Düsseldorf Kasernen-Umbau für Flüchtlinge kostet 30 Millionen

Düsseldorf · Eine Flüchtlings-Erstaufnahme in der Bergischen Kaserne würde mehr als 30 Millionen Euro kosten - und damit deutlich mehr Geld, als bislang erwartet wurde. Dies besagt das mit Spannung erwartete Gutachten des Bau- und Liegenschaftsbetriebs des Landes (BLB).

 Bei einer Begehung von Stadt und Land wurde der Zustand der Kaserne positiv bewertet. Hier der Blick in eines der Gebäude.

Bei einer Begehung von Stadt und Land wurde der Zustand der Kaserne positiv bewertet. Hier der Blick in eines der Gebäude.

Foto: Andreas Bretz

Das Landes-Innenministerium bestätigte entsprechende Informationen der Rheinischen Post aus Rathauskreisen. Im Ministerium liegt das Gutachten seit gestern vor, die Bezirksregierung prüft derzeit die Kostenschätzung. Diese beziehe sich "offenbar auf eine langfristige Nutzung der Kaserne", sagte ein Ministeriumssprecher. Zu möglichen Folgerungen wollte er sich nicht äußern. "Was das Gutachten bedeutet, bewerten wir in den kommenden Tagen wirtschaftlich und politisch gemeinsam mit der Stadt Düsseldorf."

Klar ist: Dass die Erstaufnahme kommt, wird immer unwahrscheinlicher. Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hatte die Zustimmung der Stadt von einer Höchstlaufzeit bis ins Jahr 2020 abhängig gemacht. Auf dem Areal der schon jetzt großteils leerstehenden Kaserne sollen dann Wohnungen entstehen. Ob sich eine so hohe Investition für diese kurze Zeit lohnt, ist fraglich.

Allerdings ist noch nicht bekannt, welche Varianten der BLB geprüft hat. Sozialdezernent Burkhard Hintzsche hatte angeregt, man könne auf dem Areal Container aufstellen, falls die Gebäude in zu schlechtem Zustand sind - möglicherweise wäre diese Option günstiger. Hintzsche fordert, dass das Ministerium bald entscheidet. "Darauf haben die Stadt und die Bürger ein Recht."

Für die Stadt hätte ein Rückzieher des Landes große finanzielle Nachteile. Denn das Land käme für die voraussichtlich mehr als 600 Bewohner der Erstaufnahme auf, die Stadt müsste entsprechend weniger eigene Unterbringungsplätze bereithalten. Wenn die Erstaufnahme nicht kommt, müsste die Stadt folglich auf eigene Kosten mehrere weitere Containeranlagen bauen.

Es deutet sich bereits an, dass ein Scheitern der Erstaufnahme zu einem Konflikt zwischen Stadt und Land über die politische Verantwortung führen wird. Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hatte bereits im Dezember öffentlich verkündet, dass das Land interessiert sei - aus Sicht mancher Beobachter war das voreilig. Bei der Stadt hatte man allerdings auch später immer wieder verlautbaren lassen, dass das Innenministerium und die Bezirksregierung konkrete Vorbereitungen treffen. So gab es im Februar eine gemeinsame Begehung des Geländes. Von derart hohen Kosten war damals offenbar nicht die Rede. Das dürfte zu der Frage führen, ob die Kosten nun absichtlich hoch gerechnet wurden, weil das Projekt nicht mehr gewünscht ist - trotz des Platzmangels in Flüchtlingsheimen.

In die erste Containeranlage für Flüchtlinge sind an der Benrodestraße in Benrath gestern unterdessen 135 Männer, Frauen und Kinder eingezogen.

(RP)
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