Patzer beim U-Bahnbau „Keine Parallelen zu Köln“

Düsseldorf · Mit Blaulicht-Eskorte der Polizei wurde gestern früh Magerbeton an die Baustelle gebracht, zwei Häuser wurden evakuiert. Trotzdem wiegelten die Leiterin des Amts für Verkehrsmanagement und der Projektleiter am Mittag ab: Eine Gefahr habe zu keiner Zeit bestanden.

Bau der Wehrhahn-Linie: Zwei Häuser evakuiert
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Es sei auch für sie persönlich "ein großer Schreck in der Morgenstunde" gewesen, sagte gestern Andrea Blome, die als Leiterin des Amtes für Verkehrsmanagement die Chefin des Bauprojekts Wehrhahn-Linie ist. Gleichwohl habe "zu keiner Zeit Einsturzgefahr" bestanden. Die Evakuierung der Häuser 51 und 53 Am Wehrhahn gestern Morgen sei eine reine Vorsichtsmaßnahme gewesen. Blome betonte: "Alle Beteiligten haben sehr umsichtig und besonnen gehandelt."

Was ist passiert?
Gegen 5Uhr morgens bemerkten Bauarbeiter, dass der Bagger beim Ausschachten dem Fundament des Mehrfamilienhauses zu nah gekommen war. "Wir reden nicht von Metern", sagt Projektleiter Gerd Wittkötter, "es war nur ein kleines Stück." Gleichwohl seien die am Vorabend begonnenen Arbeiten vor diesem Haus sofort eingestellt worden. Bei seinem Dienstbeginn um 8Uhr habe dann der Bauleiter die Stelle begutachtet und für "kritisch" befunden. Deshalb sei die unverzügliche Verfüllung mit dem so genannten Magerbeton angeordnet worden.

Warum die Evakuierung?
"Wir sind mit einem hohen Sicherheitsstandard angetreten", sagte Blome. Jedes Haus entlang der Strecke werde permanent auf Veränderungen beobachtet. Nach der Katastrophe von Köln sei das Thema Sicherheit "emotionaler" geworden. Die Evakuierung sei nicht unter dem Eindruck des Kölner Unglücks geschehen, sondern eine Vorsichtsmaßnahme gewesen.

Gibt es Parallelen zu Köln?
Nein, sagt Andrea Blome. "Bei uns gibt es keine Hohlräume unter den Häusern." Deshalb habe auch nie Einsturzgefahr bestanden. Es hätte allenfalls zu einer Setzung kommen können.

War der Fehler vermeidbar?
Schwer zu sagen. Aus Platzgründen müssen die Kanalrohre möglichst nah an den Häusern verlegt werden. "Wenn der Baggerfahrer bemerkt, dass er zu nah am Fundament ist, ist der Griff bereits getan", so Wittkötter. Wer ist schuld? Dazu gab es gestern keine konkrete Aussage. "Selbstverständlich" habe die ausführende Baufirma die Bewirtung der Anwohner bezahlt, sagte Wittkötter. Er will allerdings auch prüfen, ob die Lage der Fundamente in den wenigen noch vorhandenen Bauplänen der teilweise über 60 Jahre alten Häuser korrekt angegeben sind.

Wie geht es dort weiter?
Nachdem das Loch mit Magerbeton, einer Art flüssigem Erdreich-Zement-Gemisch verfüllt wurde, werden die Fundamente Am Wehrhahn mit Beton stabilisiert. Bislang hatte man aufgrund der geologischen Gegebenheiten solche Hochdruck-Injektionen in diesem Bereich nicht für notwendig gehalten. Danach werde erneut ausgeschachtet.

Wozu der Schacht?
Im betroffenen Abschnitt Am Wehrhahn wird die Ausfahr-Rampe der neuen U-Bahn-Linie gebaut. Vorher müssen sämtliche Versorgungsleitungen, die etwa in Fahrbahnmitte lagen, aus dem Weg. Telefon, Strom und Wasser sind bereits verlegt. Zurzeit wird am Abwasserkanal gearbeitet. Für den muss vor den Häusern Platz geschafft werden.

Verzögert sich der U-Bahnbau?
Wittkötter rechnet nicht mit großem Zeitverlust. "Wir hatten geplant, in drei Wochen die Gehwege vor den Häusern wieder freigeben zu können, nun wird es vielleicht vier Wochen dauern." Mit dem eigentlichen Bau der Rampe soll im kommenden Frühjahr begonnen werden.

Wie viele Personen waren betroffen?
Evakuiert wurden aus den beiden Häusern 16 Menschen, die übrigen Bewohner waren um 8Uhr morgens bereits zur Arbeit. Alle konnten am späten Nachmittag wieder in ihre Wohnungen. Außerdem war auch der Autoverkehr indirekt von der Baupanne getroffen: Für die zügige und reibungslose Anlieferung des so genannten Magerbetons wurde eine Fahrspur am Wehrhahn gesperrt und erst um 15.20Uhr wieder freigegeben. Dadurch kam es zu einigen Verkehrsstörungen in der Innenstadt.

(RP)
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