Karneval in Düsseldorf Waschechte Unterbacher mit Taktgefühl

Düsseldorf · Ulli und Doro Emde vertreten als Prinzenpaar den Karnevalsauschuss Unterbach. Zur Eröffnung ihres Balles tanzten sie einen Walzer.

 Das Unterbacher Prinzenpaar Ulli und  Doro begrüßen die Gästen beim Prinzenpaar-Ball.

Das Unterbacher Prinzenpaar Ulli und  Doro begrüßen die Gästen beim Prinzenpaar-Ball.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Während sich in der Halle die Gäste schon mal warm schunkeln, stellt sich auf dem Gang die Tanzgarde Weiß-Rot zum Einzug auf. „Eigentlich kennen wir das alles, aber jetzt ist schon der Punkt, an dem der Puls steigt“, sagt Prinz Ulli und reiht sich mit seiner Prinzessin Doro in die Aufstellung ein. Dann geht die Tür auf, die Band spielt „Heidewitzka, Herr Kapitän“ und rund 150 Gäste stehen auf, um das Prinzenpaar mit einem Klatschmarsch willkommen zu heißen. Das Prinzenpaar vom Karnevalsausschuss Unterbach hat am Samstagabend zum Prinzenball in die Halle der Wichernschule eingeladen.

Wie es sich für einen Ball gehört, ist es an den Gastgebern, den Ball zu eröffnen. Die Tanzgarde Weiß-Rot überlässt dem Prinzenpaar die Tanzfläche. Für einen kurzen Moment lächelt Prinz Ulli etwas gequält, doch das ändert sich schlagartig, als die ersten Takte des Walzers erklingen. Unter aufmerksamer Beobachtung der Gäste tanzt das Paar seinen Eröffnungswalzer, den „Kaiser-Walzer“ von Johann Strauss. Die beiden kennen ihn schon aus ihrer Showtanz-Zeit: Anfang der 90er Jahre haben sie dazu schon einmal getanzt – damals mit aufwendigerer Choreographie.

Nach ihrem Tanz sind Prinz Ulli und Prinzessin Doro alias Ulli und Doro Emde sichtlich zufrieden. „Walzer können wir einfach“, stellt Doro klar und wischt damit alle Gedanken an ein mögliches Training beiseite. Sie hat schon als Kind auf solchen Veranstaltungen mit ihrem Vater getanzt. „Ich habe nie eine Tanzschule von innen gesehen“, sagt Ulli, „seitdem ich 17 war, bin ich immer in der Disco gewesen – zum Tanzen, nicht zum Trinken.“ „Andere Paare müssen vorher Tanzen üben, das ist bei den beiden ganz anders“, berichtet Roland Beckers, der 2006 selbst Prinz war und als Adjutant dem aktuellen Prinzenpaar nicht von der Seite weicht.

Viel aufregender als das Tanzen ist für Doro und Ulli, vor so vielen Leuten zu sprechen und den Verein angemessen zu repräsentieren. Das närrische Volk ist zufrieden: „Das Prinzenpaar ist einfach wunderbar und süß“, schwärmt Ursula Rath, die seit 1975 beim Unterbacher Karneval dabei ist. Auch Claudia Luth ist begeistert: „Die sind beide mit Freude und Spaß dabei und bringen das auch rüber.“ Für die beiden Frauen ist besonders erwähnenswert, dass das Prinzenpaar waschechte Unterbacher sind: „Die kennt man im Dorf.“

In Unterbach betreiben Ulli und Doro Emde eine Schreinerei und ein Bestattungshaus. „Als Bestatter weiß man, warum man Karneval feiert“, kommentiert Ulli diesen Umstand trocken, „mit dem Hoppeditz steht am Ende jeder Session eine Beerdigung an.“ Wenn das Prinzenpaar unterwegs ist, lassen sie sich im Familienbetrieb von ihrem Sohn Sebastian vertreten. Besonders in der Woche vor Rosenmontag wird das häufig vorkommen. Mehr als 80 Termine stehen für das Prinzenpaar zwischen Mitte Januar und Aschermittwoch an. Zwischen den Terminen ist es schon manchmal stressig, aber Ulli und Doro erfüllen sich einen Lebenstraum: „Mein Bruder war damals Kinderprinz und ich durfte nie Kinderprinzessin werden“, erzählt Doro, „aber jetzt bin ich eine richtige Prinzessin.“

„Unsere Kinder haben uns das vorgelebt, wie viel Freude das macht“, sagt Ulli und verweist auf Sebastian und Melina, die 1999 und 2003 Teil des Kinderprinzenpaars waren. Als Prinzenpaar repräsentieren Ulli und Doro Emde den Sommer- und den Winterbrauchtum in Unterbach: Während Ulli seit 40 Jahren Mitglied in der St. Hubertus-Schützenbruderschaft und seit 35 Jahren beim Karnevalsausschuss dabei ist, hat Doro viele Jahre in der Tanzgarde selbst getanzt und seit 28 Jahren trainiert sie die Tanzgarde Weiß-Rot. Der gemeinsame Gedanke beider Traditionen wird auch im Motto der Session deutlich: „Ein Herz, das für die Heimat schlägt, den Schützen und den Jecken prägt.“ Unter diesem Motto regiert das Prinzenpaar über sein närrisches Volk, das zu karnevalistischen Liedern eine rauschende Ballnacht feiert.

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