Leverkusen Prinz Marcus II: Lev alaaf!

Leverkusen · Kölns frisch proklamierter Oberjeck verbringt die meiste Zeit des Tages in Leverkusen – als Mitarbeiter von Bayers Kunststoffsparte MaterialScience. Sein Lebensgefährte wurde in Opladen geboren.

 Als er elf war, wusste er: Ich will Prinz werden. In dieser Session geht der Traum für Marcus Gottschalk (l.) in Erfüllung. Unterstützt wird der gestern proklamierte Prinz dabei von seinem Freund Marc.

Als er elf war, wusste er: Ich will Prinz werden. In dieser Session geht der Traum für Marcus Gottschalk (l.) in Erfüllung. Unterstützt wird der gestern proklamierte Prinz dabei von seinem Freund Marc.

Foto: Klaus Michels/Express

Kölns frisch proklamierter Oberjeck verbringt die meiste Zeit des Tages in Leverkusen — als Mitarbeiter von Bayers Kunststoffsparte MaterialScience. Sein Lebensgefährte wurde in Opladen geboren.

Im kölschen Fasteleer kennt und schätzt man Marcus Gottschalk schon seit Jahren. Und der 32-Jährige kennt das Prozedere bei Hofe — schließlich war er von 2006 bis 2010 Adjutant des jeweiligen Prinzen im Kölner Dreigestirn.

Als Gottschalk gestern Abend also in den großen Festsaal des Kölner Gürzenich einzog, machte er das nicht zum ersten Mal. Und doch war alles neu. Denn diesmal stand er nicht in der zweiten Reihe, sondern war der unumstrittene Mittelpunkt der Proklamation. Marcus Gottschalk ist ab sofort bis Aschermittwoch Prinz Marcus II.

Nicht nur die Kölner sind stolz auf "ihren" Prinz, auch den Leverkusenern jeiht et Hätz op. Denn immerhin verbringt der kölsche Oberjeck die meiste Zeit des Tages in Leverkusen. Gottschalk ist Marketing-Berater bei Bayer MaterialScience (BMS). Und das Unternehmen fiebert mit ihm mit: "Als bekannt wurde, dass ich Prinz werde, habe ich Glückwunsch-Mails von Kollegen aus Shanghai, Dubai und Pittsburgh bekommen. Von Menschen, die ich noch nie gesehen habe. Die Berichte gingen wie ein Lauffeuer via Intranet rum. Es war toll zu erleben, wie so ein großes und teilweise anonymes Unternehmen da mitgeht."

Was gestern Abend passierte, das hatte Gottschalk schon einige Male aus Adjutantensicht mitbekommen. "Die Rollen sind aber überhaupt nicht vergleichbar", sagt er. "Das ist für mich ein Schritt in die erste Reihe. Ich werde alles aus einer anderen Perspektive erleben."

Eimol Prinz zo sin — davon hat der BMS-Mitarbeiter seit dem 26. Februar 1990, 20.30 Uhr, geträumt. Damals stand er als Elfjähriger beim "Sturmzug" im Gedränge der Jecken an der Breite Straße. "Als der damalige Prinz Hans-Jürgen Eschweiler hell angestrahlt im Dunkeln an mir vorbeifuhr, war mir total klar: Das will ich auch."

Genauso klar war für ihn, dass er kein Geheimnis um seine Sexualität machen wird. Bei der Vorstellung des Dreigestirns sorgte der 32-Jährige für eine Sensation: locker plauderte er über sein Schwulsein: "Ich lebe in einer Wohnung im Belgischen Viertel mit meinem Lebensgefährten Marc." Der wurde übrigens in Opladen geboren, hatte dem Wunsch seines Liebsten, einmal im Leben Oberjeck zu sein, sofort zugestimmt. Und somit war beschlossen: Kölns Karneval bekommt seine erste offen schwule Tollität in seiner 188-jährigen Geschichte.

Mit Bauer Thorsten (Steuerberater Thorsten Schmidt, 44) und Jungfrau Olivia (Rechtsanwalt Dr. Oliver von Rosenberg, 44) wird Gottschalk als Kölner Dreigestirn bis zum 22. Februar durch die Säle ziehen und die Jecken glücklich machen. Das Motto der laufenden Session lautet in Köln: "Jedem Jeck sing Pappnas."

Nur Männer bützen, das will er nicht — Schwulsein hin oder her. "Um Gottes Willen, das muss ich nicht haben", sagt seine Tollität Marcus II fest.

(RP)
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