Mädchen wird seit zehn Jahren vermisst Keine Spur von Debbie Sassen

Düsseldorf (dto). Als Deborah (Debbie) Sassen am 13. Februar 1996 das letzte Mal gesehen wurde, verließ sie gerade das Gelände der Henri-Dunant-Grundschule in Wersten durch eine Hintertür. Es war kalt und trübe, sie war auf dem Weg nach Hause, kam dort aber nie an. Nur zwei Tage später begann der Karneval. Ob Debbie dies noch erlebt hat ist unbekannt, denn seit dem 13. Februar ist das damals achtjährige Mädchen verschwunden. Jetzt, beinahe zehn Jahre später, ist immer noch nicht geklärt, was damals passiert ist. Es gibt keine Spur auf einen Aufenthalt im Ausland, keine Verdächtigen und auch keine Leiche. Doch immer dann, wenn in Deutschland ein Kind verschwindet, wird Kriminalhauptkommissar Dietmar Wixfort hellhörig.

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Foto: Polizei Düsseldorf

"Wir haben eine Tat, die wir noch nicht einmal beschreiben können", sagt Wixfort. "Wir wissen nicht was passiert ist, wir haben kein Opfer und keinen Tatvorgang, das macht den Fall so schwierig", erklärt der Kommissar und verweist damit auch auf die bisherige Einzigartigkeit dieses Falles in der Region. Und dennoch gibt er die Hoffnung nicht auf. "Fälle wie die Verurteilung von Marc Hoffmann, der die beiden achtjährigen Kinder Levke und Felix sexuell missbraucht und umgebracht hat, lassen mich weiterhin auf eine Klärung hoffen." Für den Zeitpunkt von Debbies Verschwinden habe der Mörder von Levke und Felix jedoch ein Alibi angegeben, dass nach zehn Jahren kaum mehr überprüft werden könne.

Über 600 Spuren sowie Berge von Aktenordnern füllen das Nachbarzimmer von Wixforts Büro. Hinweise, denen die damals eingerichtete Ermittlungskommission Wersten mit 40 Beamten nachging, inzwischen ist Wixfort einziges Mitglied der EK. "Wenn es eine heiße Spur gibt, wird die Einheit sofort aufgestockt", sagt er. In den Tagen und Wochen nach Debbies Verschwinden waren zahlreiche Hinweise bei der Polizei eingegangen, wurde das Rheinufer, Wälder und das Gelände rund um die Schule akribisch abgesucht, Taucher und Leichenspürhunde suchten im Rhein nach Debbie, doch gefunden wurde nichts. Auch nicht die Kleidung oder die Schultasche des Mädchens.

Kurz nach dem Verschwinden des Mädchens war ein anonymer Brief bei der Polizei eingegangen, in dem der Verfasser behauptet hatte, die Leiche des Kindes läge im Haltener Stausee. Zwei Hundertschaften der Polizei, Taucher und Spezialhunde suchten tagelang das Ufer und den See ab, ohne eine Spur. Dem Briefverfasser kam die Polizei einige Jahre später auf die Spur, als der Theologiestudent bei einem Scheckkartenbetrug Fingerabdrücke hinterließ, die mit denen auf dem, Brief übereinstimmten.

Auch die Kontakte, die zu den Ermittlungskommissionen ähnlich gelagerter Fälle wie die der elfjährigen Claudia Ruf aus Grevenbroich oder die Sexualstraftaten in Belgien durch Marc Detroux führten, brachten keine neue Erkenntnisse. "Dass Debbies Leiche nicht gefunden wurde, macht der Familie bis heute schwer zu schaffen und nehme ihr die Möglichkeit der Trauer", sagt Wixfort. So habe sich Debbies Schwester drei Jahre nach dem Verschwinden des Kindes erhängt. Kurze Zeit später wurden die Ermittler alarmiert, als belgische Pornobilder auftauchten, auf denen Debbies Mutter ihre Tochter zu erkennen glaubte. "Doch wir haben herausgefunden, dass die Bilder viel früher aufgenommen wurden. Seither fragt sich die Mutter, ob sie Debbie überhaupt noch erkennen würde", sagte Wixfort.

Dass Debbie noch lebt und etwa im Ausland als Prostituierte arbeiten muss, wie in Düsseldorf spekuliert wurde, hält der Ermittler für ausgeschlossen: "Denn wenn Debbie leben würde, dann würde sie ihren Namen kennen und wissen, wo sie hingehört."

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