Düsseldorf "Kein Pardon": Kerkelings Musical überzeugt

Düsseldorf · Ganz ohne Hape Kerkeling ging es dann doch nicht. Deutschlands gefragtester TV-Unterhalter übernahm die Anmoderation für sein Musical "Kein Pardon" selbst.

Als ziemlich beschwipste Ansagerin flimmerte er im roten Fummel über den überdimensionalen Fernseher, der der Bühne des Capitol Theaters in Düsseldorf den Rahmen gab, und versprach Sekt schlürfend einen "Abend voll spritzigen Humors".

Die Macher um Kerkeling, Autor Thomas Hermanns und Regisseur Alex Balga taten gut daran, dem Charme der Ruhrpott-Komödie auch im Musical größtmöglichen Raum zu lassen. Wer die Filmvorlage kannte, konnte die Dialoge mitsprechen, wer nicht, der war dank der liebevollen 80er-Jahre-Szenen rund um Schlönskes Schnittchen-Service in "Bottrop-Beach" schnell eingefangen: Nostalgie als verbindendes Element für alle, die sich noch an kuschelige Samstagabende mit der ganzen Familie vor dem Fernseher erinnern, gepaart mit Humor, der grantig klingt, aber von Herzen kommt.

Dass Glückshase, Käffchen-Karin und Bollerwagen auch 2011 noch funktionieren, ist, um es in der Fernsehsprache des Stückes zu sagen, "ein Wahnsinn", und in der Fassung des Musicals vor allem den Darstellern zu verdanken. Allen voran Enrico De Pieri, der den Peter Schlönske mimt und auch als Kerkelings jüngerer Bruder durchgehen würde. Den unbeholfenen Jungen aus dem Pott nimmt man ihm genauso ab wie den Star, den das Fernsehen zum überheblichen Lackaffen gemacht hat. Comedian Dirk Bach als hofierter, dann abservierter Entertainer Heinz Wäscher meistert die Gratwanderung zwischen dem filmischen Vorgänger Heinz Schenk und der eigenen Figur exzellent – und das ist durchaus wörtlich gemeint: Wie er mit kugelrundem Bauch über die Bühne swingt und schäkert, kommt "Witzischkeit ohne Grenzen" schon recht nahe.

Dass ein Musical von der Musik lebt, muss sich bei diesem Stoff allerdings erst erweisen. Die Komponisten Achim Hagemann und Thomas Zaufke liefern ein Potpourri aus Schunkelliedern, Swing, Balladen, Pop und Polka. Das klingt abwechslungsreich, manchmal aber auch schablonenhaft. Neben "Witzigkeit kennt keine Grenzen" trägt ein Song das Kult-Gen: "Dat wär doch gelacht" ist Opa Schlönskes Liebeserklärung an den Ruhrpott. Die dürfte Deutschland gefallen.

(RP/jul/jco)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort