Düsseldorf feiert Kirmes - der Puls im Höhenrausch

Düsseldorf · Noch bis nächsten Sonntag läuft die Düsseldorfer Kirmes. Die Fahrgeschäfte haben es in sich. Unser Autor hat fünf getestet und davor und danach den Puls gemessen.

Düsseldorfer Kirmes: Herzrasen im Karussell
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Düsseldorfer Kirmes: Herzrasen im Karussell

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Der Blick aus 66 Meter Höhe vom "Power Tower" über die Kirmes, den Rhein und die Düsseldorfer Skyline und den Medienhafen ist beeindruckend. Vor dem Abheben hat eine Rettungssanitäterin meinen Puls gemessen: 80 Schläge pro Minute. Für den Test von fünf Fahrgeschäften wird sie vor und nach dem Fahren meinen Herzschlag überprüfen. Am Horizont schimmern nun grün die Hügel des Grafenberger Walds. Ein Panorama zum Genießen!

Wenn da nicht das ungute Gefühl wäre, dass es gleich mit 14 Meter pro Sekunde wieder nach unten geht. Mir tönt noch der Junior-Chef des "Power Tower" im Ohr: "Das sind drei Sekunden freier Fall." Auch die Schlagzeilen über Kirmes-Unfälle geistern durch den Kopf. Der Puls muss jetzt ganz sicher auf über 100 sein. Ganz unvermittelt geht es dann abwärts, ein Schrei der Erleichterung, und ich bin unten. Fazit: Die Anspannung war schlimmer als der freie Fall. Der hat sogar richtig Spaß gemacht. Auf dem Boden misst die Sanitäterin wieder meinen Puls. "Mit 130 Schlägen haben Sie jetzt schon einen erhöhten Herzschlag", sagt die Sanitäterin, die mich bei den Probefahrten medizinisch betreut.

Beim nächsten Fahrgeschäft soll sich mein Herz von den Strapazen des freien Falls etwas erholen, und ich entscheide mich für die 70 Jahre alte Geisterbahn "Geisterstadt". Dort tönt bedrohlich eine tiefe Stimme aus den Lautsprechern: "Hier werden Deine düstersten Träume Wirklichkeit!" Unter den Klängen von Bachs Toccata und Fuge setze ich mich mit einer netten, jungen Begleiterin in einen Wagen. Bevor es losgeht, patrouilliert der Sensenmann auf einem Fahrrad an uns vorbei. Mein Puls lässt sich jedoch nicht erschrecken: 78 Schläge. Im Inneren rumpelt es, aus den Ecken schießen mechanische Spinnen und Geister hervor. Erschreckender ist allerdings, dass meine Mitfahrerin vor lauter Angst ihre Fingernägel in meinen Arm krallt und mir ziemlich laut ins Ohr kreischt. Mein Puls hingegen bleibt mit 83 Schlägen fast stabil.

Also weiter zum nächsten Fahrgeschäft, das vielleicht wieder für einen höheren Herzschlag sorgen wird. Die Wildwasserrutsche "Rio Rapidos" ist in diesem Jahr zum ersten Mal auf der Größten Kirmes am Rhein vertreten. Vor der Wasserbahn kommt ein kleines Kirmes-Trauma wieder hoch: Als Kind brach ich einst in Tränen aus, nachdem meine nagelneue bayerische Lederhose hässliche Wasserflecken bekommen hatte - nach einer Fahrt auf einer Wasserrutsche. Zum Glück gehört das Tragen von Lederhosen der Vergangenheit an. Große Freude, nass zu werden, habe ich aber immer noch nicht. Der Puls bleibt - Trauma vor Augen - jedoch ruhig.

Im "Los Rapidos" rutscht man auf runden Booten durch viele Kurven gen Tal. Dabei dreht sich das Boot um die eigene Achse. Die Geschwindigkeit der Talfahrt führt aber leider nicht zum erwünschten Adrenalin-Kick. Es bleibt genügend Zeit, Wasserplatschern auszuweichen. Das Trauma scheint so erst mal besiegt zu sein. Und der Puls schlägt ruhig mit 88 vor sich hin. Gemütlich geht es auf dem "Happy Sailor" weiter. Eine kleine, runde Bahn mit Seemannsmotiven, die rund neun Umdrehungen pro Minute schafft. Trotzdem drücken einen die Fliehkräfte nach außen. Perfekt für den ersten Körperkontakt mit der Angebeteten. Weniger dafür geeignet, den Geschwindigkeitsrausch zu befriedigen. So bleibt der Puls auch mit 82 Schlägen fast unverändert.

Während des kurzen Marsches zum Fahrgeschäft "Star Flyer" verdunkelt sich der Himmel bedenklich. Der Sternenflieger ist ein überdimensioniertes, 55 Meter hohes Kettenkarussell. Nach den 66 Metern des "Power Tower" bleibt der Puls ruhig auf 80 Schlägen, die große Aufregung scheint vorbei zu sein. Langsam schraubt sich das Gestell den Turm hinauf, als der Regen einsetzt. Oben dreht sich das Karussell schneller, während mir der Regen ins Gesicht prasselt. Und da ist es wieder, das Trauma, auf der Kirmes nass zu werden. Nach verzweifelten Rufen aus 55 Meter Höhe nach unten werden wir langsam hinabgelassen. Mit einem schelmischen Grinsen begrüßen uns die Mitarbeiter. Der Schauer ist weitergezogen, ich bin klatschnass.

Zum Glück muss ich nicht mehr heulen, das Trauma ist überwunden. Und der Puls ist zum Schluss mit 125 auch noch einmal kräftig in die Höhe geschnellt.

(top/rm/top/jco)
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