Karneval in Düsseldorf Wie nachhaltig war eigentlich der Rosenmontagszug?

Düsseldorf · Diesel-Traktoren, Dosenbier, Kamelle-Verpackungen – der Karneval ist wenig ressourcenschonend. Müsste er es sein?

Müll gehört zum Rosenmontagszug – leider. Neben vielen zertretenen Kamelle bleiben – wie hier zu sehen – in der Regel reichlich Trinkbecher, oft auch Einweg-Plastikflaschen übrig.

Müll gehört zum Rosenmontagszug – leider. Neben vielen zertretenen Kamelle bleiben – wie hier zu sehen – in der Regel reichlich Trinkbecher, oft auch Einweg-Plastikflaschen übrig.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Die kurze Antwort auf die Frage „Wie nachhaltig ist der Karneval?“ lautet: nicht besonders. Denn Nachhaltigkeit bedeutet, nur so viele Ressourcen zu nutzen, wie langfristig nachwachsen können. Dafür muss man seinen Konsum im Auge haben. Beim Karneval geht es im Prinzip genau ums Gegenteil. Mit vollen Händen Kamellen schmeißen und ein Alt nach dem anderen trinken, ist auf nachhaltige Weise nur schwer zu bewerkstelligen – vor allem der Müll ist ein Thema.

Das Glasverbot in der Innenstadt hat interessante Auswirkungen: Weil zwischen Flinger und Ratinger Straße Scherben vermieden werden sollen, gibt es in sämtlichen Kiosks palettenweise Dosenbier zu kaufen. Während Mehrweg-Glasflaschen eine sehr gute Umweltbilanz haben, wird zur Produktion von Alu-Dosen viel Energie gebraucht und viel Regenwald vernichtet. Nur die Pfandsammler freut es: Sie finden in der Altstadt reichlich Beute, die viel leichter ist und deutlich mehr pro Stück bringt als die handelsübliche Bierflasche. Viele andere Besucher haben sich auf Plastik-Flaschen verlegt, darunter viel Einweg. Das war schon nach Altweiber zu beobachten.

Wer nach dem Zug durch die Altstadt ging, dem knirschten nicht Scherben, sondern Kamelle unter den Schuhen. Geschätzt neunzig Prozent der 250 Tonnen Wurfgeschosse sind in Plastik verpackt. Den Rest bilden vermutlich Papiertütchen mit Ahoi-Brause, deren Halbwertszeit auf regennassen Straßen begrenzt ist. Nur die Venetiengarde von Blau-Weiss warf dieses Jahr Gummibärchen in kompostierbaren Tütchen. Das ging aber nur, weil sich ein Sponsor fand. Das Carnevals-Comitee ermutigt die Gruppen, nur das zu werfen, was auch mitgenommen wird. Nach einzelnen Bonbons, so die Erfahrung, bücken sich die verwöhnten Sammler nicht. Die Karnevalisten halten sich auch zugute, dass auf den Partys in der Kantine an der Wagenbauhalle neuerdings kein Einweggeschirr mehr verwendet wird. Nachhaltigkeit bedeutet viele kleine Schritte.

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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Eine andere Frage ist: Muss der Karneval eigentlich unbedingt besonders nachhaltig sein? Die Antwort darauf ist schwieriger. Klar – auch das Brauchtum will und muss mit der Zeit gehen. Da alle inzwischen mehr über ihren Konsum nachdenken und versuchen, ressourcenärmer zu leben, ohne sich zu sehr zu begrenzen, schadet das auch dem Karneval nicht. Andererseits: Gäbe es wieder eine echte Fastenzeit – sprich, würden wir alle uns im restlichen Jahr mehr beschränken – dann hätte der Karneval auch wieder eine echte Berechtigung als Zeit der Völlerei. Und dürfte dann erneut die fünfte Jahreszeit sein, in der alles erlaubt ist – selbst die vollkommen unnachhaltige Völlerei.

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