So feierten die Politiker Altweiber Rathaus außer Rand und Band

Düsseldorf · Im gestürmten Amtssitz des Stadtoberhaupts herrschte gestern Enge, aber auch beste Stimmung: Möhnen, Politik, Verwaltung und Brauchtum schunkelten und tanzten im Jan-Wellem-Saal. Mittendrin der neue Gastgeber, OB Dirk Elbers. Er hatte erstmals eine Live-Band engagiert.

Hinter den Kulissen: Altweiber im Rathaus
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Die regionale Zusammenarbeit nimmt Oberbürgermeister Dirk Elbers offenbar wirklich ernst: Als neuer Herrscher im Rathaus ließ er erstmals eine Live-Band zum Karnevalsauftakt aufspielen. Und zwar eine aus Köln!

Das "Orchester ArDo" ließ mit einem Mix aus jecken Klassikern ("Das wär' so wunder-wunderschön") und Schlagern (Marianne Rosenberg "Er gehört zu mir") den Jan-Wellem-Saal tanzen. Dafür gab's reichlich Lob: "Der OB ist eh super, die Live-Band ist sensationell", sagte Tonnenbauer Dino Conti Mika, der sich mit dem SPD-Ratsherrn Kajo Keil in Stimmung schunkelte.

Mittendrin ein verschnupfter, aber glücklich strahlender OB. So schnell, wie die jecken Weiber mit der Schere klapperten, die Lippen bützbereit gespitzt, konnte Elbers sich die Schlipse gar nicht umbinden. Der erste Schnitt stand — so will es die Tradition — Venetia Ute zu. Direkt danach wetzte die Erste Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) die Klingen. Bei ihrem Outfit wagte das Stadtoberhaupt sich auch gar nicht zu wehren.

Die Liberale überraschte, wie immer, mit einem besonders schrillen Kostüm: als Punkerin mit blau-schwarzer Tolle, Lederjacke, Schottenrock, Spinne am Finger und Anarcho-Shirt. "Wenigstens einmal Anarchie im Rathaus", scherzte die kampflustige FDP-Frau, zeigte sich jedoch etwas enttäuscht, dass sie vom OB nur einen "No Name"-Krawattenzipfel, "100 Prozent Polyester" ergattert hat.

Die Zweite Bürgermeisterin, Gudrun Hock (SPD), kam als Gallierin: "Ich bin Ad-Hockix", erklärte sie gut gelaunt. Ihr Parteifreund, der Beigeordnete Burkhardt Hintzsche, ließ seiner Fantasie freien Lauf und griff kommunalpolitische Themen auf, trug in Anspielung auf einen FDP-Antrag eine Stirnlampe über der blonden Perücke, "wenn ich abends noch auf einer unbeleuchteten Strecke joggen möchte" und riet zur Herstellung der Altstadtordnung bei "Flatrate-Laufen": "Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Runden Tisch um die Ecke". Grünen-Ratsfrau Clara Deilmann bewies schneiderisches Geschick und kam als "Tausendfüßler" — die Ökopartei ist gegen den Abriss der Hochstraße.

Wirtschaftsdezernent Wilfried Kruse gab sich engelsgleich: "Ich wollte mal einen Tag ohne Sünde sein." Kämmerer Helmut Rattenhuber gab den "Dienstmann" — und trug am Revers eine Auszeichnung seiner Mitarbeiter: "The best President". CDU-Ratsfrau Bettina Wiedbrauk brach ihren Rekord vom Vorjahr und sammelte 30 Krawatten: "Ich habe alle Südamerikaner", sagte sie stolz und meinte die Botschafter von Ecuador, Guatemala, Paraguay, Venezuela, Peru, Bolivien, Panama und Dominikanischer Republik, die einen Termin in Düsseldorf mit einem Besuch im jecken Rathaus verbanden.

Ein Gast lag dem neuen Gastgeber jedoch besonders am Herzen: "Regine Lutz, eine Brecht-Schauspielerin und sehr gute Freundin von mir", so Elbers. Die 80-Jährige spielt bald im Stück "Rosenkrieg" in der Komödie. "Wir kleinen Leute lieben ja große Männer", sagte die 1,50-Meter-Frau über Elbers (1,93 Meter). "Und dass er jetzt OB ist, finde ich wunderbar!"

(RP)
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