Altweiber in Düsseldorf OSD lobt Jecke: Kaum Scherben in der Altstadt

Düsseldorf · Das Glasverbot macht sich bezahlt. Und es wird bei den Gästen akzeptiert. Wer mit Flaschen zum Straßenkarneval kommt, tauscht sie bereitwillig beim OSD in kostenlos bereitgehaltene Becher um.

20 000 Plastikbecher hat die Stadt für den Straßenkarneval besorgt, und einige davon werden wohl bis zum nächsten Jahr aufgehoben werden, denn: "Die meisten Leute wissen Bescheid, die kommen ohne Glas zum Feiern," sagt der Leiter des städtischen Ordnungs- und Servicedienstes OSD, Holger Körber. Ohne Becher geht er an Tagen wie diesen gar nicht aus dem Haus.

Am Bolker Stern, wo die Altstadt-Besucher aus dem U-Bahnhof strömen und der Platz vorm Schnellrestaurant als zentraler Treffpunkt gilt, wird Körber immer welche los. Eigentlich gilt auch dort schon absolutes Glasverbot. Zwischen U-Bahn und der ersten Kontrollstelle an der Hunsrückenstraße aber wird Toleranz geübt. Da sprechen Körber und Kollege Marcus Tiepel die wenigen, die mit Flaschen in der Hand beisammenstehen, direkt an.

OSD-Mitarbeier sind "total nett"

Austrinken, wegkippen oder umschütten sind die Möglichkeiten, die sie einer Gruppe junger Frauen aufzeigen. Die haben eine fast noch volle Flasche Wodka dabei, für die bloß die dritte Alternative gelten kann. Die leere Flasche bringt Körber dann selbst zum nächsten Mülleimer. Stefan heißt der Robin Hood aus Gelsenkirchen, der mit Bierflasche in der Hand ein paar Meter weiter steht.

Vom Glasverbot wusste er nichts, zuletzt sei er als Kind beim Düsseldorfer Karneval gewesen und da war Flaschenbier für ihn kein Thema, sagt er. Vom OSD ist er begeistert. "Die sind total nett", sagt er, während sein Bier in einen von Körbers Bechern fließt, "Woanders wird man gleich böse angemacht." Das haben Körber und Tiepel auch schon umgekehrt erlebt, doch am Donnerstag freuen sich beide über einen "sehr entspannten" Altweiber-Dienst.

Selbst der erwischte Wildpinkler auf dem Unteren Rheinwerft bleibt höflich. Seinen Schlips hatte der Mülheimer schon zwei Stunden lang unbeschadet durch die Altstadt gebracht. Aber dass er sich nun an der Hauswand erleichtert, soll ihn nun 35 Euro kosten soll.

Dass Männer in solcher Lage dem OSD nicht nur mit verbalen Attacken begegnen, ist eher die Regel als die Ausnahme. Drum sind Tiepel und Körber vom Mülheimer im Pinguin-Kostüm ganz angetan. Der hat das Knöllchen akzeptiert, sich nach dem nächsten Toilettenwagen erkundigt und versprochen, noch ein paar Euro in der Altstadt auszugeben. Die Strafe muss er nämlich erst in ein paar Wochen überweisen — "Wirtschaftsförderung" heißt das augenzwinkernd beim OSD.

Junge Trinker im Visier

Der achtet auch auf allzu junge Trinker. Seit alle Altstadtzugänge fürs Glasverbot von Kollegen überwacht werden, haben die Jugendschützer weniger zu tun. Denn Minderjährige werden an den Kontrollstellen ebenfalls gestoppt. Auch da mache sich das Glasverbot, dass nun schon im dritten Jahr durchgesetzt wird, bezahlt, sagen die OSDler.

Der größte Unterschied zu früher aber, der ist bei jedem Schritt zu spüren und zu hören: Nichts knirscht, und wenn, dann ist es bloß ein Stück Plastik. Kein Vergleich mit dem Scherbenmeer, das früher zum Straßenkarneval dazugehörte. Dafür dankte am Abend auch Ordnungsdezernent Stephan Keller den Feiernden und den Gewerbetreibenden. Weil alle an einem Strang gezogen hätten, sei der Düsseldorfer Straßenkarneval für Stadt und Gäste ein "noch schöneres Erlebnis" geworden.

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