Lieder voll Melancholie Katja Riemann sang für mehr Toleranz

Düsseldorf (dto). Melancholie prägt den November. Ein Jahre neigt sich dem Ende, die Tage werden kürzer, der Himmel oft wolkenverhangen. Dunkel sieht es auch in manchen Seelen aus, denn es gibt Menschen, die wegen einer psychischen Erkrankung stigmatisiert und ausgegrenzt werden. Dagegen kämpft der Verein "Open The Doors", und mit ihm die Schauspielerin Katja Riemann, die zugunsten des Vereins am Dienstagabend ein Konzert im Robert-Schumann-Saal gab.

Melancholie prägte auch die Musik, die das Katja Riemann Oktett machte. Rot-Gold schimmerte die Bühne im nicht ganz ausverkauften Robert Schumann-Saal. "Ich glaube, dass man ständig im Spagat steht, wo man sein will und wo man steht", erzählt die 40-jährige Schauspielerin zu Beginn des Liedes "Schatten". Sie singt von Liebe und Schmerz, Trennung und Hoffnung. Die Musik und ihre Stimmung sind dabei voller Emotion und Sehnsucht, erzählen von verletzten Gefühlen und Liebe, die einem den Schlaf raubt.

Jazzige Klänge, Soul und Acoustic Beats dominieren dabei den Sound der Lieder, die seit dem 3. November auf ihrer neuen CD zu finden sind. Es sind Lieder von Joni Mitchell, Tori Amos oder Kate Bush und auch eigene Songs. Zurzeit tourt sie mit dem neuen Album in Deutschland, ließ es sich aber nicht nehmen, für den Verein "Open The Doors" eine Zwischenstation in Düsseldorf einzulegen. "Wir versuchen eine Hornhaut auf unsere Seele zu bekommen, um dieses Leben zu meistern. Es gibt Menschen, die können das nicht. Mit meinem Engagement möchte ich zu mehr Toleranz gegenüber diesen Menschen und zur Aufklärung über psychische Erkrankungen beitragen," so die Sängerin.

Ihrer Musik gab sie sich voll hin, beeindruckte mit ihrer Stimme, mit der sie variierte, brachte mit ihren Geschichten zwischen den Songs die Zuschauer zum Nachdenken aber auch zum Lachen, aber es blieb immer eine Spur Melancholie in der Luft. Nur kurz war sie verunsichert, als ein Zuschauer aus der neunten Reihe bei Beginn des dritten Liedes rief, dass die Musik zu laut und sie kaum zu hören sei. "Ihre Texte sind bestimmt gut, aber ich verstehe sie kaum, das Schlagzeug ist zu laut," so der Mann.

Das sahen viele andere Zuschauer anders und bekundeten dies auch laut, Katja Riemann reagiert zunächst etwas unsicher, konterte dann aber mit dem Vorschlag, Textblätter zu verteilen. Das Publikum lachte und es ging weiter, auch wenn der Robert-Schumann-Saal tatsächlich nicht der optimale Raum für solche Konzerte ist, denn es ist ein Saal für Kammermusik, der für die Akustik mit Mikrophonen vielleicht nicht der geeigneteste ist.

Katja Riemann selbst verzichtete während ihres Gesangs auf große Gesten, stand manchmal regungslos vor dem Mikrophon, baumelte manchmal mit den Armen, wirkte aber zum Teil distanziert, obgleich ihrer gefühlvollen Songs. Nur bei einem Reaggea-Song kam sie mehr aus sich heraus, schwang die Hüften und tanzte mit Backgroundsängerin Angela Chinyere Ordu. Ihre Band bestehend aus Michael Merkelbach (Trompete), Christian Thomé (Schlagzeug), Christian Kögel (Gitarre), Anja-Susann Hammer (Cello), Andreas Schmidt (Piano) und Andreas Henze (Kontrabass) lieferten stilistische Wechselbäder der wohligen Art. Das Publikum war begeistert, klatschte Szenenapplaus und forderte drei Zugaben.

"Musik ist flüssiges Glück", singt sie. Es festzuhalten scheint unmöglich, gerade für Menschen, die wegen einer psychischen Erkrankung im Abseits stehen. "Ich denke, dass ein großer Teil der Öffentlichkeit ein verzerrtes Bild von Menschen mit psychischen Erkrankungen hat. Hier ist Aufklärung notwendig und dabei möchte ich helfen."

Von BIRGIT KRANZUSCH

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort