Comitee Düsseldorfer Carneval Rieck geht - das Ende einer Ära

Düsseldorf · 18 Jahre hat Jürgen Rieck als CC-Geschäftsführer den Düsseldorfer Karneval geprägt und weiter entwickelt. Nun hat er seinen letzten Rosenmontagszug im Amt erlebt. Seine Bilanz ist zwiespältig. Und beim Blick nach vorn sieht er vor allem das Problem der Überalterung der Vereine.

 CC-Geschäftsführer Jürgen Rieck will bei der nächsten Hauptversammlung nicht wieder zur Wahl antreten.

CC-Geschäftsführer Jürgen Rieck will bei der nächsten Hauptversammlung nicht wieder zur Wahl antreten.

Foto: Endermann, Andreas

Wenn ein Mann wie Jürgen Rieck (77) geht und einen Blick zurück wagt, dann tut er das auch im Zorn. Das ist Temperamentsache und Veranlagung. Rieck ist Berliner, geprägt von preußischen Tugenden einer Familie, in der Vater und Großvater das waren, was man heute Macher nennt. Also wurde er auch so einer, entwickelte einen eher herben Charme und trockenen, manchmal spitzen, gar ätzenden Humor. Das kommt im Rheinland nicht immer gut an, viele verstehen es auch nicht. Rieck war es egal.

Als er vor 18 Jahren zu den Narren kam, war das keineswegs seine Lebensplanung, es hatte sich einfach so ergeben über Leute, die er mochte, als er sie kennenlernte. Und heute noch spricht er von vielen guten und interessanten Menschen, die er durch den Karneval treffen durfte. Das sei das Positive, an das er sich erinnert, wenn er zurück blickt, sagt er. Natürlich ist er auch stolz auf seine Erfolge. Das Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) war pleite, als er kam — die Schulden lagen damals mindestens bei einer halben Million (D-Mark), die Aussichten waren nicht lustig. "Die Buchführung und alle Unterlagen passten in einen DIN-A4-Ordner, mehr habe ich von meinem Vorgänger nicht übernommen!"

Der Kaufmann, von Hause aus Eigentümer einer großen Spedition, brachte preußische Zucht in den rheinischen Frohsinn und trimmte die Pappnasen auf seine Sicht der Dinge. Die da lautet: Ob ich ein Unternehmen führe oder ein Carnevals-Comitee — das ist egal, am Ende müssen die Zahlen erstens stimmen und zweitens schwarz sein. Sonst ist schnell Schluss mit lustig. Das begriffen die Jecken sehr schnell und ließen ihn gewähren. Geliebt haben sie ihn nicht dafür (mit ein paar Ausnahmen, vielleicht), aber auf jeden Fall respektiert und gefürchtet.

Jetzt, kurz vor dem Ausscheiden (Rieck wird sich bei der Hauptversammlung im September nicht mehr zur Wahl stellen), steht das CC besser da denn je. TV-Sitzung und die Übertragung des Rosenmontagszuges bringen knapp 300 000 Euro vom WDR in die Kassen (der Vertrag mit dem Sender läuft noch bis 2015), immer weiter wird die Vermarktung des Karnevals am Rathaus, auf der Kö und in der Altstadt ausgebaut. Das CC hat von der Stadt die Rechte dazu, die Vermietung an Buden bringt ordentlich Geld in die Kasse. Unter CC-Präsident Josef Hinkel will man das ausbauen und professionalisieren.

Das wird auch nötig sein, meint Rieck, denn das CC wird künftig mehr Geld brauchen denn je. Vor allem für die Sicherheit. Nach der Loveparade-Katastrophe von Duisburg wurden die Anforderungen so in die Höhe geschraubt, dass Rieck schon damit drohte, den Rosenmontagszug ausfallen zu lassen, wenn die Auflagen weiter verschärft würden. Dazu kam es nicht, und wird es auch nicht kommen, aber der Druck ist enorm. Dem gegenüber stehen Vereine, die immer stärker überaltern. Rieck hat einige ganz konkret im Blick, nennt aber keine Namen. "Die sind gemeinsam im Vorstand alt geworden, haben sich nie um den Nachwuchs gekümmert, und wissen nun nicht, wie es weitergehen soll."

Sein Rat, schlecht laufende Veranstaltungen zu streichen oder gemeinsam Neues zu planen, komme allerdings nicht gut an, hat er registriert. Aber er ist sicher, dass sich das von allein ergeben wird. Leider sei man beratungsresistent.

Sicher ein Beispiel für die schlechten Erfahrungen, die er machte. Wie auch beim Aufbau des Hauses des Karnevals. Viel Arbeit sei das gewesen, erzählt Rieck, man habe sich permanent um die Baustellen kümmern müssen, der Förderverein (an der Spitze Hille Erwin) sei eine große Hilfe gewesen. Aber sonst sei da wenig gekommen. Rieck: "Aber heute, wo das Haus des Karnevals fertig ist, erzählen mindestens 25 Leute, wie sie sich engagiert haben damals. Aber gesehen hab ich seinerzeit von denen hier keinen einzigen."

(RP/jco)
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