Pressestimmen Mottowagen: So sehen's die anderen

Düsseldorf · Die politischen Darstellungen während des Düsseldorfer Rosenmontagszuges sorgen in der Presse für unterschiedliche Reaktionen. Vor allem das Motiv Karl Theodor zu Guttenbergs als Bruchpilot mit dem Mottospruch "Merkels 11. September" ist strittig. Wagenbauer Tilly verteidigt die Wagen.

Düsseldorfer Karneval 2011: Leserstimmen zum Guttenberg-Wagen
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Düsseldorfer Karneval 2011: Leserstimmen zum Guttenberg-Wagen

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Foto: AP

Die Mottowagen des diesjährigen Düsseldorfer Rosenmontagszuges sorgen weiter für Diskussionen. Die überregionalen Tageszeitungen zeigten in ihren gestrigen Ausgaben große Fotos von den Umzügen in Düsseldorf, Köln und Mainz, wobei vor allem die Wagen von Jacques Tilly aus der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt polarisierten.

Während des Rosenmontagszuges war die Darstellung des zurückgetretenen Bundesverteidigungsministers Karl Theodor zu Guttenberg als Bruchpilot ins Bundeskanzleramt samt Mottospruch "Merkels 11. September" mit Pfiffen bedacht worden. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" sprach in diesem Zusammenhang gestern davon, der Düsseldorfer Zug sei "berühmt und berüchtigt". Die Süddeutsche Zeitung wiederum schrieb, die Narren hätten "kräftig ausgeteilt".

Mit Pfiffen gerechnet

Wagenbauer Jacques Tilly verteidigte das Motiv. "Ich würde noch einmal so entscheiden", sagte Tilly unserer Redaktion. Gleichwohl gab der Wagenbauer zu, sich im Vorfeld gefragt zu haben, ob es nicht besser sei, auf den Hinweis "11. September" zu verzichten. Am Ende habe er sich, so Tilly aber doch für den Mottospruch entschieden, "weil der 11. September eine Metapher für eine Katastrophe, für ein Waterloo ist; und das hat die Kanzlerin durch den Rücktritt zu Guttenbergs erlitten".

Die Missfallenskundgebungen während des Zuges bezeichnete Tilly als "durchaus verständlich". Tilly: "Damit habe ich gerechnet." Tatsächlich erregte der Wagenbauer aber nicht nur mit dem Guttenberg-Wagen für Diskussionen. Auch die Darstellung des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad in Form eines Hakenkreuzes, eine Muslimin, die ganz in eine Burka gehüllt ist, sowie die Figur eines Geistlichen mit einem kleinen Jungen auf dem Schoß in Anspielung auf Missbrauchsfälle innerhalb der katholischen Kirche sorgten für unterschiedliche Reaktionen.

Letztgenannten Wagen griff vor allem die in Berlin erscheinende Tageszeitung "Die Welt" auf, die erklärte, ein solches Motiv sei "in Köln, wo das Dreigestirn in diesem Jahr sogar von Papst Benedikt XVI. empfangen wurde, nicht denkbar" gewesen. Die Zeitung "Südwestpresse" aus Ulm berichtete in ihrer Online-Ausgabe unter Verwendung eines Agenturberichts hingegen von gespaltenen Reaktionen auch in Düsseldorf selbst. "Manchem Jecken" sei "das Lachen beim Anblick des Wagens im Halse stecken geblieben", schrieb das Blatt.

Weniger kontroverse Schlagzeilen provozierte der Mottowagen, auf dem ein Europäer mit einem Geldsack den Rocksaum des libyschen Diktators Gaddafi küsste. Die "Süddeutsche Zeitung" etwa bezeichnete diese Darstellung als "vergleichsweise harmlos". Und Spiegel-Online hob darauf ab, dass die Düsseldorfer Wagenbauer traditionell für "ihre frechen und politisch unkorrekten Wagen bekannt" seien. Als Beispiel diente der Internet-Nachrichtenseite dafür die Darstellung Thilo Sarrazins, der auf einem weiteren Mottowagen eine Muslimin sowie deren Kinder mit einer lanze durchbohrte.

(RP)
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