Interviewreihe Ein Herz für... Der Ordnungsdezernent hat ein Herz für Verkehrsüberwacher

Düsseldorf · In unserer Reihe „Ein Herz für...“ besuchen uns spannende Menschen aus Düsseldorf an unserem Reportermobil und verzieren für uns ein Lebkuchenherz. Ordnungsdezernent Christian Zaum widmet seins der Verkehrsüberwachung.

 Aktion "Ein Herz für..." auf der Kirmes mit Ordnungsdezernent Christian Zaum.

Aktion "Ein Herz für..." auf der Kirmes mit Ordnungsdezernent Christian Zaum.

Foto: Laura Ihme

Herr Zaum, Sie kommen gerade vom Gästeschießen der Schützen. Wie viel Brauchtum steckt in der Rheinkirmes?

Christian Zaum Viel! Sehr viel. Das ist das, was Außenstehende kaum wahrnehmen, dass die ganze Kirmes ja praktisch ehrenamtlich von den Schützen organisiert wird. Das ganze Thema Planung und Sicherheit, was sich mit meinem Bereich überschneidet, wird ja von Kirmesarchitekt Thomas König ehrenamtlich macht. Und trotzdem hochprofessionell.

Und das Herz, das Sie für uns gestalten – wird das auch ein Sicherheits- und Ordnungsherz?

Zaum Naja, halb. Bei Großveranstaltungen schlägt in der Tat mein Herz…

…wahrscheinlich ein bisschen schneller als sonst, oder?

Zaum …es schlägt ein wenig schneller, das gebe ich zu. Aber es schlägt auch vor allem für meine Außendienste. Moment, hier machen wir mal eben eine schöne Schleife rein.

(Er verknotet das Band des Lebkuchenherzes.)

Zaum Ganz pragmatisch ein Doppelknoten. Also, bei der Kirmes ist vor allem die Verkehrsüberwachung im Fokus. Die müssen ja Oberkassel weiträumig absperren und das ist wirklich ein Knochenjob. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen bei diesem Wetter die ganze Zeit draußen, abends ist dann noch die Stimmung aufgeheizt. Das ist nicht immer einfach. Insofern schlägt mein Herz in dieser Woche sehr für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung.

Und die malen Sie jetzt in das Herz?

Zaum Ich hatte mir überlegt – mal gucken, ob ich das hinkriege – dass ich eine Verkehrsüberwachungskelle mache.

Wir glauben an Sie. Sie haben ja auch Kinder. Müssen Sie mit denen auch manchmal basteln?

Zaum Ja, muss ich. Wobei die mich mittlerweile im Basteln überflügeln. Ich bin da leider nicht so begabt. Ich war früher immer so ein Bücherkind, mein Vater war auch kein Bastler. Ich finde das eigentlich schade, dass ich das nicht beigebracht bekommen habe und versuche jetzt, es bei meinen Kindern anders zu machen.

Sollen wir schon mal das Licht der Kelle aus rotem Fondant vorbereiten?

Zaum Ja, gerne.

Sind Sie denn ein Kirmesgänger? Man würde ja denken, für einen Ordnungsdezernenten ist die Kirmes ein zu chaotischer Ort.

Zaum Nein, ich kann auch mal abschalten und nicht an die Sicherheit denken. Meine Kinder sind ja drei und fünf, die lieben Kirmes. Besonders die einfachen Dinge. Karussell fahren. Mein Sohnemann fühlt sich dann wirklich wie ein Feuerwehrmann oder ein Polizeichef. Das ist süß zu sehen. Früher bin ich auf die wilden Fahrgeschäfte gegangen, das kann ich nicht mehr. Aber ich liebe immer noch das hohe Kettenkarussel.

Wirklich? Das finden wir ganz schrecklich!

Zaum Doch! Früher haben meine Frau und ich in Unterbilk gewohnt und sind immer abends spät auf die Kirmes gegangen, wenn der Trubel etwas weniger wurde und das Wetter kühler. Ganz spät lassen die einen dann auch immer ein bisschen länger fahren. – So, jetzt klebe ich mal das Kellen-Licht auf. Das sieht sehr gut aus. Und jetzt werden wir ganz verrückt und machen da noch so Strahlen dran! Damit es blinkt.

(Er beginnt, mit rotem Fondant Strahlen an die Kelle zu kleben.)

So, und als Sie ein junger Mann auf der Kirmes waren, waren Sie so ein richtiger Halbstarker, der den Lukas haut?

Zaum Nö. Ich war eher schüchtern.

