Mer kann och alles öwerdriewe TV-Sitzung: lang und lahm

Düsseldorf · Bei der Fernsehsitzung gab's zwar eine grandiose Bühne, tolle Kostüme, viel Musik und gute Tanzgruppen. Doch einige Probleme und peinliche Momente sorgten für Kritik: schlechte Redner, genervte Künstler, "flüchtende" Gäste, "Aufhören"-Rufe, lärmende Nichtkarnevalisten, miese Saalluft.

Jecke TV-Sitzung
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Das Feld in der Stadthalle war um kurz vor Sieben eigentlich bestens bereitet: Eine grandiose Farbenpracht von Jacques Tilly rahmte die Bühne ein. Spritzig begrüßte Sitzungspräsident Jobsi Driessen die 1300 in tolle Kostüme gewandeten Gäste. Im Jan-Wellem-Jahr legten OB Joachim Erwin mit Frau Hille ebenso wie die Honoratioren des CC imposante Perücken und seidene Roben mit Plüschkragen an. Ganz Düsseldorf feierte im Barock. Doch die anschließende, fast fünfstündige Party in der Stadthalle mit knalliger Musik und einer tollen Tanzgarde der katholischen Jugend gelang in einigen Teilen leider nicht. CC-Sprecher Hans-Peter Suchand sagte gestern, "über einige Punkte an diesem Abend" müsse in den nächsten Tagen im CC gesprochen werden. "Wir werden wohl auch auswärtigen Rat hinzuziehen, um einiges beim nächsten Mal zu verhindern."

Was war geschehen? Jürgen Hilger-Höltgen erreichte mit seiner aktuellen Büttenrede noch die Aufmerksamkeit des Saals. Aber dann: Fünf Redner ernteten im Laufe des Abends zeitweise "Aufhören-Rufe" und heftige Kritik an ihren "ollen Witzen". "Es war peinlich", sagte ein altgedienter Präsident. Da halfen auch die penetranten Aufforderungen "jubeln, jubeln" von Jobsi Driessen kaum. Mit immer neuen Rufen wurde es auch nicht besser - eher peinlicher.

Der Büttenredner "Ne bonte Pitter" weiß: "Das Publikum und der Saal speziell hier bei der TV-Sitzung sind extrem schwierig." Einige Redner hätten schon Wochen vor dem Auftritt bei Düsseldorfs TV-Sitzung "die Hosen gestrichen voll". "Die Büttenredner sind ein altes Problem in Düsseldorf. Ihre Witze waren wirklich nicht gut", sagte der Chef der Prinzengarde Rot-Weiss, Peter König. "Ne bonte Pitter" war so genervt vom kaum lachenden Publikum, dass er entnervt feststellte: "Also, das ist mir jetzt egal, schneiden sie es raus, aber: Wollt ihr eigentlich noch einen Witz oder soll ich von der Bühne gehen?". "So was habe ich noch nicht erlebt", stellte Suchand ernüchtert fest.

Bürgermeisterin Gudrun Hock dachte an die Zuschauer im Fernsehen, die sich die Aufzeichnung ansehen werden: "Die müssen es furchtbar finden." Da sei es kein Wunder gewesen, dass viele Gäste schon vor dem Ende des Programms nach Hause gegangen seien. Bereits um 22 Uhr waren Tische im hinteren Bereich leer, einige Jecken gingen entnervt nach Hause. Die Halle sei zudem viel zu warm und stickig gewesen, sagte Peter König gestern. CC-Geschäftsführer Jürgen Rieck machte den Hauptgrund noch am Abend aus. Eine namhafte Großbank hatte für Mitarbeiter aus ganz Deutschland 250 Karten gekauft. "Das war eine lärmende Gesellschaft, die an dem Abend von Rieck sechs Mal eindringlich aufgefordert worden war, sich an den Rahmen einer Fernsehsitzung zu halten", sagte Suchand. Vergeblich. Nach ein paar Minuten veranstaltete die Menge weiter ihr lautstarkes "Betriebsfest". Suchand kündigte gestern an, dass sich Rieck bei den Verantwortlichen der Bank schriftlich melden wolle.

(RP)
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