachgedacht, auf ihr Zelt zu verzichten. Derzeit jedoch zeichnet sich ein Kompromiss ab: Man bleibt, auch unter den scharfen Sicherheitsauflagen, will aber aus diesen Erfahrungen die Entscheidungen für die folgenden Jahre ableiten. Sicher ist, dass die Betreiber auf jeden Fall ihre Gäste zählen und bei maximaler Auslastung die Eingänge schließen müssen.

Die Vorschriften der Sonderbauverordnung besagen, dass pro Netto-Quadratmeter nur drei Personen zugelassen sind. Marianne Kock, Sprecherin der Brauerei Schlösser, sieht das skeptisch: "In einem halbleeren Zelt aber kommt keine Stimmung auf. Verdient haben wir in all den Jahren, setzt man die hohen Kosten dagegen, an unserem Schlösser-Zelt ohnehin nichts. Wenn dann noch ein Einlass-Stopp kommt, rechnet es sich überhaupt nicht mehr. Mal ganz abgesehen vom zusätzlichen Sicherheitspersonal. Und wenn die Menschen am Einlass drängeln, bedeutet das etwa kein Sicherheitsrisiko?".

Peter König, Chef des "Füchschen"-Zeltes, hat in den vergangenen Wochen mehrmals Gespräche mit der Stadt geführt. Sein Disko-Zelt war in den Vorjahren von allen am dichtesten gefüllt. König wird morgen etwas zu seinen Plänen für die Kirmes sagen. Gestern wollte er sich noch nicht dazu äußern, ob er in diesem Jahr sein Zelt überhaupt aufbaut.

Schlüssel-Chef Karl-Heinz Gatzweiler will auf jeden Fall wieder dabei sein, auch Uerige-Chef Michael Schnitzer wird nicht absagen, ähnlich sieht es Schumacher-Chefin Thea Schnitzler-Ungermann.

Auch die Fluchtwege auf der Kirmes sollen breiter werden, also auch die Straßen und Plätze auf der Festwiese. Lothar Inden, Chef des St. Sebastianus Schützenvereins als Veranstalter: "Wir müssen überlegen, wie man was erweitern kann, ohne die Zahl der Schausteller zu verringern. Derzeit liegt uns nur ein vorläufiges Gutachten vor. Wir erwarten das Endgültige spätestens in der nächsten Woche. Schließlich müssen wir nun endlich die Verträge mit den Schaustellern schließen. Im Übrigen: Die Sicherheitsbestimmungen für Sonderveranstaltungen wie die Kirmes gab es schon immer. Nur werden sie jetzt strenger ausgelegt."

Überlegt wird ferner, für die Kirmes gesonderten Ein- und Ausgänge zu schaffen und die ganze Festwiese abzusperren, damit die Besucher besser gezählt werden können, und eine sicherheitsrelevante Maximalzahl an Besuchern nicht überschritten wird.

Und es gibt sogar Überlegungen, den Schaustellern für ihre Wohnwagen, die bisher die Festwiese umstellten, Stellplätze auf der Rheinwiese nördlich der Oberkasseler Brücke zuzuweisen. So könnte Raum für Fluchtwege gewonnen werden.

Offen ist auch, wie man das Gedränge vor den Zelten in den Griff kriegen will. Das war schon immer groß — und mit Einlasskontrollen wird es noch größer sein.

(RP)
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