Nach Bühnen-Sturm in Köln Karnevalisten laden Kritikerin von Bernd Stelter nach Düsseldorf ein

Köln/Düsseldorf · Die Szene wird im Fernsehen nicht zu sehen sein - doch für Steuerberaterin Gabriele Möller-Hasenbeck hat ihr Protest gegen einen Doppelnamen-Witz von Bernd Stelter im Kölner Karneval durchaus Folgen: Einladungen nach Düsseldorf.

 Die Szene zeigt den Bühnen-Sturm der Frau aus Weimar.

Die Szene zeigt den Bühnen-Sturm der Frau aus Weimar.

Foto: RPO/Twitter / WDR

Fremde Menschen hätten sie in die konkurrierende Karnevalshochburg Düsseldorf eingeladen - „alle übers Internet“, sagte Möller-Hasenbeck am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor habe sie negative Kommentare sowohl im Netz als auch in Briefen erhalten. „Bleiben sie in Weimar und kommen sie nie wieder nach Köln“ oder „Lass dich in Köln nicht mehr blicken“, hätten Unbekannte ihr geschrieben, berichtete Möller-Hasenbeck.

Die Thüringerin hatte sich bei einer Karnevalssitzung über einen Doppelnamen-Witz des Komikers Bernd Stelter empört und war auf die Bühne gestürmt. Der Vorfall hatte in sozialen Netzwerken ein enormes Echo ausgelöst und wurde als Video verbreitet. Im Fernsehen wird diese Szene aber nicht zu sehen sein. Der WDR hat sich entschlossen, sie rauszuschneiden. Eine WDR-Sprecherin stellte klar, Stelters Witze über Doppelnamen würden in der Sendung durchaus zu sehen sein, nur eben nicht der Protest der Frau, die zu ihm auf die Bühne gekommen war.

Die Sendung „Karneval in Köln“, die am Rosenmontag um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen ist, sei ein Zusammenschnitt zweier jeweils sechsstündiger Aufzeichnungen von Kölner Karnevalssitzungen im Gürzenich, teilte der WDR am Mittwoch mit. „Die in den Medien diskutierte Störung der Rede Bernd Stelters durch eine Zuschauerin erstreckte sich mit Unterbrechungen über mehrere Minuten und ist in vielen Teilen akustisch in der Aufzeichnung nicht hörbar und teilweise unverständlich.“

Deshalb habe der Sender entschieden, die Szene in dem Zusammenschnitt nicht zu zeigen. Während der Ausstrahlung der Rede von Stelter werde es für die Fernsehzuschauer einen Hinweis via Laufband geben, der auf eine Videotextseite mit Zusatzinformationen zu dem Auftritt verweise.

Als Stelter bei der Karnevalssitzung im Zusammenhang mit der neuen CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer über Doppelnamen gelästert hatte, hielt Möller-Hasenbeck ihm vor: „Männernamen sind immer toll - und Frauennamen sind immer scheiße. Und Doppelnamen sind Doppelscheiße.“ Danach musste sie den Saal verlassen.

Die hasserfüllten Reaktionen gingen so weit, dass die Steuerberaterin auf Bewertungsportalen im Internet extrem negative Beurteilungen erhielt. „Ich bin heute Morgen zum Beispiel angerufen worden von einem Unternehmen, das so eine Seite betreibt, und die haben gesagt, dass sie seit zwei Tagen nur dabei sind, diese Hasskommentare zu löschen“, berichtete Möller-Hasenbeck. Deshalb sei ihr vorgeschlagen worden, ihre Seite abzuschalten, damit keine Bewertungen mehr möglich sind. „Da hab ich gesagt, dass ich einverstanden bin.“

Letztlich habe sie einen solchen „Aufriss“ gar nicht haben wollen. „Da bin ich auch gar nicht der Typ dafür.“ Jetzt müsse sie allerdings durch die Angelegenheit durch. Dennoch wünsche sie sich, dass manche Zeitgenossen ihren Sinn für Humor einmal kritisch hinterfragen.

(lukra/dpa)
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