Gesundheitssystem in NRW Kassenpatienten warten deutlich länger auf einen Arzttermin

Düsseldorf · Wer zum Arzt will, der muss mit Wartezeiten rechnen. Allerdings sind die nicht für alle gleich. Privatpatienten bekommen bis zu 27 Tage früher einen Termin als Kassenpatienten. Das geht aus einer Untersuchung der Grünen in NRW hervor. Außerdem gibt es große regionale Unterschiede.

Das sind die wichtigsten Vorsorgechecks
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Foto: AOK Mediaservice

Im März hat ein Team der Grünen-Bundestagsabgeordneten Maria Klein-Schmink eine Untersuchung zu den Behandlungsunterschieden zwischen Kassen- und Privatpatienten durchgeführt. 405 Facharztpraxen in NRW wurden dafür angerufen - einmal als Kassenpatienten und einmal als privat Versicherte, das berichtet die WAZ.

Demnach müssen Kassenpatienten im Durchschnitt 27 Tage länger auf einen Termin warten als Privatpatienten. Je nach Facharzt und Region wird das Gefälle jedoch deutlich größer. So warten Kassenpatienten in Bielefeld und Umgebung 43 Tage länger auf einen Facharzttermin, in Bonn 36 Tage, in Wuppertal 30 und im Ruhrgebiet seien es 19 Tage. Für Düsseldorf wurde ein Unterschied von 16 Tagen festgestellt.

Zwar wurden in rund 30 Prozent der Anrufe Kassen- und Privatversicherte gleich oder fast gleich behandelt, allerdings traten auch teils krasse Fälle Diskrepanzen auf. So habe ein Augenarzt in Bonn einem Kassenpatienten einen Termin nach 365 Tagen angeboten. Dem Anrufer, der sich als privat versichert ausgab hingegen nach sieben Tagen. Bei einem Radiologen kamen 268 Wartetage auf einen einzigen für den Privatpatienten.

Im Durchschnitt wartet ein gesetzlich Versicherter 30 Tage, ein privat Versicherter 9 Tage auf einen Termin.

Seit einem Jahr gibt es die sogenannten Terminservicestellen der kassenärztlichen Vereinigungen. Dort können sich Patienten melden, um innerhalb von vier Wochen einen Termin beim Facharzt vermittelt zu bekommen.

Tatsächlich scheinen die Servicestellen jedoch nicht zum Einsatz zu kommen. So gab es 2016 bundesweit 580 Millionen ambulante Behandlungsfälle, von denen jedoch nur 120.000 über die Servicestellen vermittelt wurden.

Laut Kassenärztlicher Vereinigung Nordrhein lag die Zahl der Behandlungsfälle im gleichen Zeitraum im Rheinland bei 65 Millionen, von denen jedoch sogar nur 10.000 der Patienten über eine entsprechende Stelle vermittelt wurden. In der Grünen-Erhebung, wurde kein einziger Anrufer auf das Angebot hingewiesen - obwohl 42 Prozent der Termine außerhalb der 4-Wochen-Frist lagen.

(ham)
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