Schützenfest Jan Wellem war gleich zwei Mal Schützenkönig in Düsseldorf

Der Barockfürst legte mit dem Reinheitsgebot für Bier auch den Grundstein für die längste Theke der Welt.

 Das Reiterstandbild vor dem Rathaus hat Jan Wellem 1711 selbst errichten lassen.

Das Reiterstandbild vor dem Rathaus hat Jan Wellem 1711 selbst errichten lassen.

Foto: Andreas Endermann

Johann Wilhelm II., geboren und gestorben in Düsseldorf (1658-1716), Kurfürst von der Pfalz, Herzog von Jülich-Berg und Pfalzgraf von Neuburg, führte eine bewegtes Leben, war selbstbewusst und wohl auch ein wenig selbstverliebt. Er war Barockfürst, Politiker und Landesvater, aber bekanntlich auch ein Freund der schönen Künste. Er sammelte Kunst, förderte die Musik, wusste aber genau, was zu tun war, um die Gunst seiner Untertanen zu gewinnen und dauerhaft im Gedächtnis der Stadt haften zu bleiben - und letztlich Einzug in die Geschichtsbücher zu halten.

Jan Wellem, unter diesem Namen kennt ihn noch heute jeder in Düsseldorf. Sein Reiterstandbild vor dem Rathaus hat der kinderlos gebliebene Herrscher 1711 selbst errichten lassen - entgegen der Inschrift, die Glauben macht, dass es Jan Wellem von den "dankbaren Düsseldorfer Bürgern" geschenkt wurde.

Er wusste halt, wie man sich gut verkauft. Aber es war wohl keineswegs perfide Taktik, die ihn dazu brachte, zu einem begeisterten Schützen zu werden und dementsprechend auch den Volksfesten der einfachen Bevölkerung jenseits von höfischen Festen, Opernaufführungen oder Jagdgesellschaften offen gegenüberzustehen. Er soll sogar häufiger im Lokal En de Canon, das es heute noch in der Altstadt gibt, mit der Bevölkerung gezecht und gefeiert haben.

Viele Feiern waren damals eng mit dem religiösen Leben verknüpft, so die Kirchweihfeste, die jährlich am Namenstag des jeweiligen Kirchenheiligen gefeiert wurden und den Gemeinden in Stadt und Land willkommenen Anlass zu ausgiebigen Feiern boten. Ähnlich verhielt es sich mit Jahrmärkten, die nicht selten mit Kirchenfesten zusammenfielen. Diese fröhlichen Termine führten viele Bewohner zusammen, kannten keine beruflichen Beschränkungen und funktionierten ohne Zugehörigkeit zu einem Verein oder einer wie auch immer satzungsmäßig geordneten Gemeinschaft.

Einen anderen, jedoch korporativ ausgerichteten Zusammenschluss stellten Bruderschaften dar. Die älteste Düsseldorfer Bruderschaft, die des Heiligen Sebastian, die sich bis in das 14. Jahrhundert zurückverfolgen lässt - die Sebastianer datieren die Gründung ihres Vereins auf das Jahr 1316 - feierte ihr Schützenfest am Namenstag des Heiligen Sebastian.

Der religiöse Bezug dieser Gemeinschaft ist unverkennbar: Die Angehörigen der Bruderschaft verpflichteten sich zu gegenseitiger Unterstützung und Hilfe im Fall von Krankheit und Not, auch zum Beistand im Gebet. Darüber hinaus bildeten sie den Kern des bürgerlichen Aufgebots, waren aus militärischen Gründen für die Obrigkeit, die sie finanziell unterstützte, von Bedeutung.

Auch der tief katholische Jan Wellem ließ sich für die Sache der Schützen begeistern und wurde gleich zwei Mal (1681 und 1685) Schützenkönig der St. Sebastianus-Bruderschaft. Das von ihm gestiftete "Königsschild" aus dem Jahr 1681 befindet sich heute im Düsseldorfer Stadtmuseum.

Übrigens: Den Erzählungen nach soll Jan Wellem nicht nur ein ausgewiesener Freund des Altbieres gewesen sein, aufgrund seiner Initiative wurde auch die polizeiliche Verordnung aus dem Jahre 1706 für das Brauen von Bier am Niederrhein erlassen. Auch wenn diese Verordnung nicht so detailliert wie das bayrische Reinheitsgebot war, legte Jan Wellem damit quasi den Grundstein für das Düsseldorfer Altbier und somit für die längste Theke der Welt.

(RP)
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