Keine guten Redner in Düsseldorf? TV-Sitzung: Retter gesucht

Düsseldorf · Nach der missratenen Fernseh-Sitzung sucht das Carnevals Comitee (CC) einen Weg aus der Misere. Über den Grund der Pleite ist man sich einig: Der WDR will angeblich nur Düsseldorfer Redner - aber hier soll's keine guten geben.

 Bei der TV-Aufzeichnung am vergangenen Donnerstag in der Stadthalle ist vieles schiefgelaufen.

Bei der TV-Aufzeichnung am vergangenen Donnerstag in der Stadthalle ist vieles schiefgelaufen.

Foto: RP, W. Gabriel

Morgen kommt der Vorstand des Comitees Düsseldorfer Carneval (CC) zu einer Krisensitzung zusammen. Thema: Die missratene TV-Sitzung vom vorigen Donnerstag, die am 30. Januar ausgestrahlt wird.

Über den Abend war wenig Gutes gesagt worden: Musik und Tanzeinlagen kamen an, aber die Büttenredner langweilten meist mit ollen Kamellen vom Vorjahr. Entsprechend die Reaktion des Publikums: Desinteresse, Gemurmel, Lärm, "Aufhören-Rufe" - und schließlich sichtlich entnervte Künstler auf der Bühne. Auch Sitzungspräsident Jobsie Driessen war entsetzt. Mit "Es gibt viel Elend auf dieser Welt" kommentierte er die Pleite. Und: "Ich bin da oben fast gestorben!".

Weil das keiner will und man sich einen weiteren Flop dieser Art nicht leisten kann und will, wird nun beraten. CC-Geschäftsführer Jürgen Rieck macht Druck: "Noch so eine Pleite vertragen wir nicht."

Leise klingt auch Kritik an CC-Literat Stefan Kleinehr an. Dessen Aufgabe ist es, die Redner auszusuchen. Allerdings gibt man zu, dass diese Suche hier kaum Chance auf Erfolg hat. Denn: Es gibt in Düsseldorf angeblich keine Talente, mit denen man im Saal wie vorm TV begeistern könnte.

Durch die Vereinbarungen mit dem WDR sei man aber gezwungen, ausschließlich hiesige Redner auftreten zu lassen. Das mache der Sender zu Bedingung und will vor allem keine Künstler aus dem Schatten des Doms in Düsseldorf vor der Kamera haben, weil man keine Konkurrenz zu Kölner Sendungen will. Sagt jedenfalls das CC.

Axel Beyer, Unterhaltungs-Chef des WDR, widerspricht. Eine Bedingung, nur einheimische Künstler zu nehmen, gebe es nicht. Beyer: "Eine gute Nummer ist eine gute Nummer!" Allerdings lege man schon Wert darauf, dass die Sitzung regionales Profil habe. Würden Künstler in Köln wie in Düsseldorf auftreten, seien die Sendungen verwechselbar - und das wolle man nicht. Das Programm jedenfalls mache das CC, der WDR berate nur.

Herrmann Schmitz, Ex-Prinz, Ex-Hoppeditz und Schrott-Gala-Macher, glaubt an ausreichend hiesiges Talent, traut dem CC aber nicht zu, diese Leute zu finden. Er rät daher, die Sitzung einem Verein anzuvertrauen, der die Erfahrung und auch den Überblick über hiesige Redner (nicht nur aus den eigenen Reihen!) hat. Er habe das in der Vergangenheit bereits vorgeschlagen. "Das CC hat das aber abgelehnt."

Richard Wagner, Präsident des Mainzer Carnevals Vereins (MCV) und Strippenzieher für die berühmte TV-Sitzung "Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht", rät davon dringend ab. Auch in Mainz ist die Sitzung Sache des "Dachverbands", aber die Gestaltung der Veranstaltung überlässt man, in enger Absprache, dem Fernsehsender. Wagner: "Der hat damit aber auch die Verantwortung!" Die Künstler werden aus der Region Mainz ausgesucht, bundesweit zu suchen käme "schon wegen des Dialekts" nicht in Frage. Den Kollegen am Rhein rät er ebenfalls dazu, über den Tellerrand in der Nachbarschaft zu suchen.

(RP)
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