Sicherheit in NRW So werden die Karnevalszüge in der Region geschützt

Düsseldorf · Wie kann ein Karnevalsumzug gegen einen möglichen Terrorangriff geschützt werden? Rund einen Monat vor Rosenmontag machen sich die Städte in der Region Gedanken dazu. Geplant sind mehr Polizei – und vielerorts Anti-Terror-Barrieren. Eine Übersicht.

 Die Jecken sollen sicher feiern können. Vielerorts erhöht die Polizei ihre Präsenz bei den Karnevalszügen.

Die Jecken sollen sicher feiern können. Vielerorts erhöht die Polizei ihre Präsenz bei den Karnevalszügen.

Foto: dpa, ve sab

Wie kann ein Karnevalsumzug gegen einen möglichen Terrorangriff geschützt werden? Rund einen Monat vor Rosenmontag machen sich die Städte in der Region Gedanken dazu. Geplant sind mehr Polizei — und vielerorts Anti-Terror-Barrieren. Eine Übersicht.

Nach dem Anschlag mit einem Lkw auf den Berliner Weihnachtsmarkt, bei dem zwölf Menschen ihr Leben verloren, verschärfen viele Städte in NRW die Sicherheitsvorkehrungen für ihre Karnevalszüge.

In Köln wird es Barrieren geben, um die Karnevalszüge zu schützen. "Die allgemeine Sicherheitslage, die Bedrohung durch Terrorismus, hat Auswirkungen auf das Handeln der Polizei", sagte Polizeipräsident Jürgen Mathies. "Wir werden auch an Karneval wieder Fahrzeugsperren sehen. Zum Teil aus Beton, zum Teil aus anderen Fahrzeugen." Polizei, Bundespolizei Stadt und Festkomitee stimmen das Sicherheitskonzept ab. Sigrid Krebs vom Festkomitee Kölner Karneval sagt: "Im Ablauf wird es keine wesentlichen Veränderungen geben — wir sind immer sehr gut vorbereitet.

Auch in diesem Jahr soll es wieder eine Leitstelle im Kölner Rathaus geben. Der Kölner Rosenmontagszug gilt als größter Karnevalszug Deutschlands, er ist rund sieben Kilometer lang, hunderttausende Besucher werden erwartet. Sämtliche Zugänge zu sperren, dürfte schwierig werden. "Zur Zeit laufen die Einsatzplanungen", sagte ein Sprecher der Kölner Polizei. Der Einsatz werde aber mit der Größenordnung des Vorjahres vergleichbar sein. "Wir werden sehr präsent sein", sagte der Sprecher. Im vergangenen Jahr waren 2500 Beamte auf Kölns Straßen im Einsatz, die Stadt setzte mehr als 300 zusätzliche Ordnungskräfte ein.

Rosenmontagszug 2016 in Düsseldorf: Rosensonntagszug am Rathaus
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Rosensonntagszug 2016 zieht am Rathaus vorbei

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Hans-Jürgen Tüllmann, Geschäftsführer des Carnevals Comitees (CC) in Düsseldorf, sagt, dass die gesamte neue Zugstrecke gerade noch von unterschiedlichen Experten begutachtet werde. Mehrere Container sollen seinen Angaben zufolge den Zug schützen. Angedacht seien LKW und Bauschutt-Container. Wie viele, dazu konnte Tüllmann noch keine verlässliche und seriöse Angabe machen. Die genauen Standorte stünden noch nicht fest. "Klar ist, dass wir gezielt analysieren, wo schwere Lastwagen fahren können." Auch bei den Security-Kräften werde das CC aufrüsten. Tüllmann bekräftigte, dass das Düsseldorfer Carnevals Comitee mit Hochdruck an der Umsetzung der Sicherheitsvorkehrungen für den Rosenmontagszug am 27. Februar arbeitet. Er und das CC stehen vor einer gewaltigen Herausforderung, denn der Zug startet diesmal nicht wie sonst an der Cecilienallee, sondern an der Corneliusstraße. "Das ist für uns eine völlig veränderte Situation — auch für das Sicherheitskonzept." Das CC rechnet durch das verschärfte Sicherungsaufkommen mit Mehrkosten in Höhe von rund 20.000 Euro.

In Leverkusen findet am Donnerstagmorgen ein Abstimmungsgespräch zum Thema Sicherheit zwischen Polizei und Karnevals-Verantwortlichen statt. "Bei diesen Gesprächen geht es darum, Probleme zu benennen, und zu besprechen, was im Vorjahr gut lief und was weniger", erklärte ein Sprecher der Polizei. Fahrzeugbarrieren gehören in Leverkusen auch ohne Karneval zum Stadtbild. An den Eingängen zu zwei Fußgängerzonen ließ die Stadt auf Anraten der Polizei Findlinge postieren.

Der Tulpensonntagszug in Krefeld-Uerdingen soll an acht Punkten so mit Barrieren gesichert werden, dass ein Terroranschlag nach Berliner Vorbild nicht möglich ist. Das stellt den Karnevalszug-Verein Uerdingen vor eine Herausforderung: Sie müssen Material für die Barrieren finden, also zum Beispiel Container, große Wasserbehälter oder schwere Großfahrzeuge. Die Karnevalisten bitten deshalb ansässige Firmen, sie zu unterstützen. Auch der Krefelder Rosenmontagszug soll an bestimmten Punkten durch Barrieren geschützt werden. Details über das neue Sicherheitskonzept geben die Beteiligten aber aus einsatztaktischen Gründen nicht preis.

