Corona-Krise in Düsseldorf Schützen sagen Rheinkirmes ab - Karnevalisten überlegen noch

Düsseldorf · Die St. Sebastianer von 1316 ziehen die Reißleine und stoppen die Pläne für Schützenfest und Rheinkirmes in Düsseldorf. Die Karnevalisten wollen im September entscheiden, ob es eine Session gibt.

 Dieses Bild wird es in diesem Jahr nicht geben: die Rheinkirmes in Düsseldorf.

Dieses Bild wird es in diesem Jahr nicht geben: die Rheinkirmes in Düsseldorf.

Foto: Krebs, Andreas (kan)

Jetzt ist es offiziell: Der St.-Sebastianus-Schützenverein Düsseldorf 1316 wird in diesem Jahr die größte Kirmes am Rhein nicht ausrichten. Mit der Absage des Oktoberfestes vergangene Woche und den Einschränkungen für Großveranstaltungen, die bis Ende August gelten, wurde es für Schützen-Chef Lothar Inden immer unwahrscheinlicher, dass das Volksfest auf den Rheinwiesen vom 17. bis 26. Juli gefeiert werden kann.

Trotzdem führte er weiter Gespräche mit dem Schaustellerverband, der Konzepte ausgearbeitet hat, um eine abgewandelte Form der Kirmes auf die Beine zu stellen. Die Schützen aber ziehen jetzt die Reißleine. „Es wird keine Veranstaltung geben, für die wir die Verantwortung tragen“, sagt Inden.

Schausteller-Chef Oliver Wilmering ist weiterhin davon überzeugt, dass es Möglichkeiten gibt, Fahrgeschäfte und Buden aufzubauen. Ob auf den Rheinwiesen oder an einem anderen Ort, etwa auf dem Messeparkplatz. Wilmering hat mit Schausteller-Kollegen Ideen zusammengestellt, die nun der Stadt und dem Land zur Prüfung vorliegen „und für die es viel Zuspruch gab“, sagt Wilmering, der noch keine Details nennen möchte, weil es noch kein grünes Licht gibt aus der Politik.

So schön war die Düsseldorfer Rheinkirmes 2019
13 Bilder

So schön war die Rheinkirmes 2019

13 Bilder
Foto: Bretz, Andreas (abr)

Ihm geht es nicht darum, dass die Schausteller einen großen Umsatz machen, „es geht ums Überleben der Branche“, sagt Wilmering, der froh ist, dass zum Beispiel Düsseldorf Tourismus ganz normal die Weihnachtsmärkte plane. Schließlich gälten die Verbote erst einmal nur bis zum 31. August.

Würden jetzt alle Veranstaltungen bis Ende des Jahres abgesagt, „wäre das ein falsches Signal, sogar fahrlässig“, findet der Schausteller-Chef, für den die Gesundheit der Menschen Priorität hat, für den es aber auch erlaubt sein muss, zumindest über ein bisschen Normalität nachdenken zu dürfen.

Inzwischen hat Wilmering auch Kontakt zum SPD-Bundestagsabgeordneten Andreas Rimkus, der sich dafür einsetzen will, dass es vom Bund finanzielle Hilfen für die Schausteller gibt.

Die ganze Branche habe faktisch über Monate keine Einnahmen und stehe vor dem Ruin – zudem bestehe aktuell keinerlei konkrete Aussicht, wann die Beschränkungen wieder aufgehoben werden könnten, so Rimkus. „Wir unterstützen die Forderung der Schausteller nach direkten Hilfen, die nicht zurückgezahlt werden müssen“, sagt Rimkus, „damit die rund 5000 Schausteller-Betriebe mit circa 100.000 Arbeitsplätzen eine Chance haben.“

Nicht nur das Sommer-, auch das Winterbrauchtum denkt nun an Corona. Sollten die aktuellen Lockerungen zu einem bedeutenden Anstieg der Infiziertenzahlen und der Todesfälle führen, könnte es einen zweiten Lockdown geben. „In diesem Fall können wir die Session wohl ad acta legen“, sagt Hans-Jürgen Tüllmann, Geschäftsführer des Carnevals Comitees (CC).

Sollten die Lockerungen erfolgreich fortgesetzt werden, wolle man im September mehrere Punkte entscheiden: das Prinzenpaar benennen und vorstellen; klären, wie die Prinzenkürung ablaufen kann. Sie ist bislang für den 20. November geplant. „Wir möchten alles so weit wie möglich herauszögern, um zu schauen, was geht.“

Tüllmann will die Session retten und denkt auch, „dass sie eine Chance sein kann. Wir können zeigen, wie flexibel und kreativ wir sind.“ Der Hoppeditz könnte beispielsweise am 11.11. am Rathaus erwachen und Vertreter aller Vereine seien auf dem Marktplatz dabei – natürlich mit dem gebührenden Sicherheitsabstand. Auch ein abgespeckter Rosenmontagszug sei denkbar. „Darüber sprechen wir im Herbst.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Ausgerummelt
Schausteller leiden unter Corona-Krise Ausgerummelt
Aus dem Ressort