Kirche in Düsseldorf Gerresheimer Katholiken erinnern an Missbrauchsfälle

Düsseldorf · Gemeindemitglieder haben am Freitagabend eine Mahnwache vor der Kirche St. Margareta errichtet. Dabei wurde auch bekannt: Ein Gutachten des Erzbistums Köln greift offenbar einen dritten Übergriffs-Fall auf.

 Gemeindemitglieder der katholischen Kirche in Gerresheim hielten vor der Basilika eine Mahnwache ab.

Gemeindemitglieder der katholischen Kirche in Gerresheim hielten vor der Basilika eine Mahnwache ab.

Foto: Marc Ingel

Genau ein Jahr ist es her, dass die katholische Gemeinde in Gerresheim von einem Missbrauchsfall erschüttert wurde. Der inzwischen verstorbene Pfarrer O. soll sich vor Jahrzehnten an einem Kindergartenkind vergangen haben. Viele Gemeindemitglieder, die ihn gut kannten, leben heute noch, sie konnten es nicht begreifen. Viereinhalb Monate später kam ein weiterer Fall hinzu: Pfarrer D. wurde suspendiert, auch er wegen möglichen sexuellen Missbrauchs. „Es kann nicht sein, dass wir jetzt einfach wieder zur Tagesordnung übergehen“, sagt Peter Barzel, einer der Initiatoren einer Mahnwache, bei der am Freitagabend vor der Basilika an die Fälle erinnert werden sollte.

Beim Erzbistum in Köln herrschte lange nur Schweigen. Ein halbes Jahr nach Bekanntwerden des Falls von Pfarrer O. kam Kardinal Rainer Maria Woelki zu einem „nicht-öffentlichen Gespräch“ nach Gerresheim. Das Ergebnis war für viele Gläubige eher unbefriedigend, dem Kardinal wurde vor der Kirche Maria vom Frieden mehrfach die rote Karte gezeigt. Seitdem ist viel passiert, Woelki wurde unter anderem bis März 2022 beurlaubt, das Erzbistum hat zwei Gutachten in Auftrag gegeben, die zur Aufklärung beitragen sollen. Aber viele Fragezeichen bleiben.

Unter dem Titel „Warten – wie lange noch?“ wurde bei der Mahnwache ein Plakat aufgehängt, auf dem symbolisch der Kölner Dom mit einem abgeknickten Kirchturm gezeigt wird und Fragen gestellt werden: „Wann hört das auf? Wann gibt es Aufklärung? Wann werden die systemischen Ursachen beseitigt?“ Rund 15 Gläubige waren anwesend.

Und es wurde eine Erklärung verlesen, in der von den Aussagen des Kardinals beim Gespräch im Mai berichtet wurde. Auch von einem möglichen dritten Fall eines Übergriffs war dabei die Rede. „Darüber darf nicht offen gesprochen werden – juristisch untersagt und von der Kirchenleitung angeordnet“, sagt Peter Barzel. Der Fall werde in dem zweiten, vom Erzbistum in Auftrag gegebenen Gercke-Gutachten ohne Namensnennung jedoch offenbar benannt – inklusive konkretem Aktenvorgang.

Auch der Pfarrgemeinderat der katholischen Kirchengemeinde St. Margareta hat auf die Vorfälle reagiert und einen Ausschuss „Aufarbeitung und Prävention“ gebildet. „Es geht darum, dass die Geschehnisse nicht unter den Teppich gekehrt werden“, so Barzel.

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