Der Karnevalsausschuss (KA) in Neuss erwartet am Kappessonntagszug rund 100.000 Menschen in der Stadt. Ein Sicherheitskonzept hat er schon im September vorgelegt, doch wurde die Genehmigung ins neue Jahr vertagt. "Man wollte abwarten, was an Silvester passiert", sagt Jakob Beyen, Präsident des KA. Seitdem hat er nichts mehr von der Verwaltung gehört und deshalb jetzt von sich aus auf eine Neubewertung der Lage gedrängt. Ein Ergebnis steht noch aus. Beyen sieht sich und die Zugleitung aber gut aufgestellt: "Unsere Sicherheitsstandards sind seit Jahren die höchsten in der Region", sagt er nicht zuletzt mit Blick auf 800 "Wagenengel und private Sicherheitskräfte, die den Zug abschirmen.

Der Hauptausschuss Duisburger Karneval hat bereits Gespräche mit der Polizei geführt. In der kommenden Woche sollen Inhalte bekanntgeben werden. Darin soll berücksichtigt werden, dass entlang der Zugstrecke kein Auto in die Zuschauermassen fahren kann. Nachgedacht wird daher über Absperrungen in Form von Gittern oder ähnlichem und über Fahrzeuge, die in den Seitenstraßen so geparkt werden, dass kein anderes Auto auf die Zugstrecke einbiegen kann. In Duisburg gibt es sechs Züge. Darunter befinden sich mit dem Kinderzug durch Serm am Sonntag sowie den Rosenmontagszug zwei große. "Für die großen Umzüge gelten natürlich andere Vorkehrungen als bei den kleineren", sagt Susanne Stölting vom Pressereferat der Stadt Duisburg.

Der Kulturausschuss Grafschafter Karneval teilt mit, dass es im Vergleich zum Vorjahr für die Karnevalisten in Moers keine neuen Sicherheitsvorschriften gegeben hat. Allerdings wird es einige Tage vor den Zügen noch mit den Sicherheitskräften eine letzte Abstimmung geben. Der Moerser Nelkensamstagszug hat die Besonderheit, dass er auf Duisburger Stadtgebiet beginnt. Daher gelten dort die zuvor beschriebenen örtlichen Bedingungen.

Die Verantwortlichen des Rosenmontagszuges in Solingen haben ihr Sicherheitskonzept nochmals ergänzt. Fahrzeugkontrollen gehören dazu, größere Zufahrtsstraßen sollen doppelt abgesperrt werden und in Einmündungsbereichen sollen zusätzliche Ordnungskräfte stehen. Der Zug führt rund anderthalb Stunden durch die Solinger Innenstadt. Die Verantwortlichen betonen: 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht — und man will weiter Freude am Karneval haben.

In Kempen und Tönisvorst soll es im unmittelbaren Umfeld der Zugwege Lkw-Sperren geben. Das hat die Polizei von den Veranstaltern gefordert. Für Willich ist so eine Maßnahme derzeit noch in der Diskussion. In Grefrath gibt es nur kleine Ortsteilzüge, dort sind keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen geplant. In Voerde kann man derzeit noch nichts Konkretes zu den Sicherheitsvorkehrungen sagen, da der örtliche Karnevalsverein erst am Donnerstag mit der zuständigen Ordnungsbehörde diesbezüglich tagt.

Zur Lage in Langenfeld sagte Ordnungsamtschef Christian Benzrath unserer Redaktion: "Ja, es wird Besonderheiten geben. Was, das teilen wir rechtzeitig vor den tollen Tagen mit, da sich unser Sicherheitskonzept noch in der Abstimmungsphase befindet." Ähnliches lassen die zuständigen Behörden in Monheim verlauten.

In Essen haben sich Stadt und Polizei darauf verständigt, die Rosenmontagszüge in den Stadtteilen Rüttenscheid und Kupferdreh sowie die für Sonntag geplanten Umzüge in Freisenbruch, Werden, Heisingen und Frohnhausen besonders abzusichern. Konkret wolle man Fahrzeuge des Amtes für Straßen und Verkehr oder der Polizei gut sichtbar an den Zufahrten zu den Zügen platzieren. Personenkontrollen sind dagegen bislang nicht vorgesehen. Auch soll es entlang der Zugstrecken keine sogenannten "verbotenen Zonen" geben, die nicht betreten werden dürfen. Stadt und Polizei appellieren allerdings an die Besucher, keine großen Taschen oder Rucksäcke sowie gefährliche oder gar verbotene Gegenstände zum Zug mitzubringen.

In Mönchengladbach ist das Sicherheitskonzept für den Veilchendienstagzug noch nicht abschließend erstellt. Derzeit führt die Polizei eine Analyse durch, um potenzielle Gefahrenstellen auf dem Zugweg auszumachen sowie geeignete Gegenmaßnahmen zu ermitteln. "Nach dem Anschlag in Berlin rückt die Gefahrenabwehr natürlich noch stärker in den Blick", sagt der Zugleiter des Mönchengladbacher Karnevalsverbandes, Elmar Eßer. "Doch es nützt nichts, in Panik zu verfallen. Man muss mit kühlem Kopf an die Planung gehen und alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, damit ein schöner Karnevalszug möglich ist."

(RP)
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