Leverkusen Präsidentin "Käthe" tritt ab - wirklich?

Leverkusen · Käthe Steinke geht. Mit Tränchen in den Augen, mit Trauer im Herzen, aber doch irgendwie erleichtert. Die Karnevalistin und Powerfrau der KG Klinikum gibt das Präsidentenamt ab, zieht sich aus vorderster Linie zurück. "Glaube ich gar nicht", witzelte Rote-Funken-Kommandant Harald gestern. "Präsidentin Schnüss" erschien zur ihrer letzten Lindenhof-Sitzung in einem Traum von Rock, einem Pettikoat, der geschmückt war mit Fotos der vergangenen Jahre. Das Saalpublikum applaudierte begeistert.

"Käthe" tritt ab: Sitzung der KG Klinikum 2013
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"Käthe" tritt ab: Sitzung der KG Klinikum 2013

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Zum Abschluss servierte "Käthe", die auch als Literatin fungierte, ein hochkarätiges kölsches Programm. Dazu zählten: "De Räuber", die aus dem Stand das Publikum im Lindenhof, dem kleinen Gürzenich, in Rage sangen. Als "Käthe" und der Elferrat auf der Bühne Twist dazu tanzten, kochte die Stimmung. "Endlich ein Elferrat, der lebt", lobte Räuber-Sänger Karl-Heinz Brand.

Vorher hatte der "Kölsche Schutzmann" (Jupp Menth) eine herrliche Witzserie abgeschossen. Auf dem Programm standen außerdem: Brings, Tanzkorps Rheinmatrosen, Et Rumpelstilzche, Funky Marys, Leverkusens Prinz Manfred I., als "Rausschmeißer" spielten die "Original Eschweiler" auf. Es sollte eine ganz normale Sitzung werden, es entwickelte sich zur Käthe-Kür — "wie immer mit einem ganz phantastischen Publikum", schwärmte die Präsidentin.

Jeder im Saal wusste: Ohne Präsidentin Steinke läuft nächstes Jahr keine Sitzung der KG Klinikum. Dies bestätigte gestern auch Vorsitzender Rolf Janyga. Käthe Steinke gab ihre Präsidentenkette zur Aufbewahrung an Klinikum-Geschäftsführer Hans-Peter Zimmermann. Für "Käthe" hatte der Klinik-Chef die Urkunde "für die beste Sitzungspräsidentin" vorbereitet, Vorsitzender Janyga als "Orden" ein Mikrophon — eine Anspielung auf Steinkes Vorliebe, jedes Mikro, das nicht schnell genug versteckt wird, für eine spontane Moderation zu nutzen. "Vielleicht braucht unsere Käthe das Mikro ja nächstes Jahr..." — für die "Käthe-Revival-Show"?. Dazu passte das T-Shirt mit dem Aufdruck "lebende Legende".

Über eine weitere Amtszeit von Steinke braucht sich der KG-Klinikum-Vorsitzende dennoch keine Hoffnungen zu machen. "Nach Aschermittwoch entscheiden wir über die Zukunft der Gesellschaft", sagte Janyga. Mit Steinke (Präsidentin und Literatin) treten auch zwei Kassiererinnen und der zweite Vorsitzende Peter Drösser zurück. "Das erschwert uns die Entscheidungen", betonte Janyga. Grundsätzlich möglich ist die Auflösung der Gesellschaft, aber auch die Umwandlung in einen Freundeskreis, der etwa im Straßenkarneval aktiv ist.

Janyga: "Alles ist offen." Es gebe einige Ideen unter den 80 Mitgliedern der KG Klinikum. Die offizielle Abschiedsfeier für die Präsidentin wird ebenfalls erst nach Karneval laufen. Ein Steinke-Vertreter bleibt noch im Vorstand: Vize-Präsident und Ehemann Günther Steinke.

"Mich hat das Engagement für die KG viel persönliche Zeit gekostet", bilanzierte Käthe Steinke im RP-Gespräch, "— und viel Geld", setzte sie nach einer kurzen Pause hinzu. Warum blieb sie so lange dabei? Es war der Kontakt zu vielen Menschen, die erst über das Karnevalsgeschehen entstanden, ohne Ansehen der Person, des Titels oder der beruflichen Position: in Leverkusen und beispielsweise auch zur Karnevalsgesellschaft in der ostdeutschen Partnerstadt Schwedt, dem "Faschingclub des Bezirkskrankenhauses Schwedt" (FCBKH). Seit 1990 sind die Vereine befreundet, besuchen sich (Gestern saß eine Delegation aus Schwedt im Lindenhof-Saal). Das "Wir-Gefühl" in der KG und die Erkenntnis "Gemeinsam sind wir stark, schaffen vieles", das machte die besondere Freude aus.

"Aber ich möchte gehen, bevor ich im Rollator zur Bühne muss", sagte Steinke nachdenklich.

(RP/rl)
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