Düsseldorf Kirchengeschichte im Spiegel der Zeit

Düsseldorf · Rudolf E. Wehrmann gehört zu den ehrenamtlichen Helfern der Evangelischen Kirchengemeinde Oberkassel. Zum jetzt 100. Geburtstag der Auferstehungskirche dokumentiert er die Kirchengeschichte in einer Ausstellung.

 Rudolf E. Wehrmann präsentiert die Geschichte der 100-jährigen Auferstehungskirche in Dokumenten und Fotos.

Rudolf E. Wehrmann präsentiert die Geschichte der 100-jährigen Auferstehungskirche in Dokumenten und Fotos.

Foto: Andreas Bretz

Die Besucher pendeln zwischen gestern und heute in der Jubiläumsausstellung zu "100 Jahre Auferstehungskirche". Rudolf E. Wehrmann führt sie durch ein Jahrhundert Kirchengeschichte. Angefangen von der Notkirche an der Arminiusstraße (heute Cheruskerstraße) bis zur denkmalgeschützten Auferstehungskirche.

Was die Dokumente nicht vermitteln, erzählt der 77-Jährige bei einer Führung durch die Ausstellung. Zum Beispiel, dass die evangelischen Kirchenbesucher vor mehr als 100 Jahren so zahlreich waren, dass sie keineswegs sicher sein konnten, einen der 300 Plätze in der 1904 eingeweihten Notkirche zu bekommen. Wehrmann: "Um allen irgendwie gerecht zu werden, wurden Eintrittskarten vergeben." Damals seien die etwa 4000 linksrheinischen evangelischen Christen unter dem Dach der Gemeinde Neuss vereint gewesen.

Eine kleine Gruppe von Gemeindemitgliedern erreichte eine Verbesserung der kirchlichen Verhältnisse in Oberkassel. 1906 selbstständig geworden, bekam die evangelische Gemeinde mit Friedrich Meyer einen ersten Pfarrer. Inzwischen waren viele Vereine und andere Gruppierungen entstanden, die den Neubau eines Gotteshauses vorantrieben. Schließlich erfolgte der erste Spatenstich für den Neubau einer Kirche an der Arnulfstraße, die am 21. Mai 1914 geweiht wurde. Wehrmann: "Für damalige Zeiten ein Novum, denn entstanden war ein bauliches Ensemble aus Kirche, Pfarrhaus, Gemeindesaal und Verwaltungsgebäude." Es sei als Heimat für die Gemeindeglieder bezeichnet worden.

Neben der Baugeschichte hat der 77-Jährige auch die Zeit der Sanierungen dokumentiert. "Es ist ein Wunder, dass die Kirche nicht abgebrannt ist, so marode war die gesamte Elektrik." Beide Kriege habe das Gebäude mehr oder weniger unbeschadet überstanden. Anders die St. Antoniuskirche an der Luegallee. "Sie war so zerstört, dass die katholischen Christen ihre Gottesdienste in der evangelischen Auferstehungskirche gefeiert haben." Ein anderes Kapitel der Ausstellung hat Wehrmann der "finsteren Zeit" gewidmet. Der von den Nazis verfolgte und verhaftete Heerdter Pfarrer Gottfried Hötzel (1880-1940) steht im Mittelpunkt.

"Jugend gestern und heute" ist ein anderer Schaukasten überschrieben. Wehrmann, gebürtiger Berliner, gehörte einst selbst dazu. 1951 war er in der Auferstehungskirche konfirmiert worden. "Damals hatten wir feste Gruppen, die ihr Programm bestimmten, heute sorgen die Pfarrer für Inspiration."

Ein weiteres Kapitel schlägt Wehrmann mit der Kirchenmusik auf und weist mit Plakaten auf musikalische Höhepunkte der Kantorei Oberkassel hin — damals unter der Leitung von Wolfram Fürll. Der jüngste große Wurf der Gemeinde war die Anschaffung der Europa-Orgel vor zehn Jahren. Auch dabei half Wehrmann auf eigenwillige Weise, Spenden zu gewinnen. So regte er Patenschaften für Orgelpfeifen mit den Worten an: "Unsere Kandidaten sind alles Pfeifen, aber was für welche!" "Damals waren auch gerade Wahlen", sagt Wehrmann pfiffig. Zum Schluss lernt der Besucher das Orgelbistro "Em Örjelche" kennen, dessen guter Geist der 77-Jährige ist.

Froh über einen so rührigen Ehrenamtlichen ist Pfarrer Michael Debrand-Passard. Rudolf Wehrmann habe mit Herzblut die Ausstellung organisiert und trotz Nachtarbeit und abstürzendem Computer nicht die Geduld verloren.

(RP)
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