Karneval in Düsseldorf Mit einem Fischernetz in luftiger Höhe angeln gehen

Düsseldorf · Wie macht man an Rosenmontag richtig Beute? Stefan Salm hat die Antwort und das perfekte Kostüm. Am Ende hat er 1,5 Kilogramm in seinem Netz.

 Stefan Salm geht als Fischer. Mit dem Netz fängt er die Kamellen hoch über den Köpfen der anderen Zuschauer.

Stefan Salm geht als Fischer. Mit dem Netz fängt er die Kamellen hoch über den Köpfen der anderen Zuschauer.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Die Idee ist einfach super. Wie greift man am besten Kamelle ab, wenn man kein kleines, süßes Kind mehr ist, sondern ein großer, erwachsener Mann? Ganz einfach: Man geht wie Stefan Salm als Fischer. Er hat obenrum gelbes Ölzeug an – bei dem Wetter auch noch extremst praktisch –, Fischerhemd, sein Kinn ziert ein Drei-Tage-Bart und als wichtigstes Accessoire hat er ein Fischernetz dabei. Befestigt ist es an einem langen Stock, der wiederum mal an einem Putzutensil hing. Den Ring hat er aus einem Stück Kabelkanal gefertigt, an dem er das Netz auffädelte, das zu Weihnachten den Tannenbaum beim Transport vor dem Abknicken der Zweige schützte.

Der Düsseldorfer, der in jedem Jahr mit kreativen Kostümideen am Rosenmontagszug überzeugt, sammelt immer schon das ganze Jahr über Dinge, die er zweckentfremden kann. Er war schon Boxer, Bahn-Mitarbeiter und Feuerwehrmann, erzählen seine Freunde, mit denen er sich traditionell immer in Höhe des Schwanenspiegels den Rosenmontagszug anschaut.

Am Anfang läuft das Kamellefangen in luftiger Höhe noch etwas schleppend. Die vielen Kinder in der ersten Reihe füllen ihre Tüten viel schneller. Stefan Salm hat noch nicht die richtige Technik raus, und die Wagenmitfahrer treffen alles, aber selten eben ins runde Loch. Doch mit jedem jecken Trupp, der vorbeizieht, perfektioniert Salm seine Technik. Er angelt nach rechts und nach links. Die Mitfahrer auf dem Toleranzwagen versuchen zu treffen, aber ohne Erfolg. Aber allmählich füllt sich dann doch das Netz.

Damit es nicht so schwer wird, hat er noch ein weiteres dabei, einen Netzbeutel, in den er laufend umfüllt. Als der Wagen Nummer 20 passiert, wird das Kamellefischen professionell. Inzwischen schmeißen auch die von den Wagen gezielt ins Netz. Nicht viel, hier mal ein Bonbon, da mal eine Packung Taschentücher. Vom Wagen der Prinzengarde fliegen nur so die Schokoriegel in die närrische Menge. Da muss auch Stefan Salm sein Netz nur noch hinhalten. Die Shampoo-Pröbchen verschmäht er, das Tütchen mit dem Feuchtigkeits-Fluid für den Drei-Tage-Bart kommt hingegen mit. Obwohl er die Stoppeln nach Karneval wieder abrasieren wird.

Und dann ist der letzte Wagen vorbei. Mit einem Augenzwinkern sagt Stefan Salm, dass er normalerweise für so einen kleinen Fang gar nicht erst rausfahre. Rund 1,5 Kilogramm Kamelle sind es am Ende, 200 Gramm werden direkt an der Zugstrecke vertilgt. Der Rest wandert in die Taschen der drei Geschwisterkinder, die auf herkömmlichem Weg Süßes gesammelt haben und die der Düsseldorfer gar nicht kennt. „Ich mache das ja nicht wegen der Beute, sondern aus Spaß am Fangen“, sagt Stefan Salm, der dann aber doch das Päckchen Taschentücher einsteckt. Denn die kann auch ein Großer immer brauchen.

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