Mottowagen mit nackter Merkel Köln: Düsseldorf will nur provozieren

Düsseldorf · Die überregionalen Tageszeitungen druckten vor allem ein Foto vom Düsseldorfer Rosenmontagszug: die nackte Angela Merkel. Das Motiv des blinden Kölners, der ein Hinterteil küsst, wurde ebenfalls abgedruckt – auch in der Domstadt: Dort ärgert man sich über den Wagen.

Rosenmontagszug 2010: Das waren die Mottowagen
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Rosenmontagszug 2010: Das waren die Mottowagen

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Die überregionalen Tageszeitungen druckten vor allem ein Foto vom Düsseldorfer Rosenmontagszug: die nackte Angela Merkel. Das Motiv des blinden Kölners, der ein Hinterteil küsst, wurde ebenfalls abgedruckt — auch in der Domstadt: Dort ärgert man sich über den Wagen.

Die nackte Kanzlerin von Düsseldorfs Wagenbauer Jacques Tilly war am Dienstag das meist abgebildete Motiv in den überregionalen Zeitungen. "Der Düsseldorfer Zug präsentiert Jahr für die bissigsten und originellsten Wagen", schreibt die Westdeutsche Allgemeine Zeitung. Und in der Süddeutschen Zeitung heißt es: "Nicht nur in Rio, auch bei den Rosenmontagzügen gab es nackte Haut zu sehen: Die Düsseldorfer entblößten Angela Merkel".

Die "Welt" zeigte die unsanft gelandete Lichtgestalt Obama auf der ersten Seite und im Vermischten wieder Merkel. Auch in den Kölner Zeitungen waren Jacques Tillys Wagen abgebildet. Die Kölnische Rundschau zeigte die Kanzlerin, der Kölner Stadtanzeiger lobte den Düsseldorfer Wagenbauer und sein Team und druckte ein Foto des kölschen Blindküssers mit dem Text "So sieht man Köln in Düsseldorf". Der Boden wankt, der Jungfrau platzt deshalb der Rock, der blinde Kölner bützt an der falschen Stelle. Tilly habe sehr schnell auf die neuen Entwicklungen rund um den Kölner U-Bahn-Bau reagiert, heißt es lobend.

Dass die Kölner in ihrem Lokalteil ein Foto seines Wagen gedruckt haben, das fand sogar Jacques Tilly "ziemlich gut". Auch ansonsten habe er nur Zuspruch für die Motivwagen bekommen, sagte er gestern. Klar, wer Skandale suchte, wurde enttäuscht. "Für mich ist alles in Butter", sagt er. "Ich glaube wir haben die aktuelle Situation rübergebracht." Ein wenig selbstkritisch fügt er hinzu: Man hätte noch Westerwelle und die Hartz-IV-Diskussion als Wagen bearbeiten können, dann wäre aber der Kölner Wagen weggefallen. "Wir hatten nur noch das Wochenende — da konnten wir nur einen weiteren Wagen bauen."

"Diese Spitze gegen Köln hätten sich die Düsseldorfer Karnevalisten ruhig sparen können", sagt Christoph Kuckelkorn, Zugleiter des Kölner Rosenmontagszugs. Das Motiv des Blindküssers sei zudem aus Köln abgekupfert worden. "Das ist nicht die feine Art", findet Kuckelkorn.

In der Tagessschau am Montagabend war der Kölner Zugleiter mit folgendem Statement in der ARD zu sehen: "Der Zug muss nicht allein über die Provokation leben. Das tun Menschen im Norden von Köln. Ich kenne die Stadt nicht genau, es muss irgendein Dorf sein", sprach Kuckelkorn in die Kamera.

Auf Anfrage der RP betätigte Kuckelkorn seine Kritik an dem für ihn zu provokanten Auftreten der Düsseldorfer: "Ich sage immer, wenn die Düsseldorfer nicht so laut schreien würden, würde keiner dort wissen, dass Karneval ist", sagte er mit Hinweis auf den viel größeren Kölner Zug.

Kuckelkorn will aber trotz dieser Seitenhiebe das Gespräch mit den Düsseldorfer Karnevalisten suchen: "Damit sie uns in Zukunft nicht mehr so leichtsinnig auf die Schippe nehmen."

Mehr zum Karneval lesen Sie in unserem großen Special.

(RP)
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