Düsseldorf Rocker im Zoch und Elbers als Cäsar

Düsseldorf · Beim Richtfest für den Rosenmontagszug präsentieren die Gesellschaften ihre Ideen. Die Mottowagen bleiben jedoch geheim.

Das sind die ersten Rosenmontagswagen
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Angst scheint der Mann keine zu haben: Wagenbauer Jacques Tilly legte sich schon mit Islamisten an, und machte sie lächerlich. Nun nimmt er Rocker aufs Korn, lässt sie auf ihren schweren Harleys für die Rheinische Garde Blau-Weiss am Zug teilnehmen — sozusagen als Hardcore-Garde der besonderen Art. Das ist nur eine von vielen Ideen, die am Freitag in der Wagenbauhalle neben dem Depot am Steinberg präsentiert wurden — unter dem Motto "Och dat noch".

Wie Elbers Stil als Rathaus-Chef gesehen wird, zeigt am deutlichsten die Ehrengarde der Stadt Düsseldorf: Der OB als Cäsar mit Lorbeerkranz auf dem Haupt schaut erhaben, während die feixenden Gardisten den leicht abgewandelten Begrüßungsspruch der römischen Gladiatoren kurz vor dem Kampf auf ihrem Wagen zeigen: "Ave Elbers, die Spaßgeweihten grüßen Dich". Ob Cäsar Elbers das lustig findet? Den Gardisten scheint es egal zu sein.

Auch die Handwerkskammer geht nicht gerade zimperlich ans Werk. Auf ihrem Werk macht sie, kein Wunder, Werbung für den Meister. Adrett und propper stehen dort zwei Lehrlinge — einer weiblich, einer männlich — und strahlen froh in einer Zukunft mit goldenem Boden. Direkt daneben jedoch wird der Hang vieler Jugendlicher zum Studium auf die Schippe genommen — wie die Lemminge strömen sie Richtung Klippe, von der sie ins tödliche Wasser stürzen. Da bleibt keine Frage offen.

Natürlich beschäftigt sich das Narrentum auch mit der 725-Jahr-Feier. Gleich mehrfach taucht die Schlacht bei Worringen auf, allerdings ziemlich unblutig und aus Draht und Pappmaché wird das blutige Gemetzel karnevals-kompatibel dargestellt. Voller Blut dagegen der Mund eines gierigen Vampirs: Die Gema saugt mit ihren Forderungen nicht nur Wirten den letzten Euro aus der Kasse. Das finden jedenfalls die Närrischen Wehrhähne.

Außerdem: Heino und seine gecoverten Songs, u.a. von Campino, die immer weiter steigenden Mieten in Düsseldorf und die daraus entstehenden Probleme für Familien, die gekenterten Piraten, der Kö-Bogen — das Narrenvolk hat genau aufgepasst und weiß, wo in der Stadt der Schuh drückt. Unter anderem in Gerresheim: Der dortige Streit um den Umbau der Benderstraße nervt seit Jahren.

Die Gerresheimer Bürgerwehr hat eine Alternative bauen lassen: Eine Schwebebahn. Versöhnlich dagegen die Rather Aape: Sie scheinen sich mit Köln aussöhnen zu wollen und werden mit einer netten Szene auf ihrem Wagen im Zoch auftauchen. Eine Kölner und eine Düsseldorfer Schöne stoßen miteinander an. Die Dame vom Dom mit Kölsch, die von der Kö mit — Schampus. Aber ganz so nett ist das Ganze dann doch nicht: Während ein Rather Aap fröhlich mit dem Fortuna-Logo winkt, geht dem erschöpften 1-FC-Geißbock die Puste aus.

(jco)
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