Lackschuhkarneval beim Prinzenclub Viel Lärm im Prinzen-Dschungel

Düsseldorf (RP). Volles Haus und eine legendäre Sangestruppe names Boney M. die um Mitternacht auch müde gewordene Jecke noch einmal von den Stühlen holte. Dennoch haben sich die Zeiten auch für den in vorderer Linie des Düsseldorfer Lackschuhkarnevals kämpfenden Prinzenclub geändert.

Vorbei sind wohl die großen Ball-Abende, für den sich selbst die showverwöhnte Prominenz um teure Eintrittskarten riss, weil sie sich zumindest irgendeinen Superstar nicht entgehen lassen wollte. Vorbei sind offenbar auch die Zeiten, in denen sich die Regisseure und Schatzmeister des elitären Clubs von großen Namen abhängig machen wollen. Oder diese nicht mehr bezahlen können. Heraus sprang am Samstagabend im Hilton ein Prinzenball von höchstens mittlerer Qualität mit lautem, bisweilen zweitklassigem Disco-Sound. Dies alles unter dem Leitmotiv: Wer sich mit seinem Partner ein paar Sätze unterhalten will, gehe lieber vor die Tür oder suche die wenig Erfolg versprechende Gelegenheit beim Tanz.

Boney M. mit Daddy Cool, Sunny, Rivers of Babylon, Rasputin oder No women no Cry, das mögen vergoldete Klassiker mit Dauerzünder-Effekten sein. Die Showband-Eurosound, die Television Star Dancers mit angeblicher Friedrich-Palast-Tradition in den Beinen, die Party-Band Vamos, sie hatten Programm-Füller-Format.

Jaques Tilly und seine Helfer hatte sich für das Motto "Dschungelfieber" nicht nur ein tolles Bühnenbild einfallen lassen. Gewohnt zackig geriet auch der Auftritt der rot-weißen Prinzengarde. Wenig überzeugend dagegen die dünnen Witzchen des Prinzenpaares Peter V. und Venetia Irene, das sich für einen solchen Abend ein paar geeignete Sätze überlegen sollte.

Prinzen-Chef Manfred Hildemann hatte nicht seinen besten Abend erwischt, konnte mit Messechef Werner Matthias Dornscheidt aber immerhin ein als Sponsor zuverlässiges neues Ehrenmitglied im Club begrüßen. Die kurze Rede von Oberbürgermeister und Ehrenmitglied-Kollege Joachim Erwin war im Vor-Programm so ziemlich die einzige karnevalistische Pflaume: "Wer als Messechef von Düsseldorf nach Leipzig geht, ist oberjeck, wer nach Düsseldorf zurückkehrt, der ist ein kluger Mensch."

Bleibt nachzutragen: Der Prinzenclub stiftet den Opfern der Flutkatastrophe 2500 Euro. Wie schafft er das? Hildemann : "Die sind nicht budgetiert. Aber wir werden den Gürtel enger schnallen und auf das eine oder andere Steak verzichten."

(alfa)
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