Echt?

Zaum Ja. Ich bin ein Spätzünder gewesen. Ich war ein ganz anderer Typ als heute. Als Jugendlicher war ich gar nicht selbstbewusst, das kam erst mit 16, 17.

Woher?

Zaum Vom Sport. Das war das Mittel meiner Eltern, damit mein Bruder und ich unsere Energie loswurden. Ich habe Zehnkampf gemacht, auch leistungssportlich.  – So, jetzt schreibe ich mal hier noch „VU“ hin.

(Er zückt die weiße Zuckerschrift.)

Zaum Also, ich blicke auf diese Zeit sehr gerne zurück, weil Leichtathletik eigentlich ja meistens mehr Individualsportarten sind, aber die Zehnkämpfer sind so ein bisschen die Teamsportler unter den Leichtathleten. Zehnkampf passt auch zu mir: Ich war nie ein Spezialist – auch heute nicht. Das kommt mir bei der Arbeit zugute.

Sollen wir noch was mit Liebesperlen machen? Wir haben aber leider nur Mädchenfarben.

Zaum Das macht doch nichts.

Als Junge träumt man aber nicht unbedingt davon, Ordnungsdezernent zu werden, oder?

Zaum Ich wusste schon relativ früh, dass ich Jura studieren möchte. Mein Vater war auch Jurist, insofern war das Prägung. Aber ich hatte nie eine konkrete Vorstellung davon, was ich genau machen will. Mein Vater zog sich halt morgens eine Krawatte an und ging ins Büro – aber was er da genau machte, wusste ich nicht.

Und wie wurden Sie dann Dezernent?

Zaum Ich bin wirklich wie die Jungfrau zum Kinde zu diesem Job gekommen. Nach dem Jurastudium habe ich in der Versicherungswirtschaft gearbeitet und wurde dann Geschäftsführer bei der CDU. Und als mein Vorgänger Stephan Keller nach Köln ging, wurde ich sein Nachfolger. Vorher hätte ich das immer für vermessen gehalten. Ich dachte: Dezernent in Düsseldorf – das wird man so mit Mitte fünfzig.

Sieht schon ganz gut aus, das Herz für die Verkehrsüberwachung. Wie stehen Sie denn zu Beschwerden aus Oberkassel über Sperrungen, Lärm und den ein oder anderen Kirmesgast, der sich daneben benimmt?

Zaum  ich habe gerade ein alteingesessenes  Oberkasseler Ehepaar getroffen, die sagten: Herr Zaum, die Kirmes wird ja von Jahr zu Jahr leiser. Die Beschwerdelage wird eigentlich immer mehr. Natürlich auch, weil Oberkassel sich verändert. Es ist wahnsinnig gewachsen. Und es ist jünger geworden.  Es sind auch mehr Expatriates hier, die weniger Bindung an die Kirmes haben. Aber die Rheinkirmes ist unter den Freiluftveranstaltungen unter den Top-10-Ereignissen in der Welt. Das muss man sich mal vor Augen führen, was das für einen Imagefaktor für Düsseldorf hat.

Heißt?

Zaum Wenn man nach Oberkassel  zieht, hat man viele Privilegien – aber während der Kirmes eben auch Einschränkungen. Nichtsdestotrotz versuchen wir, es so erträglich so möglich zu machen. Wir geben uns viel Mühe mit dem Verkehrskonzept, den Sicherheitsmaßnahmen und dem Personaleinsatz.

Wir haben hier noch ein Auto für Sie gebastelt, aber es sieht leider nicht so gut aus.

Zaum Ach, das geht schon. Wir bauen da jetzt noch eine Kühlerhaube dran!

Man merkt, dass Sie Kinder haben.

Zaum Ja, das stimmt – die muss man immer motivieren. Du bist so begabt! Super, man kann das Auto toll erkennen. Also, ich würde das schon auf mein Herz nehmen. Wo ist der Kleber?

(Er klebt das Auto auf das Herz.)

Zaum Danke für die Unterstützung!

Danke für das Gespräch!

RP-Redakteurinnen Laura Ihme und Helene Pawlitzki berichten zehn Tage lang von der Düsseldorfer Rheinkirmes. Sie testen Achterbahnen und Karussells, treffen sich mit den Menschen, die die Kirmes möglich machen und geben bei Instagram (@rheinischepost) und Facebook (RP Rheinkirmes) Einblicke hinter die Kulissen. Die Artikel, Bilderstrecken und Videos finden Sie auf unserer Rheinkirmes-Seite.

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