Kirmes in Düsseldorf Junger Mann zum Mitreisen sucht...

Düsseldorf · Ein Job auf der Kirmes – das wäre doch was! Unser Autor hat sich einen Nachmittag lang bei den Schaustellern verdingt. Nasse Füße inklusive.

 Autor Sebastian Kalenberg reicht den Kimresbesuchern die Frösche, die über ein Katapult in kleine Vasen geschossen werden müssen.

Autor Sebastian Kalenberg reicht den Kimresbesuchern die Frösche, die über ein Katapult in kleine Vasen geschossen werden müssen.

Foto: Anne Orthen (ort)

Florian freut sich. „Ich mach jetzt erst mal Pause“, sagt er lachend. Gerade habe ich seinen Chef gefragt, ob ich ein bisschen an der Losbude Hong Kong aushelfen darf. Meine Bewerbung stieß auf offene Ohren. Florian gibt mir eine kurze Einweisung. Dann macht er sich davon.

Ich übernehme die Position an der Glocke, direkt neben der Moderatorin auf der Bühne. Sie nimmt Lose entgegen, zählt die Punkte zusammen und gibt sie laut durch das Mikro bekannt. Je höher die Punkte, desto lauter und länger muss ich die Glocke läuten. „1000 ist die niedrigste Punktzahl. Das höchste Los gibt 8000 Punkte“, hat mir Florian erklärt, bevor er in die Pause gegangen ist. „Du musst für die Punktzahl läuten und nochmal, wenn der Gewinner seinen Preis erhält.“

Die ersten Gewinner lassen nicht lange auf sich warten. Eine Familie mit einem ganzen Haufen Lose, die zusammen 6.000 Punkte ergeben. Zwei Kinder mit insgesamt 2.000 Punkten. Ein älteres Ehepaar hat mit einem Los gleich 4.000 Punkte erreicht. Jeder Gewinn wird von mir mit einem couragierten Glockenläuten begleitet. Mal lauter, mal zurückhaltender. Und ich bin im Dauereinsatz, fast sekündlich kommen weitere Gewinner und wollen ihre Lose gegen Kuscheltiere und Spielzeugautos eintauschen.

Nach 20 Minuten ist mein Einsatz auf der Bühne beendet. „Ich war bislang jeden Tag für mehrere Stunden hier oben“, meint Florian. „Glocke läuten, Gewinne herausgeben, moderieren. Das ist auf Dauer ganz schön anstrengend. Aber es ist auch jedes mal aufs Neue schön, wenn ein Kind einen Preis gewinnt und sich direkt vor deinen Augen freut.“ Das habe ich auch so erlebt.

Weiter geht es auf meiner Suche nach Jobs. Viele Fahrgeschäfte äußern Bedenken: keine Vorkenntnisse, nicht bei der Versicherung angemeldet, kein Platz mehr im Team. Fündig werde ich dann schließlich beim Kultstand Fliegende Frösche, direkt neben Apollo 13. Bei dem Geschicklichkeitsspiel schießen die Kirmesbesucher Gummifrösche von einem Katapult und versuchen, drehende Eimer zu treffen. Toni ist der Besitzer des Ladens und schickt seine Frau Vanessa und den Rest des Teams erst einmal in die Pause. „Wir machen das jetzt zu zweit“, sagt er zu mir und stattet mich mit gelbem Poloshirt und Schürze aus. „Könnte nass werden hier drin.“

Und damit hat der 40-Jährige, dessen Vater den Laden vor 32 Jahren gebaut hat, nicht übertrieben. 18 Katapulte hat der Stand. Die Frösche rauschen also wild von allen Seiten an meinem Kopf vorbei. Unter den drehenden Zielen befindet sich Wasser. Dort landen unzählige Frösche. Jedes Mal spritzt es. Nach wenigen Minuten habe ich nasse Füße. Wirklich merken werde ich das erst am Ende – zu stressig ist die Arbeit am Stand. Kassieren, Frösche herausgeben, Spielregeln erklären, Frösche aufsammeln, Gewinne verteilen. „Und alles bitte mit einem Lächeln. Du kannst ab und zu einen geschossenen Frosch auch wieder hinlegen. Die Leute sollen hier ja Spaß haben“, ermahnt mich Toni.

Seit acht Jahren kommt er mit den fliegenden Fröschen auf die Rheinkirmes. Zu den Topzeiten steht das Team mit vier Leuten am Stand. „Da kriegt man auch schon mal Frösche an den Kopf“, erzählt er. Ehe ich’s mich versehe, sind 30 Minuten rum. Ich bin jetzt schon völlig aus der Puste, aber auch stolz, den Laden mit Toni geschmissen zu haben. Erst recht, als Toni mir einen Anstecker anheftet. Ein goldener Frosch. „Hast dich gut geschlagen.“

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