Größte Kirmes am Rhein Inden: "Unser Schützenfest ist das schönste"

Düsseldorf · Ist sie nun die größte oder nicht? Lothar Inden, Chef des Schützenvereins St. Sebastianus von 1316, spricht über den Plakatangriff der Herner Stadtteil Crange, eine Verlängerung der Kirmes auf 14 Tage und die Rolle der veranstaltenden Schützen bei dem Rummel auf den Rheinwiesen.

So entwickelt sich der Aufbau der Kirmes
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Herr Inden, am Samstag wird in Düsseldorf die Kirmes eröffnet. Ist es die größte in Nordrhein-Westfalen?

Inden: Es wird die größte Kirmes am Rhein sein.

Im Streit, wer nun die größte in NRW hat, geht Crange nun in die Offensive, plakatiert in Düsseldorf den Slogan "Rheinkirmes x 1,5 = Cranger Kirmes". Wie finden Sie das?

Inden: Schwachsinnig, weil ich der Auffassung bin, dass man diese Feste nicht miteinander vergleichen kann. Übrigens auch nicht mit dem Oktoberfest. Das sind völlig unterschiedliche Veranstaltungen.

Cranges Stadtmarketing-Leiter spricht von einer "Kleinen Kirmes" in Düsseldorf und davon, dass Sie als Veranstalter nur deshalb nicht auf die Plakate reagierten, weil sie einsichtig geworden seien...

Inden: Er mag das so interpretieren. Wir halten es für mehr als kleinkariert. Da stehen wir drüber.

Zu unserer Kirmes kommen in nur neun Tagen mehr als vier Millionen Besucher. Die Cranger Kirmes schafft das in zehn Tagen. Sollte Düsseldorf nicht auf 14 Tage verlängern und somit die längste Kirmes haben?

Inden: Die größte und schönste Kirmes am Rhein verdient es meiner Ansicht nach, verlängert zu werden. Das wird auch seit langem von den Schaustellern gefordert. Die finden, dass es keinen besseren Platz gibt als den in Düsseldorf. Die Kirmes ist ja auch ein erheblicher Wirtschaftsfaktor. Wenn es allerdings Menschen gibt, die in Rheinnähe wohnen und dagegen sind, ist das kein Ausgangspunkt für eine ernsthafte Diskussion. Jeder, der an einen Ort zieht, weiß doch, was er zu erwarten hat. Wenn jemand denkt, dass er mit dem Erwerb des Wohneigentums auch Teile der Rheinwiesen gekauft hat, soll er mir erst mal das Grundbuch zeigen.

Was sagen denn die Oberkasseler?

Inden: Zum Glück gibt es genug Anwohner, die ganz begeistert sind, was sich dort einmal im Jahr tut. Sie genießen das schöne Fest. Aber vielleicht müssten diese Oberkasseler auch intensiver dafür werben und nicht den ewigen Nörglern das Feld überlassen.

Es gibt noch die Deichwächter, die um die Rheinwiesen fürchten. Zu Recht?

Inden: Jedes Jahr, wenn wir diese Wiese anmieten, wird eine Bestandsaufnahme gemacht und das Vorher/Nachher dokumentiert. Wir kommen für die Kosten der Renaturierung auf. Wenn das Wetter gut war, ist weniger zu renaturieren als wenn es regnet. 30 000 bis 50 000 Euro müssen wir dafür stets einplanen. Deshalb soll man nicht so tun, als wären wir die Vandalen, die alles beschädigt hinterlassen.

Was kostet die Kirmes insgesamt?

Inden: Wir zahlen für die Reinigung des Platzes, für diverse Sicherheitskräfte, Verkehrskadetten und Ähnliches sowie Werbung. Da kommt ein sechsstelliger Betrag zusammen. Die St. Sebastianus Schützen 1316 sind quasi ein mittelständisches Unternehmen, das von Ehrenamtlern geführt wird, die das mit Einsatz und Freude machen.

Mit welchen Einnahmen ist in diesem Jahr zu rechnen. wird sich die Krise niederschlagen?

Inden: Ich denke, es trifft eher die kleinen Schausteller. Wir haben jedenfalls die Grundlage gelegt und die Mietpreise für die Schausteller nicht erhöht. Wenn die Preise also steigen, dann nicht wegen uns.

Was bedeutet das für die Besucher? Bleiben denn die Preise stabil?

Inden: Wenn es nach mir geht, auf jeden Fall. Aber wir haben nur bedingt Einfluss. Bei uns im Festzelt kostet das Bier 1,50 Euro — woanders soll es teurer sein. Einschreiten können wir als Veranstalter nur, wenn Preise überzogen werden.

Bleibt es für Familien bezahlbar?

Inden: Ja, davon gehen wir aus. Wenn ein Paar mit zwei Kindern pro Person für 20 Euro konsumiert, ist das schon eine ganze Menge. Da darf nichts mehr dazu kommen. Damit würden sich die Schausteller aber auch ins eigene Fleisch schneiden.

Welches der neuen Fahrgeschäfte werden Sie auf alle Fälle ausprobieren?

Inden: Ich bin sehr gespannt auf "The Tower". Auf der obersten Ebene soll es sogar ein Restaurant geben.

Was viele, vor allem auswärtige, Besucher vergessen, ist, dass die Kirmes nicht nur Rummel, sondern vor allem ein Fest der Schützen ist. Stört Sie das?

Inden: Wir würden gerne stärker zum Ausdruck bringen, dass eben die Schützen die Veranstalter sind und das Ganze aus dem Kirchweihfest herrührt. Beim Festhochamt am Sonntag um 9.30 Uhr in St. Lambertus wird zum Beispiel die Deutsche Messe von Schubert aufgeführt. Wir müssen mit Sicherheit neue Wege beschreiten, um das den Leuten näherzubringen.

Sie kooperieren stärker mit der Düsseldorf Marketing und Tourismus GmbH (DMT). Könnte die nicht das Thema Schützen stärker in den Fokus rücken?

Inden: Darüber kann man reden. Aber in erster Linie ist es unsere Aufgabe, mehr für uns zu werben. Auch dass wir karitativ tätig sind, wie beim Seniorennachmittag. Wir laden 2000 Besucher von Altentagesstätten in unser Festzelt ein. Jedes Jahr betreut ein anderes Bataillon dieses Ereignis. Diesmal die Gesellschaft Reserve. Doch alle anderen helfen stets mit. Daran sehen Sie, wie groß der Zusammenhalt ist.

2008 wurden beim Programm Neuerungen eingeführt: Der zusätzliche Schützenzug und die Investitur am Samstag. Hat sich das bewährt?

Inden: Auf alle Fälle. Anfangs gab es viele Bedenken, die konnten widerlegt werden. Denn wir hatten durch die Verschiebung von Montag auf Samstag mehr Zuschauer zu verzeichnen. Das spricht für sich.

Wie viele haben sich denn schon als Schützenkönig beworben?

Inden: Niemand. Darin unterscheiden wir uns ja von der Scheel Sick. Auf der anderen Rheinseite kann man sich um dieses Amt bewerben. Bei uns jedoch wird nicht auf Name, Stand und Reichtum geachtet, sondern es geht darum, wer dran ist, hat auch die Möglichkeit, den Vogel abzuschießen.

Die wichtigste Frage zum Schluss: Wie wird das Kirmes-Wetter?

Inden: Es wird schön, überhaupt keine Frage. Ich habe dafür schon Kerzen im Kölner Dom angezündet und mache es morgen noch einmal.

(RP)
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