Kaum Großevents in Düsseldorf Neuer Arena-Chef Brill will Trends aufspüren

Düsseldorf · Michael Brill möchte neue Großveranstaltungen entwickeln. Der zukünftige Mitgeschäftsführer der Düsseldorf Congress Sport & Event hat einen Trend zu mehr Stadionkonzerten ausgemacht. Vor allem aber setzt er mit seinem neuen Team auf Flexibilität und Reaktionsgeschwindigkeit.

 Michael Brill soll die Arena nach vorne bringen.

Michael Brill soll die Arena nach vorne bringen.

Foto: SMG Entertainment Deutschland

Michael Brill hat mit den Düsseldorfer Hallen viel vor. Der am Montag einstimmig gewählte neue Geschäftsführer der Düsseldorf Congress Sport & Event (DCSE) ist ein international gut vernetzter Hallenmanager und -entwickler. Er wird frühestens ab dem 1. Oktober den Bereich Sport & Event leiten, Hilmar Guckert bleibt als Congress-Chef und Vorsitzender der DCSE-Geschäftsführung bis Ende 2018.

Was hat Brill bis heute gemacht? Er arbeitet seit 22 Jahren bei SMG. Das Unternehmen mit Sitz in Pennsylvania ist der weltweit größte Privatbetreiber von Veranstaltungsstätten und hat 46.000 Mitarbeiter in 234 Stadien, Arenen, Messe- und Kongresszentren. Brill ist Senior Vice President für die Entwicklung von Neugeschäft und gehört zur 14-köpfigen Senior-Management-Führung. Er hat mehr als 180 Sport- und Veranstaltungsstätten von der Entwicklung bis hin zum Betrieb begleitet und ist heute für Mittel- und Ost-Europa sowie die Expansion in Europa/Mittlerer Osten zuständig. Brill hat 2000 Events mitproduziert, darunter die Commonwealth (2002) und die World Games (2005).

Der 48-Jährige hat im Madison Square Garden (New York) gearbeitet und Veranstaltungsstätten wie die Freilichtbühne Loreley, das Stadion Wroclaw (Breslau, Polen) und das Odysseum (Köln) geleitet. Er ist seit 20 Jahren Geschäftsführer der Arena Oberhausen - die als Multifunktionsarena die Nummer eins in Deutschland war. Brill verkaufte dort auch als Erster in Deutschland ein Arena-Namensrecht.

 In der Düsseldorfer Arena sind Konzerte unter freiem Himmel und - bei Bedarf - auch mit geschlossenem Dach möglich.

In der Düsseldorfer Arena sind Konzerte unter freiem Himmel und - bei Bedarf - auch mit geschlossenem Dach möglich.

Foto: Andreas Endermann

Warum kommt er nach Düsseldorf? Der Manager hält Düsseldorf für einen Standort mit viel Potenzial. Hier gibt es kleinere Hallen (Castello Reisholz), eine mittlere (Mitsubishi Electric) und eine große (Dome) sowie die Arena. Brill tauscht die jahrelange Reisetätigkeit gerne mit der Aufgabe, den Bereich Sport & Event bei DCSE neu auszurichten. Bei der Vorstellung im Aufsichtsrat verwies er auf das Pollstar-Ranking für das erste Halbjahr 2016. Pollstar ist das internationale Leitmedium für die Live-Entertainment-Branche. Dort wird eine Rangliste nach Kartenverkaufsumsätzen erstellt. Die Arena Oberhausen stand in Deutschland auf Rang 4 (hinter Köln Lanxess-Arena, Hamburg Barclaycard-Arena und Berlin Mercedes-Benz-Arena) und international auf Platz 38 der erfolgreichsten Arenen. Da Sporttickets nicht mitgezählt werden, taucht Düsseldorf im Ranking gar nicht erst auf. Brill will Düsseldorf zumindest in Deutschland auf die vorderen Plätze bringen.

Wie beurteilt der neue Mann den Markt? "Vor 15 Jahren war ein Konzert die Promotion für einen neuen Tonträger", sagt Brill. Heute lebten die Künstler zu zwei Dritteln vom Live-Geschäft. "Das sind eigentlich gute Zeiten für die Betreiber von Spielstätten." Die Zahl der Künstler, die eine Arena bespielen könnten, sei zudem gestiegen. "Vor 20 Jahren hatten Sie zehn große Namen von den Stones bis zu AC/DC. Heute gibt es fünf Mal so viele." Dazu zählten auch eine Helene Fischer nach vier bis fünf Jahren am Markt oder Comedians. Die nachrückenden Stars sind wichtig, "weil AC/DC oder die Stones ja irgendwann wegsterben". Die ganz große Anziehungskraft haben Rihanna oder Beyoncé (noch) nicht - sie sind für sichere 30.000 bis 35.000 Besucher gut. Brill sieht einen Trend von Indoor- zu Stadionkonzerten, also großen Shows unter freiem Himmel. Vorteil Düsseldorf: Zur Not kann das Dach der Arena geschlossen werden.

Was ist die Strategie für Düsseldorf? Indoor sind laut Brill die Kölner Lanxess-Arena, die Arena Oberhausen und die Dortmunder Westfalenhalle die Hauptkonkurrenten, bei den Stadien Frankfurt und Schalke "mit dem ewigen Vorteil, 10.000 Plätze mehr anbieten zu können". Brill will das Potenzial besser nutzen und die Auslastung optimieren. Er setzt voll auf Dienstleistung: "In diesem Markt kommt es auf den persönlichen Kontakt, Schnelligkeit und Zuverlässigkeit an." Man müsse Verständnis für die Belange des Veranstalters und der Produktion haben. Das Team bei DCSE soll durch Flexibilität und Reaktionsgeschwindigkeit "die Kunden von unserer Leistungsfähigkeit überzeugen und sie dauerhaft an uns binden". Er sei nicht an One-Night-Stands interessiert, sondern an Ehen.

Zudem will Brill Künstler entdecken und sie von der kleinen bis in die große Halle auf ihrem Karriereweg begleiten. So hat er es mit dem Wendler gemacht oder der irischen Tanzshow Riverdance. Hunderttausende Karten wurden über die Jahre für solche Veranstaltungen verkauft - sie sind das einträgliche Brot-und-Butter-Geschäft der Branche. Die großen Stars wie Paul McCartney muss man haben, aber ihr Besuch bedeutet wegen der festgeschrieben Millionengagen meist eine schwarze Null oder gar ein Minusgeschäft. Und: "Wir müssen die Themen aufspüren, die morgen begeistern." Frankfurt habe die innovativsten Stadionmanager. Man müsse heute Ideen suchen und inszenieren wie Tanzfestivals für elektronische Musik, Youtube-Shows, Gaming oder E-Sport. Dazu kämen Wertschöpfungsketten vom Facility-Management bis zum Catering.

Wie wird Brill in der Branche gesehen? Bernhard Lewkowicz vom Concertteam NRW kennt Brill seit 20 Jahren. Er habe auf die Personalentscheidung bei DCSE "erfreut reagiert". Brill sei überaus kompetent. "Er kennt jeden in der Branche, und jeder schätzt ihn." Heute sei die Struktur bei der Arena zu träge. Es werde zu wenig entschieden, es finde immer wieder erst mal eine Sitzung statt. "In diesem Geschäft muss ich samstags, wenn mich ein Agent anruft, mit jemandem sprechen können, der mir sagt: Ja, das geht." So jemand sei Michael Brill.

(ujr)
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