Düsseldorf-Besucher genervt Kein WC für Rollstuhlfahrer

Düsseldorf · Genervt kehrte der schwerbehinderte Berliner Hendrik Jansen von einem Ausflug nach Düsseldorf zurück. Erst fand er keine öffentliche Toilette, dann wurde sein Auto abgeschleppt. Dem OB schrieb er: Verbessern Sie das.

Ihr erster Düsseldorf-Besuch wird den Berlinern Hendrik Jansen und Ronny Weise wohl noch lange in Erinnerung bleiben — und nicht in guter. "Aus vollstem Frust" hat der schwerstbehinderte Hendrik deshalb OB Dirk Elbers und Polizeipräsident Herbert Schenkelberg einen Brief geschrieben. "Von einer Nicht-Benachteiligung Behinderter kann hier keine Rede sein", klagt der 20-Jährige, der seit seiner Geburt durch eine Cerebralparese auf den Rollstuhl angewiesen ist. "Das sollten Sie verbessern."

Einen Verwandtenbesuch in Meerbusch hatte Hendrik, der mit seinem Betreuer Ronny angereist war, unter anderem für einen Tagesausflug nach Düsseldorf genutzt. Was am ersten Kirmessamstag in der Innenstadt als netter Bummel begann, wurde zur Odyssee, als Hendrik ein dringendes Bedürfnis verspürte. "Wir haben Passanten nach dem nächsten Rollstuhl geeigneten WC gefragt und wurden zum Carlsplatz geschickt. Aber das WC funktionierte nicht."

Nach mehreren Versuchen mit verschiedenen Münzen, die der Türautomat immer wieder ausspuckte, zogen Hendrik und Ronny Weise weiter — diesmal in Richtung K 21, wieder auf Empfehlung von Passanten. Doch auch die öffentliche Toilette am Graf-Adolf-Platz blieb verschlossen: Das Geld blieb drin, die Tür blieb zu.

Im Rathaus ist eine behindertengerechte Toilette immer zugänglich

"Wir waren sehr froh, als uns jemand den Tipp gab, dass die Gaststätte Füchschen über ein befahrbares Klo verfügt", berichtet Hendrik. Weil's immer eiliger wurde, parkte Ronny den gemieteten Van so nah wie möglich beim Füchschen — an der Reuterkaserne war der einzig freie Platz gleich an der Kreuzung. Als Rollstuhlfahrer und Betreuer nach einigen Minuten erleichtert aus dem Lokal kamen, war der Wagen weg — abgeschleppt wegen "Parken im Kreuzungsbereich", abzuholen am Belsenplatz "Dabei war das eine Sackgasse und unser Auto hat bestimmt keinen gestört. Außerdem lag der Behindertenausweis deutlich sichtbar im Wagen." Den bekamen die beiden nach einer abenteuerlichen Fahrt mit der Rheinbahn zurück: "An der Tonhalle war der Aufzug kaputt, Passanten mussten helfen, Hendrik samt Rollstuhl die 30 Stufen hochzutragen", sagt Ronny Weise. Und am Belsenplatz schloss die Bahntür, noch bevor man Hendrik auf den Bahnsteig gehievt hatte. "Dass da aus dem ebenerdigen Ausstieg plötzlich eine Treppe wurde, hatten wir nicht erwartet." 125 Euro mussten die beiden dem Abschleppunternehmer zahlen, bevor sie das Auto zurück bekamen, 15 Euro davon waren fürs Knöllchen. Rechtlich gibt's daran nichts auszusetzen, sagt Polizeisprecher Markus Niesczery. "Das Zuparken des Kreuzungsbereichs stellt immer einen Grund zum Wegschleppen dar, weil die Sicht gefährdet ist."

Im Rathaus war man erschrocken über den Bericht der Berliner. "Wir prüfen sofort die WC-Anlagen und werden sie in Ordnung bringen", sagt Volker Paulat auf Anfrage der RP. Und versichert, dass der OB auch auf Jansens Brief noch reagieren wird. Nebenbei hat er einen Tipp für Rollstuhlfahrer in der Innenstadt: "Im Rathaus ist eine behindertengerechte Toilette immer zugänglich."

(RP)
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